Football:Brady gegen Manning: Dagegen ist selbst Trump langweilig

NFL New England Patriots - Tom Brady

Tom Brady trat schon vor zwei Jahren gegen Peyton Manning im AFC Championship Spiel an - und verlor 16:26

(Foto: Matt Campbell/dpa)
  • Tom Brady und Peyton Manning treffen am Sonntag zum 17. Mal in ihrer Karriere aufeinander.
  • Das Duell gilt in Amerika als einer der größten Zweikämpfe in der Sportgeschichte.
  • Dabei hat bislang nur Brady bislang eine gute Saison hingelegt.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Der Footballspieler Tom Brady antwortete im November 2014 auf die E-Mail eines alten Freundes. Der hatte ihm einen Artikel weitergeleitet, in dem Brady bei einem sportlichen Vergleich mit Peyton Manning nicht besonders gut wegkommt. "Danke, mein Freund", schrieb der Quarterback der New England Patriots: "Ich habe noch sieben oder acht Jahre vor mir, er hat noch zwei. Das hier ist das letzte Kapitel. Mögen die Spiele beginnen."

Nett war das nicht, vor allem aber war es falsch. Die Partie gegen die Denver Broncos einen Tag nach der Mail war mitnichten das letzte Duell der beiden besten Spielmacher ihrer Generation. Sie stehen sich am Sonntag noch einmal gegenüber. Zum 17. Mal in ihrer Karriere.

Natürlich geht es bei der Partie zwischen den Broncos und den Patriots um den Einzug ins Endspiel der Profiliga NFL, die Super Bowl wird am 7. Februar in der Bay Area von San Francisco ausgetragen. Natürlich dürfte auch die zweite Partie (Carolina Panthers gegen Arizona Cardinals) ein Hingucker werden. Doch die Gespräche drehen sich um diese Rivalität, die als gleichwertig mit den erbittertsten Zweikämpfen der Sportgeschichte gilt. Brady gegen Manning - das spielt in der Liga von Muhammad Ali gegen Joe Frazier, Björn Borg gegen John McEnroe.

Brady gegen Manning also. Bei dem Duell geht es auch um eine der ewigen Grundsatzdebatte im Sport: ob Talent oder Arbeit bedeutsamer ist für Erfolg?

Beim ersten Aufeinandertreffen war Kaiserslautern Tabellenführer

Manning, 39, der hochbegabte Nummer-Eins-Pick seines Jahrgangs, ist der Spross einer Footballfamilie. Vater Archie war, Bruder Eli ist NFL-Quarterback bei den New York Giants. Brady, 38, ist der vergleichsweise durchschnittlich talentierte Athlet, der sich trotz später Wahl im Draft (Nummer 199) mit eisernem Willen, kühlem Kopf und beflissener Vorbereitung auf jedes Spiel durchgesetzt hat.

Als Brady und Manning zum ersten Mal gegeneinander antraten, gab es noch keine iPods, sondern CDs mit "There Must be an Angel" von den No Angels, das war damals in Deutschland ein Nummer-Eins-Hit. Pete Sampras hatte gerade das US-Open-Finale gegen den Jungspund Lleyton Hewitt verloren, der 1. FC Kaiserslautern führte die Bundesliga an. Man muss sich diesen September 2001 ins Gedächtnis rufen, um zu verstehen, warum die Amerikaner in diesen Tagen mal ausnahmsweise nicht über Donald Trump debattierten, sondern über das Duell dieser beiden Footballspieler.

Tom Brady zerlegt die gegnerische Verteidigung

Es geht bei den Debatten darum, wer dereinst in den Geschichtsbüchern als der bessere geführt werden wird. Nach Titeln (4:1) und in direkten Duellen (11:5) liegt Brady deutlich vorne, Manning dominiert die Individualkategorien wie Auszeichnungen zum wertvollsten Spieler einer Saison (5:2) oder geworfene Touchdowns (539:428). In der für Spielmacher bedeutenden Kategorie Quarterback Rating liegen die beiden mit einem Karrieredurchschnitt von 96,5 exakt gleichauf.

Die Diskussion allerdings, wer in der Gegenwart besser agiert, muss nicht geführt werden. Das ist Brady, da stimmen 100 Prozent der Beobachter überein. Dessen Offensive, von Beschützern wie dem Deutschen Sebastian Vollmer bis hin zu den Passempfängern Julian Edelman und Rob Gronkowski, kommt Bradys ehrgeizigem Sportlermantra sehr nahe, nach dem ein guter Akteur so lange übt, bis er etwas kann - ein sehr guter jedoch so lange, bis er es nicht mehr falsch machen kann. Die Angriffsserien der Patriots sind Kunstwerke des Rasenschachs, ein fehlerfreies Zerlegen der gegnerischen Verteidigung.

Denver hat trotzdem eine Chance - aber nicht wegen Manning

Manning dagegen erlebt eine eher traurige Spielzeit: Er spielte scheußlich und wurde am zehnten Spieltag ausgewechselt. Danach kurierte er eine Fußverletzung aus, wurde jedoch erst während der letzten Partie vor den Playoffs wieder eingewechselt - und auch das nur deshalb, weil Denvers Trainer Gary Kubiak "da so ein Bauchgefühl" hatte. Wer Manning freundlich gesonnen ist, der bezeichnete seine Leistung bei der Partie am vergangenen Sonntag als wacklig. Alle anderen behaupteten, die Broncos hätten trotz Manning gewonnen.

Warum die Broncos dennoch ins Finale einziehen können? Nun, die Partie findet im so genannten Mile High Stadium und damit in dünner Höhenluft statt, womit zahlreiche Gäste Probleme haben. Denver verfügt in C.J. Anderson und Ronnie Hillman über gleich zwei herausragende Laufspieler, kann den Gegner deshalb variabel auf dem Boden attackieren und vor allem - das ist im Football immens wichtig - die Spieluhr kontrollieren, weil eine Serie auch mal bis zu sieben Minuten dauern kann. Zudem gilt die Defensive der Broncos als die beste der Liga und damit als eine der wenigen, die in der Lage ist, die New England Patriots zumindest ein wenig aufzuhalten.

Die Partie dürfte das letzte Duell der beiden Spielmacher sein. Also lag Brady mit seiner Mail vielleicht richtig: Manning dürfte seine Karriere nach dieser Saison beenden. Ob Brady tatsächlich noch sieben Jahre wird spielen können, das ist nicht abzusehen. Dass die beiden eine Rivalität aus der Distanz führen und sich abseits des Spielfeldes respektvoll begegnen, war zu beobachten, als Tom Bradys E-Mail an die Öffentlichkeit gelangte. Er entschuldigte sich sogleich per SMS bei Peyton Manning, der jedoch sagte, dass es nichts zu entschuldigen gebe. Also: Mögen die Spiele beginnen

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