Formel 1:Der Preis der Tradition

Die Betreibergesellschaft des Hockenheimrings verlangt vom neuen Besitzer der Formel 1 finanzielle Sicherheiten. Der alte Vertrag für die Rennserie läuft 2018 aus.

Von Anna Dreher, Barcelona

Georg Seiler

Georg Seiler ist Geschäftsführer des Hockenheimrings.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Georg Seiler kennt das genau, er macht das ja seit vielen Jahren: Ein Angebot ausarbeiten und dann verhandeln, verhandeln, verhandeln. Seiler ist Manager und Geschäftsführer des Hockenheimrings Baden-Württemberg, der zweiten großen deutschen Rennstrecke neben dem Nürburgring. Seit 1970 fährt die Formel 1 hier, die 4,574 Kilometer lange Strecke in der Kurpfalz ist seit Jahrzehnten fest eingeplant in den Kalender der Motorsportserie. Sie gehört zu den Traditionsrennen, Legenden dieses Sports feierten hier große Erfolge.

Nach dieser Saison aber endet der Zehnjahresvertrag, den Seiler noch mit dem früheren Chef der Rennserie Bernie Ecclestone abgeschlossen hatte. Ob auch in den kommenden Jahren ein Formel-1-Rennen in Deutschland stattfinden wird, ist offen. Noch steht die Hockenheim GmbH in Verhandlungen mit dem neuen Formel-1-Eigner Liberty Media aus den USA. "Sie haben gesagt, dass sie die Traditionsstrecken fördern wollen und dass ihnen Deutschland wichtig ist", sagte Seiler in Barcelona, "und sie kennen unsere Vorstellungen. Alles zusammen zu bringen, ist nicht immer leicht. Am Ende wird das Geld entscheiden."

Liberty Media um Geschäftsführer Chase Carey will die Formel 1 erneuern. Dazu gehören Überlegungen zur Umgestaltung des Rennkalenders. Im Gespräch waren und sind neue Austragungsorte wie Miami, Hanoi oder Buenos Aires, die viel Geld zahlen würden. "Diesen Städten machen 50 Millionen nichts aus und Liberty Media wäre ja schön blöd, das dann nicht zu machen", sagt Seiler, der unbedingt ein Minusgeschäft vermeiden will: "Wir werden nicht draufzahlen und auf keinen Fall einen Vertrag unterschreiben, der ein wirtschaftliches Risiko beinhaltet."

Formel 1: Bernie Ecclestone (li.) hatte den aktuellen Vertrag mit der Hockenheim GmbH ausgehandelt. Ob er Bestand hat, hängt vom neuen Eigentümer, Liberty Media, und dessen CEO Chase Carey (r.) ab.

Bernie Ecclestone (li.) hatte den aktuellen Vertrag mit der Hockenheim GmbH ausgehandelt. Ob er Bestand hat, hängt vom neuen Eigentümer, Liberty Media, und dessen CEO Chase Carey (r.) ab.

(Foto: Amdrej Isakovic/AFP)

Im Gegensatz zu anderen Strecken, erhält der Hockenheimring keine finanzielle Unterstützung von Land oder Staat - und tat sich in den vergangenen Jahren schwerer, die hohen Summen der Formel 1 zu refinanzieren. Denn während zu Zeiten von Rekordweltmeister Michael Schumacher über 90 000 Fans an die Strecke strömten, sind die Zuschauerzahlen inzwischen zurückgegangen. Für das Rennen am 22. Juli wurden mit bisher 61 000 Tickets jedoch wieder deutlich mehr verkauft, allein 10 000 an niederländische Fans von Max Verstappen. Um die Formel 1 in Deutschland fortzusetzen, denkt Seiler auch über abwechselnde Auftritte am Hockenheim- und Nürburgring nach. Vor allem aber hofft er nun auf Hilfe aus Politik oder Wirtschaft: "Es werden alle spätestens aufwachen, wenn es heißt, es gibt kein Formel-1-Rennen mehr in Deutschland. Aber dann ist es zu spät."

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