Formel-Eins-Benzinaffäre in Sao Paulo:Räikkönen bleibt Formel-1-Weltmeister

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Ferrari-Pilot Räikkönen bleibt Weltmeister. Das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbands FIA hat den Einspruch von McLaren-Mercedes wegen der Benzinaffäre beim Saisonfinale in Sao Paulo abgelehnt.

Aufatmen bei Ferrari und Kimi Räikkönen, Abfuhr für McLaren-Mercedes: 26 Tage nach dem letzten Rennen in Sao Paulo ist Kimi Räikkönen endgültig als neuer Formel-1-Weltmeister bestätigt worden.

Er hat sich zu Recht gefreut: Kimi Raikkönens erster Titelgewinn ist durch die Entscheidung des Berufungsgerichts bestätigt worden. (Foto: Foto: dpa)

Das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA wies am Freitag in Paris den Einspruch von McLaren-Mercedes zurück und beseitigte die letzten juristischen Zweifel am Erfolg des Ferrari-Piloten aus Finnland.

Eine nachträgliche Ergebniskorrektur hätte am grünen Tisch noch den zweitplatzierten Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton zum Weltmeister machen können.

"Nach der Anhörung beider Parteien und der Prüfung verschiedener Dokumente sowie anderer Beweise, hat das Gericht entschieden, dass der Einspruch von McLaren-Mercedes unzulässig ist", teilte die FIA am Freitag in Paris die Entscheidung von Jan Stovicek (Tschechien/Vorsitz), John Cassidy (USA), Vassilis Koussis (Griechenland) und Jose Macedo e Cunha (Portugal) mit.

Am Donnerstag hatten die vier FIA-Richter in London vier Stunden lang Vertreter von McLaren-Mercedes, BMW-Sauber, Williams-Toyota und Ferrari angehört und sich danach zur Beratung zurückgezogen.

Mehr als 30 Stunden später gaben sie dann am Freitagabend ihre Entscheidung bekannt. Die Silberpfeile waren gegen die Entscheidung der Rennkommissare in Berufung gegangen, am 22. Oktober in Sao Paulo die Williams-Toyota-Piloten Nico Rosberg (Wiesbaden/Platz 4) und Kazuki Nakajima (Japan/Platz 10) sowie das BMW-Sauber-Duo Robert Kubica (Polen/Platz 5) und Nick Heidfeld (Mönchengladbach/Platz 6) nicht zu disqualifizieren, obwohl die Benzintemperatur ihrer Autos bei FIA-Messungen zwischen zwei und vier Grad Celsius unterhalb des erlaubten Grenzwertes gelegen hatte.

Die Richter waren nach der Anhörung der Meinung, dass das Team aber gar nicht zu einem Einspruch gegen die Entscheidung der Rennkommissare berechtigt war, weil es nicht an der vorherigen Untersuchung beteiligt war. Die gegnerischen Anwälte hatten am Donnerstag moniert, dass die Silberpfeile stattdessen gegen das Rennergebnis hätten protestieren müssen.

McLaren-Mercedes hatte ausgeführt, dass ihnen die Kommissare selbst das Vorgehen bestätigt hätten. Obwohl Hamilton selbst den Titel gar nicht mehr wollte und Mercedes-Sportchef Norbert Haug sowie McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh im Vorfeld der Berufungsverhandlung mehrfach betont hatten, dass es ihnen nicht um die nachträgliche WM-Krönung des 22 Jahre alten Briten gehe, hatte McLaren-Anwalt Ian Mill am Donnerstag in der Anhörung die Disqualifikation der vier betroffenen Piloten und das Aufrücken von Hamilton gefordert.

Ferrari-Anwalt Nigel Tozzi hatte daraufhin im plakativsten Plädoyer von "schamlosen Heuchlern ohne jede Integrität" gesprochen, falls sich die Silberpfeile "durch die Hintertür" doch noch den Titel hätten erkämpfen wollen. Whitmarsh hatte nach der Anhörung entgegnet, dass Mills Ausführungen zwar das "aus rechtlicher Sicht das einzige angemessene Argument", aber nicht "unser ultimatives Ziel" gewesen sei.

McLaren hatte immer darauf gedrängt, dass Unklarheiten im Reglement beleuchtet würden. Unklarheit herrschte über die Messung der Benzin-Temperatur, die laut Artikel 6.5.5 des technischen Reglements im Auto nicht mehr als zehn Grad Celsius unter der Umgebungstemperatur liegen darf. Gemessen wurde von der FIA, wie der Technische Delegierte Charlie Whiting dem Gericht bestätigte, aber nicht im Auto, sondern an der Tankanlage.

Die Anwälte von BMW-Sauber, Williams und Ferrari hatten aber argumentiert, dass das Benzin sich auf dem Weg von der Tankanlage durch den Tankrüssel bis ins Fahrzeug erwärme. Williams hatte Daten von Sensoren im Tank ihres Autos geliefert, dass der Treibstoff von Rosberg zu keiner Zeit kälter als 31 Grad gewesen sei.

Zudem hatte Whiting bei der relevanten Außentemperatur eine Diskrepanz von fünf Grad zwischen den Ergebnis-Monitoren (38 Grad) und den Daten des von der FIA und den meisten Teams üblicherweise genutzten Wetterdienstes Meteo France (33 Grad) eingeräumt.

© sid, Thomas Straka/dpa/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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