Formel 1:Das Karussell dreht sich weiter

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Der Rückzug des allmächtigen Max Mosley verhindert ein Schisma in der Formel-1-Serie, und der Machtkampf nimmt ein gutes Ende.

René Hofmann

Am Ende ist es so gekommen, wie es von Anfang an abzusehen war - und wie es auch gut ist: Die Formel 1 wird weiter die herausragende Motorsportserie sein, in der die besten Piloten unterstützt von den traditionsreichsten Teams in den schnellsten Autos gegeneinander antreten. Die acht Rennställe Ferrari, BMW-Sauber, McLaren-Mercedes, Renault, Toyota, Red Bull, Toro Rosso und Brawn GP, die sich zur Formula One Teams Association (Fota) zusammengeschlossen und forsch mit einer Konkurrenz-Veranstaltung gedroht hatten, stehen vor einer Einigung mit dem Automobilweltverband FIA, der die Spielregeln für das Spektakel aufstellt.

FIA-Boss Max Mosley (links) beim Gipfeltreffen in Paris an der Seite des einflussreichen Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo. (Foto: Foto: AFP)

Vordergründig war es bei dem Streit um das Reglement gegangen. Um das Überleben der Teams in der Wirtschaftskrise und so den Fortbestand der Serie zu sichern, will die FIA die Kosten drastisch beschränken. Der Ansatz ist vernünftig. Künftig sollen pro Saison 45 Millionen Euro ausreichen, um zwei Rennwagen in 17 Rennen zu schicken. Die Konzernteams gaben in den vergangenen Jahren fast das Zehnfache aus. Ihnen ist der Einschnitt zu tief. Vor allem aber lehnen sie die Gutsherrenart ab, in der die Serie zuletzt regiert wurde: FIA-Präsident Max Mosley kann die Regeln quasi nach Belieben ändern - und der Machtmensch schreckt nicht davor zurück.

Geprellte Protagonisten

Um die kommerziellen Belange kümmert sich sein Freund Bernie Ecclestone. Die Firmen, die er dirigiert, schütten gerade einmal die Hälfte der Einnahmen, die sie mit der Formel 1 generieren, an die Rennställe aus. Die Quote ist eine Provokation: In kaum einer anderen Sportart bekommen die Protagonisten einen ähnlich geringen Anteil. Schon lange wollen die Teams deshalb die ganze Struktur ändern.

Als Mosley ein Reglement präsentierte, gegen das sich leicht Stimmung machen ließ, nutzten sie die Gelegenheit für einen Vorstoß, der viel Wucht entwickelte, weil Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo die Führung übernahm. Der Italiener kennt das Geschäft schon lange. Und: Montezemolo weiß, wie viele Emotionen die Formel 1 begleiten und wie leicht sich deshalb mit ihr öffentlicher Druck erzeugen lässt.

Die Auseinandersetzung ist ein Beispiel dafür, wie virtuos die Medien im modernen Sport in Machtspiele eingebunden werden. Zuletzt spitzte sich der Streit auf Mosley zu. Der 69-Jährige war die Königsfigur. Ihn wollte die Fota stürzen, was nun offenbar geglückt ist: Mosleys Ankündigung, im Herbst nicht mehr als FIA-Präsident zu kandidieren, ebnete den Weg. Fürs Erste dürfen sich die Abtrünnigen als Sieger fühlen. Ihre Drohung, eine eigene Formel aufzuziehen, war hohl: Serien, bei denen die Teilnehmer die Regeln schreiben, funktionieren selten, weil es früher oder später Streit gibt und sich Teams zurückziehen. Die FIA andererseits musste einen Kompromiss finden, weil ihre Formel 1 ohne Ferrari viel weniger wert gewesen wäre. Dass bis auf Mosley nun alle zusammenbleiben, war ein Gebot der Vernunft.

© SZ vom 25.06.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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