Flügelflitzer: Ribérys Zukunft:Rackern für Ribéry

Bei Union Berlin haben 2000 Freiwillige beim Stadionbau mitgeholfen. Die engagierten Fans des Zweitligisten können einen neuen Missionar gebrauchen: Franck Ribéry.

Dominik Prantl

Über die uralte Weisheit, dass Fußball vor allem Arbeit und auch ein bisschen Kunst ist, gibt es gelegentlich unterschiedliche Ansichten. Franck Ribéry beispielsweise, von Real Madrid umworbener und derzeit wegen einer Schleimbeutelentzündung im Knie gelegentlich arbeitsunfähiger Künstler des FC Bayern München, fühlt sich wie so viele seiner Art mehr dem Schöpfen als dem Schaffen verpflichtet. Kürzlich hat er sich deshalb einen Rüffel seines als Fußballdiplomaten bekannten Kollegen Philipp Lahm eingehandelt: "Er muss auch arbeiten für die Mannschaft."

Flügelflitzer: Ribérys Zukunft: Bleibt er? Oder wechselt er doch zu Union Berlin? - Franck Ribéry.

Bleibt er? Oder wechselt er doch zu Union Berlin? - Franck Ribéry.

(Foto: Foto: dpa)

Philipp Lahm tritt damit in die Fußstapfen des notorischen Immer-weiter-Mahners Oliver Kahn und hat natürlich recht. Denn dass Fußball bisweilen aus harter Arbeit und nicht nur schönen Schnörkeln und tollen Erfolgen besteht, wird gerade im schicken München gerne vergessen - und dort besonders beim FC Bayern und ganz besonders von den Millionenmännern Ribéry und Toni. In Berlin dagegen ist das Lahm'sche Credo "Für die Mannschaft arbeiten" nicht nur in der Mannschaft angekommen, sondern auch bei den Zuschauern auf der Tribüne. So flossen in den Bau der neuen Spielstätte nicht nur einige Steuermillionen und viele hart erarbeite Euros des klammen Klubs, sondern auch das Herzblut der Fans. 2000 Freiwillige halfen insgesamt 140.000 Stunden. Und als das Stadion vorige Woche eröffnet wurde, war die Rührung über so viel Solidarität und Ehrenamt in einer von Krise und Egoismus geprägten Welt so gewaltig, dass sich die Münchner vorsehen sollten.

Während dort wohl kein vernünftiger Mensch auf den Gedanken käme, freiwillig beim Ausbau des Trainingsgeländes oder der Arena in Fröttmaning mitzuwirken, ist den Berlinern nach ihrem jüngsten Stadioncoup noch ein ganz anderes Husarenstück zuzumuten: der Erwerb von Ribéry. Schließlich könnten die 2000 Berliner Freiwilligen den geschätztem Marktpreis des Franzosen von 75 Millionen Euro bei einem im Osten durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 18 Euro schon in nur einem einzigen Jahr abarbeiten (40-Stunden-Woche, ohne Urlaub, keine Steuern und Sozialabgaben, aber welche Behörde will bei solch einem gemeinnützigen Projekt schon Spielverderber sein?).

Die Initiative "Arbeiten für die Manschaft - Rackern für Ribéry" würde natürlich Schule machen und wegen der positiven Effekte auf die darbende Wirtschaft staatlich subventioniert werden. Manchester und Mailand empfangen als Ausgleich für Ronaldo und Kaká jeweils 6000 unentgeltlich werkelnde Spanier, und die halbe Belegschaft des Volkswagen-Werks muss in Usbekistan Urlaub machen, damit Rivaldo künftig in Wolfsburg kickt. Ja sogar Bayerns Manager Uli Hoeneß schickt die Südkurve in die Kohlegruben des Potts (Slogan: Malochen für Manuel), um Schalke zu einem Wechsel von Manuel Neuer zu bewegen. Und der Fußballerspekulant und Real-Präsident Florentino Perez reibt sich in Madrid die Hände, weil kein Mensch mehr über die Millionentransfers im Fußball spricht.

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