Football in Zahlen:Fünf Statistiken zum Super Bowl

AFC Championship - Pittsburgh Steelers v New England Patriots

Julian Edelman von den New England Patriots.

(Foto: AFP)

Wie viele Pässe erhascht Julian Edelman mit seinen nur 1,78 Metern? Und wer entwischt den Verteidigern am häufigsten? Diese Zahlen zeigen, was den Super Bowl entscheiden könnte.

Von Christopher Meltzer

An Pathos sparen die Amerikaner selten - schon gar nicht im Sport, wo die Spieler gerne zu Heldenfiguren erhoben werden. Doch auch wenn Emotionen den Sport beherrschen, wächst auch in den USA schon länger eine Bewegung, die sich den Statistiken verschrieben hat. Sie profitiert vom Zahlenparadies, das der US-Sport heute ist. Hinter jeder Heldenleistung steckt eine Statistik, teilweise errechnet mit komplizierten Formeln. Die Profiklubs werten diese Daten schon länger intensiv aus, auch unter den Fans werden sie beliebter.

Ein Ereignis wird bereits im Vorfeld besonders intensiv durchleuchtet: der Super Bowl. Wenn in der Nacht auf Montag die New England Patriots und die Atlanta Falcons um die Meisterschaft der National Football League spielen, sind die meisten Zahlen schon rauf und runter diskutiert worden. Diese fünf Statistiken aus dem Paket des Sportdatenanbieters Opta erklären, warum gerade diese beiden Mannschaften im Super Bowl stehen - und was dort entscheidend sein könnte.

Die meisten Yards pro Passversuch (Tom Brady & Matt Ryan)

An Tom Brady (New England) und Matt Ryan (Atlanta) führt kaum eine Football-Diskussion vorbei, was daran liegt, dass die beiden ihre Teams als Quarterbacks in den Super Bowl führen. Dabei verrät ein Blick in die Statistiken: In den wichtigsten Kategorien liegen weder Brady noch Ryan vorne. Aaron Rodgers (Green Bay) hat in der NFL-Hauptrunde die meisten Touchdowns produziert, Drew Brees (New Orleans) die meisten Yards gesammelt.

Es ist eher die Konstanz, die Brady und Ryan hervorhebt - eine Statistik drückt dies besonders gut aus: die Yards pro Passversuch. Dort führen Ryan (9,26 Yards pro Pass) und Brady (8,23) die Liga an. Ihre Würfe zermürben die Abwehrreihen. Sie sind präzise und weit, kaum zu verteidigen. Mit jedem Wurf Raumverlust einstecken zu müssen, demotiviert eine Defensive. Bisher haben Brady und Ryan jede Abwehr auseinandergenommen - jetzt stehen sie sich gegenüber.

Die meisten Playoff-Catches (Julian Edelman)

Für einen Footballspieler ist Julian Edelman ziemlich klein. Er misst nur 1,78 Meter, zwischen den Muskelbergen der NFL geht er unter. Edelman ist deswegen immer unterschätzt worden. Doch die New England Patriots mischen stets um den Titel mit, weil sie eine Tugend daraus gemacht haben, unterschätzte Spieler in ihr System einzubauen - und zu Leistungsträgern zu formen. Edelman beweist das seit Jahren. Der Wide Receiver blüht auf, wenn am meisten auf dem Spiel steht: in den Playoffs. In neun aufeinanderfolgenden Playoffspielen hat er mindestens sechs Pässe gefangen - die zweitlängste Serie der NFL-Geschichte. Den Rekord (zehn Spiele) hält Wes Welker. Der misst übrigens 1,75 Meter. Berühmt gemacht haben ihn, logisch, die Patriots.

Drei weitere beeindruckende Statistiken

Die meisten Lauf- und Pass-Yards (Devonta Freeman & Tevin Coleman)

Im Anforderungsprofil eines NFL-Running-Backs steht vor allem eines: Er muss rennen können. Flink genug, um durch enge Lücken zu flitzen, aber auch kraftvoll genug, um mal über einen Verteidiger zu trampeln. Atlantas Duo Devonta Freeman und Tevin Coleman beherrscht das ziemlich gut. In den vergangenen beiden Spielzeiten haben die beiden Running Backs kombiniert jeweils mehr als 1400 Yards erlaufen.

Freeman und Coleman besitzen jedoch eine zweite Qualifikation, die sie besonders wertvoll macht. Sie können nicht nur mit dem Ball laufen, sie fangen ihn auch außergewöhnlich gut. Freeman hat als Passempfänger in der Hauptrunde 462 Yards angehäuft, Coleman 421. Im Vergleich mit den anderen Running Backs der Liga der fünft- beziehungsweise achtbeste Wert. Um Freeman und Coleman zu verteidigen, muss der Gegner von üblichen Verteidigungsstrategien abweichen - und rennt meistens trotzdem hinterher.

Die meisten Yards after Catch (James White)

Im Passspiel begabt ist auch ein Running Back der New England Patriots. James White zeichnet jedoch nicht nur die reine Zahl der Yards aus, sondern das Talent, den gegnerischen Abwehr-Rambos immer wieder zu entwischen. 515 Yards hat White herausgeholt, nachdem er den Ball gefangen hat - Rang sieben im NFL-Vergleich. Die Schwierigkeit dabei ist: Meistens stürzen sich nur Sekundenbruchteile nach dem Fang gleich mehrere Muskelprotze auf einen Angreifer. White jedoch duckt sich geschickt weg, schlägt flinke Haken oder vollführt Pirouetten. Er ist ein Meister der Extra-Meter - und auf die kommt es im Football an.

Die beste Third-Down-Quote (Atlantas Angriff)

Die Offensive der Falcons, das legen die Statistiken nahe, ist derzeit die beste der NFL. Die Qualität schlägt sich vor allem in einer Zahl nieder: der Third-Down-Quote. Wenn das Angriffsrecht im sogenannten "Third Down" auf dem Spiel steht (in vier Versuchen müssen 10 Yards überbrückt werden; ein möglicher vierter Versuch wird jedoch nur in Ausnahmesituationen ausgespielt), erweist sich Atlanta als besonders nervenstark. In den diesjährigen Playoffs sind die Falcons 25 Mal in die kritische Third-Down-Situation gekommen und haben 16 Mal die nötigen Restmeter erreicht. Die Erfolgsquote entspricht 64 Prozent. Das ist seit 2002 keiner Playoff-Mannschaft mehr geglückt, die mindestens zwei Spiele absolviert hat.

Fazit

Dass in diese Auswahl nur Statistiken gerutscht sind, die die Offensivleistungen hervorheben, ist kein Zufall. Es hat sich schlicht keine Abwehr gefunden, die der Angriffswucht der Falcons und Patriots gewachsen war. Im Super Bowl sind die Offensivspezialisten nun unter sich. Und weil dort nur wenige Yards zwischen Touchdown, Field Goal oder gar keinem Punkt liegen, zählen die Details. Ein Catch von Julian Edelman, einige Extra-Yards von James White, ein trickreicher Spielzug mit Devonta Freeman oder Tevin Coleman, ein wichtiger Third-Down. Die Experten prophezeien jedenfalls viele, viele Punkte. Auch das lässt sich übrigens mit einer Zahl unterfüttern. Die US-Wettanbieter haben als "Over/Under" für die Gesamtpunktzahl des Spiels 58 Punkte angesetzt - so viel wie noch in der Super-Bowl-Geschichte.

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