Formel-1-Crashpilot Romain Grosjean:Der Verrückte aus Kurve eins

Romain Grosjean macht erneut großen Ärger: Wenige Sekunden nach dem Start des Formel-1-Rennens von Japan schiebt er Mark Webber von der Strecke und kassiert dafür eine Stop-and-Go-Strafe - seine Kollegen sind sauer, denn es ist nicht das erste Mal, dass der Franzose als Rowdie auffällt.

Martin Anetzberger

Japan Formula One Grand Prix

Romain Grosjean während einer Trainings-Session in Suzuka.

(Foto: dpa)

Romain Grosjean hat ein schmales, blasses Gesicht, auffallend blaue Augen und sieht außerhalb seines Formel-1-Autos wahrlich nicht gefährlich aus. Doch wenn er seinen Helm trägt und in seinem Lotus-Bolliden sitzt, kann so manchem seiner Konkurrenten Angst und Bange werden.

Jüngstes Opfer seiner Unberechenbarkeit wurde Red-Bull-Pilot Mark Webber, den Grosjean bereits in der ersten Kurve des Großen Preises von Japan äußerst unsanft von der Strecke beförderte. Ein Crash, der das Rennen in Suzuka auch für Nico Rosberg beendete. "Ich werde wohl mal ein Wort mit ihm reden, schließlich hat er mein Rennen kaputtgemacht und das von vielen anderen auch. Ein Rennen auf diese Art und Weise in der ersten Kurve zu beenden, ist beschissen", schimpfte der Deutsche. Niki Lauda nannte Grosjean gar einen "Wahnsinnigen" und hatte keinerlei Verständnis, dass die Rennleitung nur eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe verhängte.

Mark Webber kommentierte die Szene nach dem Rennen ebenfalls: "Das war wieder der Verrückte aus Kurve eins" sagte der Teamkollege von Sebastian Vettel. Vettel selbst war von der Pole Position gestartet, bekam zu seinem Vorteil nichts von alledem mit und fuhr einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein. Weil der WM-Führende Fernando Alonso ausschied, hat der Deutsche nur noch vier Punkte Rückstand auf den spanischen Ferrari-Piloten.

Die heftigen Reaktionen gegen Grosjean werden verständlich, wenn man sich vor Augen führt, was Grosjean im Verlauf der bisherigen Saison bereits angerichtet hat. Es war das achte Mal, dass Grosjean in eine Kollision zu Rennbeginn verwickelt war. Und unschuldig war er an diesen Unfällen zumeist nicht. Den negativen Höhepunkt fabrizierte der 26-Jährige vor einigen Wochen im belgischen Spa, als er einen Massencrash verursachte und mit seinem Auto nur knapp am Kopf von Fernando Alonso vorbei gesegelt war. Schockierende Bilder, die den Motorsportverband Fia dazu veranlassten, Grosjean für das Rennen in Monza zu sperren. Außerdem musste er 50.000 Euro Strafe zahlen. Es war die erste Sperre für einen Fahrer nach Mika Häkkinen im Jahr 1994.

Räikkönen zeigt, was im Lotus steckt

Der Vorfall erneuerte in der Szene auch die Debatte darüber, ob die Cockpits von Formel-1-Autos durch eine Hülle geschützt werden sollten, weil umherfliegende Teile das wohl größte Sicherheitsproblem der Rennserie darstellen. Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat sich allerdings gegen so eine Cockpit-Kanzel ausgesprochen: "Das ist ein absoluter Blödsinn. Die Formel 1 sollte das bleiben, was sie ist. Unfälle wird es immer geben", hatte er nach dem Grand Prix von Belgien gesagt.

Schon nach Spa hatte sich Grosjean geläutert gezeigt, auch diesmal entschuldigte er sich: "Es war ein dummer Fehler", sagte er. Der Franzose ist ein talentierter Fahrer, sitzt in einem guten Auto und steht in der WM-Wertung mit 82 Punkten auf dem achten Rang. Doch sein Talent alleine wird ihm nicht reichen, wenn er in engen Situationen weiterhin mit dem Kopf durch die Wand will. Sein Team und auch die Formel 1 werden sich sein Treiben nicht ewig ansehen.

Was im Lotus steckt, wenn man sich in hitzigen Rennmomenten zurückhält, zeigt Teamkollege Kimi Räikkönen. Der frühere Weltmeister hat bisher 157 Punkte eingefahren und steht auf dem dritten Rang der Fahrerwertung.

Mit Material von dpa und dapd.

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