Flügelflitzer: Der Nutella-Fluch:Die abgefrühstückten Fußballer

Von Nutella-Boys zu "Nulltella-Boys" - auf die Schoko-Tage beim DFB folgt oft der große Knick. Wie wird's bei Neuer, Özil, Höwedes und Hummels?

J. Beckenkamp

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Von den Nutella-Boys zu den "Nulltella-Boys" - meist folgt auf die Schokoladentage im DFB-Team der große Knick. Haben Özil, Neuer, Höwedes und Hummels jetzt mehr Glück? Der Flügelflitzer.

Pünktlich zum Start des WM-Jahres wird bei der Nationalmannschaft wieder ordentlich aufgestrichen - und zwar die braune Schokocreme von Nutella. Und weil die Frühstücksveredler für ihre Werbekampagnen nicht irgendwelche mürrischen Morgenmuffel ins Boot holen, gibt's ab 24. Januar wieder einmal unverbrauchte, junge Gesichter in TV-Spots zu sehen: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mats Hummels und Mesut Özil sind die neuen Nutella-Boys. Mit der U-21-Version der Schoko-Bande setzt Nutella sein Pennäler-Plattitüden-Projekt fort und das, obwohl weder der Schalker Höwedes noch der Dortmunder Hummels bisher im A-Team des DFB gespielt haben.

Ob das eine gute Idee ist, wird sich zeigen. Bisher lag auf den Nutella-Boys nämlich eine Art Fluch: Die meisten von ihnen hatten nach ihren ersten Schokoladentagen ziemlich schnell abgefrühstückt in der Nationalmannschaft.

Foto: obs/Ferrero MSC GmbH & Co. KG

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Das bekannteste ehemalige Schleckermaul ist Kevin Kuranyi. Der Schalker war jahrelanges Mitglied der Spaßfrühstücker-Formation - ach was, er gilt sogar als einer ihrer Urväter. Gemeinsam mit Arne Friedrich, Benny Lauth und Andreas Hinkel bildete Kuranyi im Jahr 2006 die allererste Brotaufstrich-Bande unter Deutschlands Elitekickern.

Ganz nach dem gängigen Nutella-Spot-Muster wurde gekalauert und geklaut (natürlich das Nutella-Glas, hihi), um so den Mitspielern den Belag vom Brot zu nehmen. Kuranyi, der danach auch wesentlicher Bestandteil der zweiten Boys-Generation war, musste seine Karriere im Schoko-Business jedoch beenden, als er 2008 aus dem DFB-Team flog. Er hatte während der Halbzeit des Spiels gegen Russland enttäuscht über seine Nichtnominierung das Stadion verlassen - seither trifft der Schalker zwar ziemlich regelmäßig in der Bundesliga, doch bei Joachim Löw hat er ein für allemal ausgeschmiert.

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Arne Friedrich ist so etwas wie der große alte Mann unter den Stullen-Strizis. Genau wie Kuranyi war auch er in den ersten beiden Nutella-Cliquen tonangebend und bekam sogar längere Sprechrollen - ein Novum in den ansonsten eher gezwungen-komischen Werbefilmchen. Der eloquente Berliner durfte sich an Gag-Fragmenten wie "Hier an' Pfosten, da an' Pfosten, bam bam bam", "Nutella is' alle" oder "Sagt mal, wie ham' sich wohl die Europameister damals vorbereitet?" versuchen.

Der Verteidiger ist einer der wenigen, die trotz prominenter Nutella-Karriere nicht das Brotmesser beim DFB abgeben mussten - Friedrich ist weiterhin dabei und kann seiner Karriere als Rekordfrühstücker noch viele Gläser hinzufügen.

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Als Gegenbeispiel für Friedrichs Vorzeigedasein gilt Benjamin Lauth. Der Stürmer startete nach einem vielversprechenden Debüt bei den Pionier-Boys eine Odysee der Erfolglosigkeit durch die Bundesliga. In einem der ersten Spots plapperte der damalige Posterboy von 1860 München munter Kuranyis portugiesische Anmachsprüche nach, in denen der Schalker Schelm seine unwissenden Kumpels die Assoziationskette "schöne Tochter" und "Schnurrbart" nachplappern lässt.

Per Untertitel erfährt der Zuschauer von diesem Schenkelklopfer, der dem armen Lauth bestimmt reihenweise peinliche Abfuhren bescherte. Leider gab es die dann auch beim DFB: Nach nur fünf Länderspielen durfte Lauth nicht weiter frühstücken und auch nicht mehr spielen. Über die Stationen Hamburg, Stuttgart, Stuttgart II und Hannover ging es für ihn wieder zurück zu den "Löwen", wo er heute in der Zweiten Liga aktiv ist. Ob er während seines sportlichen Abstiegs auch Abstriche beim Aufstrich (Nusspli?) machen musste, ist nicht bekannt.

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Auch Andreas Hinkel prallte nach lockerem Auftakt am Frühstückstisch zunächst gegen die Nutella-Wand. Zwar glänzte auch er neben Lauth, Kuranyi und Friedrich als Feinschmecker und Witzbold der ersten Stunde, doch schon bald verließ ihn das Aufstreicherglück und er war seine Plätze am Glas sowie im DFB-Team wieder los.

Seither versucht sich der Außenverteidiger bei Celtic Glasgow, doch dort kennen sie zu Tagesbeginn nur Eier, Würstchen und warme Bohnen, das dürfte einem ambitionierten Nutellianer wie Hinkel gar nicht schmecken.

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Marcell Jansen war neben den Alt-Aufstreichern Kuranyi und Friedrich sowie dem heutigen Bremer Tim Borowski ehrenhaftes Mitglied der zweiten Generation der Nutella-Boys. Mit dem Charme und Witz einer niederrheinischen Frohnatur versprühte der gebürtige Mönchengladbacher zwischen Brötchenkorb und Kakaotasse mächtig gute Laune.

Unvergessen bleibt sein Auftritt als Horst Hrubesch mit ensprechender Tolle im Reminiszenz-Clip an die alten Frühstücks-Haudegen. An der Seite von Matthäus (Friedrich mit Wuschelhaaren), Völler (Kuranyi mit Minipli-Matte) und Basler (Borowski mit Rotzbremse) blieb Jansen damals die Pointe vorbehalten: "Gudes Frühstück, schleschter Friseur." Doch dann fiel auch er ins Nutella-Loch und hatte seinen Tiefpunkt bei der Euro 2008, als ihn ein gewisser Darjio Srna aus Kroatien (re.) schwindelig spielte.

Nach nur zwei Kurzeinsätzen in Löws Team im Jahr 2009 ist Jansen jetzt wieder auf dem Weg zurück zu alter Stärke - beim HSV, wo es morgens schon mal Hering aufs Brot gibt.

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Die Nutella-Boy-Laufbahn von Tim Borowski war kurz, aber ereignisreich: Im Reminiszenz-Spot trat er nicht nur als Mario Basler auf, sondern auch als Wolfgang "Wolle" Overath mit schmucker 70er-Mähne. Zu Zeiten der Euro 2008 in der Schweiz und Österreich ging's dann mit den Jungs ins Höhentraining. Schließlich bewies der heutige Bremer Sportstudio-Torwand-Qualitäten, als er einen Ball, den Kinder durchs Fenster in den Speisesaal geschossen hatten, zentimetergenau wieder durch das Loch zurückschoss.

Wer so genau zielt, vergreift sich natürlich auch nicht beim Stullenschmieren, dachten damals alle. Und doch wurde Borowski seinen Job wieder los, nachdem er bei den Bayern ein Jahr lang kaum spielte. Die Nationalmannschaft ist für Borowski derzeit so weit weg wie Nutella für ein Supermodel.

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Der Hoffenheimer Tobias Weis (re.) hatte noch kein Länderspiel bestritten, da machte er schon seine ersten Erfahrungen als Nutella-Boy der dritten Generation. An der Seite von Simon Rolfes, Manuel Neuer und Jermaine Jones durfte Newcomer Weis gleich zeigen, was er am morgendlichen Buffet kann. Er feuerte im Training einen strammen Schuss auf das von Neuer gehütete Tor ab, doch der hielt einfach alles, weil er sich den Ball als Nutella-Glas vorstellte.

Weis und seine verdutzten Kollegen staunten nicht schlecht, als Neuer ihnen beim Frühstück von seiner Geheimmethode berichtete. Gestaunt hatten viele auch, als Weis nach nur ein paar Bundesligaspielen im Herbst 2008 für das Länderspiel gegen England nominiert wurde. Es sollte sein (vorerst) einziger Einsatz bleiben - auch bei der DFB-Spaß-Guerilla am Morgen.

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Simon Rolfes tauchte im selben Spot wie Weis das erste Mal auf, damals noch als Statist bei Tisch und Torschuss. Doch bald steigert er sich zu einer respektablen Sprechrolle: "Walter, Walter - deinen Job möcht' ich haben" ruft er bei einem zweiten Auftritt dem perplexen Teambetreuer zu, dem zum wiederholten Mal durch Tricks der Marke "Kuck' mal da oben" sein Nutellabrot abgeluchst werden soll.

Rolfes, der listige Leverkusener, hat also Walter fast schon wieder so weit abgelenkt, dass der Brotdiebstahl möglich scheint, doch just in dem Moment grätscht noch einmal Tobias Weis dazwischen und stibitzt die Stulle. Als Trostpflaster bleibt Rolfes nur, dass auch er einer der wenigen dauerhaften Nutella-Boys des DFB-Teams ist. Ihm steht nicht nur die WM in Südafrika als Stammspieler in Aussicht, sondern er wird wohl auch in Zukunft morgens die goldene Folie vom Glas ziehen dürfen.

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Auch Schalkes Keeper Manuel Neuer hat seinen Platz im WM-Team fest im Blickfeld und ist somit vor dem Nutella-Fluch relativ sicher - vielleicht ist das auch der Grund, warum er bedenkenlos als neuer Anführer des Nutella-Nachwuchses antritt. Neuer hatte ja schon einige Sternstunden als Stullenschmierer: Egal ob seine Glanzparaden durch Imaginieren eines Schokocreme-Glases als Fußball oder seine Beteiligung als Walter-Ablenker - der 23-jährige Torhüter steht vor einer großen Zukunft beim DFB und in der alltäglichen Schmierenkomödie.

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Jermaine Jones schaut in diesem Bild drein, als hätte man ihm Milky-Way-Cream auf seine Breze geschmiert. Als Nationalspieler prägte er zwar vor allem die Auswechselbank, doch am Frühstückstisch war er stets einer der Ersten. Seine großen Momente hatte er vor allem beim Streiche spielen mit Betreuer Walter ("Walter, wie viel Uhr ist es? Höchste Zeit fürs Frühstück") und bei der Sonderschicht im "Nutella and Go"-Spot ("Jermaine, wie isses?" - "Super, und bei euch?").

Jones ist eben ein richtiger Draufgänger, das zeigte sich auch, als er Manuel Neuer ein Nutella-Glas aufs Tor drosch ("Den hältst du niemals"). Seiner mageren Länderspielbilanz von drei Spielen im Jahr 2008 konnte Jones nach seinem Nutella-Engagement leider keines mehr hinzufügen, weshalb er sich vergangene Saison frustriert entschied, ab sofort für die USA aufzulaufen. Damit steht er stellvertretend für den Abstieg der Nutella-Boys zu den "Nulltella-Boys".

Foto: Getty

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