Formel 1:"Er wollte mich zweimal umbringen"

Bei Force India zoffen sich Teamkollegen heftig. Sebastian Vettel beißt ins Lenkrad. Und Mick Schumacher dreht eine Ehrenrunde für seinen Vater. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes in Spa.

Von Elmar Brümmer, Spa-Francorchamps

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Sebastian Vettel

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Quelle: AFP

Gut, dass Ferrari die Vertragsverlängerung mit Vettel schon auf Samstag, zwölf Uhr, vorgezogen hatte. Die Aussicht auf drei weitere Jahre in Rot ließen ihn gelassen darauf reagieren, dass er in Spa zweimal aus dem Windschatten heraus zwar an Spitzenreiter Lewis Hamilton heran-, aber nicht vorbeikam. Beim Re-Start fiel er auf die Finte des Briten herein, weshalb er ihm zu nahe kam, um zu überholen: "Ich habe ins Lenkrad gebissen, weil ich die Chance verpasst habe. Das ärgert mich, und deshalb bin ich nicht ganz zufrieden." Andererseits habe Ferrari erneut gezeigt, mit Mercedes mithalten zu können - auf einer Strecke, auf der die Silberpfeile klar favorisiert waren. Die nächste Chance auf einen Sieg gibt's am kommenenden Wochenende, im Autodromo Nazionale von Monza. Wieder ein High-Speed-Tempel, diesmal aber mit Heimvorteil.

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Mick Schumacher

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Quelle: AFP

Ein Vierteljahrhundert ist es her, seit mit Michael Schumachers erstem Formel-1-Sieg in Spa der deutsche Motorsport-Boom ausbrach. Das Jubiläum wurde würdig begangen. Vor dem Großen Preis von Belgien drehte Schumachers 18-jähriger Sohn Mick, der seit diesem Jahr in der Formel 3 fährt, eine Ehrenrunde im Benetton von 1994, mit dem sein Vater seinen ersten Titel geholt hatte, den ersten von sieben. "Es war leider nur eine Runde. Ich wäre gerne länger gefahren", schwärmte Mick Schumacher, "aber die war mega. Spa ist ja das Wohnzimmer von meinem Papa. Insofern ist es für mich angemessen gewesen, hier zu fahren. Aber es war sehr emotional an einem so historischen Ort." Formel-1-Geschäftsführer Ross Brawn ging es ähnlich, er sagte: "Du kannst nicht nach Spa kommen, ohne an Michael zu denken..."

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Valtteri Bottas

F1 Grand Prix of Belgium

Quelle: Getty Images

Alle Top-Piloten haben jetzt einen Vertrag, nur der Finne ist noch ohne Arbeitsversprechen für 2018. Wobei sich das bald ändern dürfte, wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff verrät: "Es versteht sich eigentlich von selbst, dass Valtteri bleibt, es geht nur noch um Details." Daran ändert auch sein schwaches Wochenende in Spa nichts, das er mit Platz fünf beendete. Bottas, bei Mercedes als Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg angetreten, sieht es so: "Meinen Vertrag für diese Saison habe ich erst im Januar unterschrieben. Da sind wir jetzt ja vergleichsweise noch früh dran." Der Ein-Jahres-Vertrag ist nur noch Formsache, aber schon heute geht es um 2019 - dann bewerben sich bei Mercedes auch Max Verstappen, Daniel Ricciardo und Esteban Ocon. Und Bottas, natürlich.

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Lewis Hamilton

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Quelle: AFP

Lewis Hamilton ist mit einem Vorsatz aus der Sommerpause gekommen, er lautet: "Ich werde bis aufs Blut kämpfen." Das hat er in Spa zweifelsohne getan. Sein 200. Rennwochenende in der Formel 1 lief optimal für ihn, und das, obwohl er seinen Silberpfeil eigentlich nicht als stärkstes Auto sieht: "Sebastian und Ferrari sind in Bestform." Hamilton aber scheint noch eine Leistungsstufe darüber zu fahren: Samstags mit Rundenrekord zur Pole-Position Nummer 68, und damit auf einer Stufe mit der Rekordmarke von Michael Schumacher. Sonntags sein fünfter Sieg der Saison, der 58. seiner Karriere, trotz Blasen auf den Vorderreifen und einer Safety-Car-Phase, die ihn fast die Spitze gekostet hätte. Aber mit einer Finte konterte er Vettel aus, und beim Rad-an-Rad-Duell jenseits von Tempo 300 kam ihm die Zusatzpower von Mercedes zur Hilfe.

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Max Verstappen

F1 Grand Prix of Belgium

Quelle: Getty Images

Nach acht von 44 Runden war für die meisten Zuschauer das Rennen gelaufen - nämlich für die 80 000 in Oranje. Ihr Idol, immerhin von Rang fünf gestartet, rollte aus, kopfschüttelnd und fluchend: "Das glaube ich jetzt nicht..." Tatsächlich aber war sein Red-Bull-Renault ausgefallen, zum sechsten Mal im zwölften Rennen. Das ärgerte den 18-jährigen Niederländer vor allem mit Blick auf seine Landsleute im Publikum: "Sie haben viel Geld ausgegeben, das Rennen zu sehen, und dann bin ich gleich raus. Wie frustrierend ist das denn..." Sollte es so weitergehen, wird ihn sein Rennstall wohl nicht über die Saison 2018 hinaus halten können - dann kann Verstappen das Team verlassen, er gilt als Kandidat bei Mercedes. Mittlerweile äußert Verstappen offen Kritik an seinem Arbeitgeber: "Bei einem Topteam dürfen solche Sachen nicht passieren...!" Teamchef Christian Horner sagt nur: "Diese Saison wird ihn stärker machen."

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Stoffel Vandoorne

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Quelle: AFP

Mit einem neuen Vertrag reiste der Belgier zu seinem ersten Heim-Grand-Prix an. Das war die gute Nachricht der Woche. Die schlechte: Der 25-Jährige sitzt im nächsten Jahr immer noch in einem McLaren-Honda. Und dann war da ja auch noch die Strafe, die er in Spa kassierte: Wegen diverser neuer Teile am Antriebsstrang bekam Vandoorne 65 Strafplätze aufgebrummt. Er musste als letzter starten, aber er tat, was er kann. Nach der ersten Runde hatte er schon drei Plätze gut gemacht, am Ende kam er auf Rang 14 ins Ziel. "Dass wir die Flagge gesehen haben, war aber auch das einzig Positive", klagte er hinterher, "wir hatten keine Chance, jemanden zu überholen, und keine Möglichkeiten uns dagegen zu wehren, überholt zu werden. Wir sind einfach auf der Geraden kleben geblieben."

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Sergio Perez

F1 Grand Prix of Belgium

Quelle: Getty Images

Zweimal waren der Mexikaner und sein französischer Force-India-Teamkollege Esteban Ocon bisher bei Rennen kollidiert, diesmal schafften sie es in einem Rennen. Beide Male war der frustrierte Perez der Übeltäter, er brachte sich und seinen Rennstall um eine Menge WM-Punkte. Und das kam so: Schon in der ersten Runde drückte Perez das Auto seines Kollegen fast in die Mauer. Beim zweiten Duell, wieder auf dem Weg zur Eau Rouge, verteidigte er seine Linie radikal. Resultat: ein abgerissener Flügel und ein aufgeschlitzter Reifen an Perez' Auto. Und Riesenzoff zwischen den Teamkollegen. Ocon holte noch zwei Pünktchen, aber er war hinterher kreidebleich: "Wir haben bei Tempo 300 völlig unnötig unser Leben riskiert. Ich weiß nicht, ob er lebensmüde ist, er wird doch bald Vater." Auf Twitter legte er nach: "Er wollte mich zweimal umbringen." Was das Team sagt? Es droht mit Sperre und Stallorder.

© SZ.de/chge/mane
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