Formel 1:Bitte, bitte, gebt euch doch die Hand!

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Sicherheitsabstand: Es war wahrscheinlich besser so, dass sich Valtteri Bottas die Pole Position schnappte und damit zwischen den Streithähnen Vettel (l.) und Hamilton (r.) stand. (Foto: Getty Images)
  • Beim Formel-1-Rennen in Spielberg startet Valtteri Bottas von der Pole Position.
  • Sebastian Vettel geht als Zweiter ins Rennen, Lewis Hamilton nach einer Strafversetzung von Rang acht.
  • Für Diskussionen sorgt ein nicht erfolgter Handschlag zwischen dem Briten und dem Deutschen.

Von Philipp Schneider, Spielberg

Ein bisschen hat sich die neue Formel 1 das Problem jetzt selber geschaffen. Seit die Eigentümer von Liberty Media die Formel 1 übernommen haben, soll die Rennserie ja noch unterhaltsamer werden, transparenter, die Zuschauer sollen näher ran dürfen an die Fahrer. Und zu diesem Plan gehört auch die Idee, dass die Fahrer häufiger Interviews geben. An Orten, an denen sie früher nie öffentlich geredet haben. Beispielweise auf dem Asphalt der Start- und Zielgeraden, direkt vor der Haupttribüne, und das schon nach dem Qualifying am Samstag.

Die neue Formel 1 ist also selbst schuld, dass sich in Spielberg nun Lewis Hamilton und Sebastian Vettel gegenüberstanden, in einer sogenannten Live-Situation, wie man im Fernsehen sagt. Dass sie nun zunächst eine Weile redeten über die Pole Position von Valtteri Bottas, den zweiten Platz von Vettel und den dritten von Hamilton. Und dass dann noch der mit der Situation etwas überforderte Moderator am Ende einer Frage- und Antwortrunde plötzlich zu flehen begann. "Please, I need a handshake!" Bitte, bitte, Lewis und Sebastian, gebt euch doch die Hand zum Abschied! Hamilton und Vettel schauten etwas entgeistert, dann liefen sie nacheinander von der Piste. Die Hand gaben sie sich nicht.

Irre Geschichte? Naja, geht so.

Es dauerte trotzdem nur wenige Minuten, ehe das Netz einen Hashtag gebar, um dem vermeintlichen Skandal einen naheliegenden Namen zu geben: #Handshakegate. Das war freilich überaus übertrieben, zumal sich Vettel und Hamilton die Hand schon gegeben hatten, ehe sie zum Interview erschienen waren. Und so bewies diese konzertierte Überreaktion von Moderator und Internetgemeinde nur, wie sehr die Aufmerksamkeit auf die zwei Führenden der WM-Gesamtwertung seit dem Rumpelrennen von Baku noch immer gerichtet ist.

Nachdem Vettel Hamilton in Aserbaidschan mit voller Absicht ins Auto gefahren war, hatte der Ferrari-Pilot am Montag nach einer Anhörung beim Automobil-Weltverband Fia eine härtere Strafe noch abwenden können. In Spielberg hatte sich Vettel dann abermals öffentlich entschuldigt - und Hamilton verziehen. Aber ob der Brite von dem Crash womöglich doch eine Seelenbeule davongetragen hat, das wird sich noch weisen.

Hamilton hofft auf die Vorteile seiner Reifenmischung

Die Geschichte am Samstag war zunächst eine andere: Bottas vor Vettel vor Hamilton. Der Finne war in seinem Mercedes beim Großen Preis von Österreich auf die Pole Position gerast. Und der Favorit und Vorjahressieger Hamilton darf beim Rennen an diesem Sonntag (14 Uhr) nicht einmal vom dritten Startplatz ins Rennen starten, sondern nur vom achten. Weil seine Mechaniker nach dem Rennen in Baku das Getriebe tauschen mussten, das laut Reglement für sechs Rennen halten muss, wird Hamilton um fünf Plätze versetzt.

Am Ende war Bottas 0,042 Sekunden schneller als Vettel. "Ich bin wirklich glücklich, der Wagen war phänomenal und ich freue mich auf das Rennen", sagte Vettel. Bottas darf zum zweiten Mal in seiner Karriere ganz vorne parken, er "habe es genossen da draußen", sagte er. "Das Auto war sehr stabil. Ich habe Vertrauen gehabt, das man benötigt in den Hochgeschwindigkeitskurven."

Für Hamilton, der 14 Punkte hinter Vettel liegt in der Gesamtwertung, geht es nun "um Schadensbegrenzung", wie er sagte. "Ich werde versuchen, den besten Job abzuliefern, den ich tun kann, um für das Team Punkte zu holen." Anders als Vettel und Bottas hatte Hamilton in der entscheidenden Phase der Qualifikation nicht die weichste Reifenmischung aufgezogen, er rollte auf den etwas härteren Pneus. Und diese Supersofts wird er auch am Sonntag aufgezogen haben, wenn er ins Rennen startet. "Ich mache mir keine Illusionen, das sind die langsameren Reifen", sagte Hamilton. "Es geht in erster Linie um einen langen ersten Lauf."

Hamilton und Vettel
:"Es war falsch, in ihn reinzufahren"

Sebastian Vettel entschuldigt sich, Lewis Hamilton verzeiht. Beim ersten gemeinsamen Auftritt nach dem Baku-Crash inszenieren die Formel-1-Piloten ihre Versöhnung.

Von Philipp Schneider

Einen langen ersten Lauf, den beispielsweise Max Verstappen im Vorjahr in Spielberg hatte: Der Holländer startete als Neunter, hielt nur einmal an der Box - und wurde am Ende Zweiter.

© SZ vom 09.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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