Forderung des DOSB:Rechnen mit abenteuerlichen Summen

Mode für Olympia 2014

Mit diesen Anzügen reisen die deutschen Athleten nach Sotschi. Mit wie vielen Medaillen sie heimkehren, wird sich erst noch zeigen.

(Foto: dpa)

38 Millionen Euro für die Sportförderung, 42 Milliarden für Sportstätten: Der Deutsche Olympische Sport-Bund fordert viel Geld von der Politik. Das hat eine hemdsärmelige Note - und zeigt: Bei einem Verband, der solche Fantasie-Summen nennt, ist mit allem zu rechnen.

Ein Kommentar von Thomas Kistner

Bisher war der deutsche Sport unter dem Dach des DOSB bekannt dafür, seine Ziele in diskreten Hinterzimmerrunden mit geneigten Spitzenpolitikern durchzufechten. Nun aber hat Thomas Bach, Großmeister dieses Grauzonengeschachers, die DOSB-Leitung abgegeben und sich auf den IOC-Thron verabschiedet; zurück blieb der getreue General Michael Vesper, der seine eher hemdsärmelige Note in die Lobbyarbeit einbringt.

Vespers lärmend in den Medien platzierter Vorstoß für mehr Knete sorgt daher schon aus stilistischen Gründen für Gesprächsstoff. Was der Sache insofern dient, als ja nicht wirklich Redebedarf herrscht in der unzeitgemäßen Frage, ob es noch höhere Zuwendungen braucht für den Sport.

Dass eine wackere interne DOSB-Kommission unter Schwimm-Chefin Christa Thiel einen Mehrbedarf von jährlich 38 Millionen Euro ermittelt hat, sollte nicht allzu ernst genommen werden. Schon gar nicht vom Steuerzahler, der demnach zur Finanzierung des olympischen Spitzensports statt derzeit 113 gut 150 Millionen Euro beizusteuern hätte. Was einem ,,Mehrbedarf'' von lockeren 33 Prozent entspräche. Geht's noch?

Als netter Versuch darf das Ganze auch deshalb belächelt werden, weil ja keine echte Bedarfsrecherche zugrunde liegt, sondern eine Abfrage-Runde bei den Verbänden. Schön blöd, wer da nicht einen opulenten Wunschzettel lanciert.

Bleibt die Frage: Welchen Vorteil verspricht sich der DOSB davon, auf die harte Tour alle Beteiligten zu brüskieren - von den mit der Erstellung des neuen Bundesetats befassten Parlamentariern bis zu den stark irritierten Gesprächspartnern im Bundesinnenministerium?

Man kann nur spekulieren. Aber eine Hilfestellung für den künftigen DOSB-Chef ist es gewiss nicht, wenn General Vesper und Vize Thiel, die beide lange Zeit selbst mit dem Präsidentenamt in Verbindung gebracht wurden, jetzt Phantasie-Summen aufrufen, die der Neue nie hereinholen kann.

Auch führt Alfons Hörmann, der designierte DOSB-Präsident, mit dem Skiverband eine Föderation, die wie die anderen Profisparten Fußball und Tennis kein Zuwendungsempfänger ist; es dürfte ihm also an einschlägiger Verhandlungserfahrung fehlen. Droht da nicht die Gefahr, dass er nach dem ersten Jahr als, nun ja, ziemlich ineffektiv dastehen könnte - und es für ihn kein zweites Amtsjahr mehr geben könnte?

Das Interregnum des Bach-Nachfolgers endet schon 2014, erst dann wird ein DOSB-Präsident für die nächste volle Amtsperiode gewählt. Bei einem Dachverband, der so abenteuerliche Rechnungen aufmacht, ist mit allem zu rechnen.

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