Financial Fairplay:Monotonie ist tödlich fürs Geschäft

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Verdient ganz gut bei Paris Saint-Germain: Edinson Cavani.

(Foto: AFP)

Die Uefa-Idee vom Financial Fairplay stößt den Geldgebern der Fußballklubs übel auf, insbesondere dem Scheich von Paris Saint-Germain. Dabei könnten die Reichen von etwas mehr Fußball-Sozialismus profitieren.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Jetzt wird es kurz monoton: FC Barcelona, FC Barcelona, Real Madrid, Real Madrid, FC Barcelona, FC Barcelona, FC Barcelona, Real Madrid, FC Barcelona, und, Achtung: Atlético Madrid! Und jetzt wird es abwechslungsreicher: New England Patriots, Pittsburgh Steelers, Indianapolis Colts, New York Giants, Pittsburgh Steelers, New Orleans Saints, Green Bay Packers, New York Giants, Baltimore Ravens, Seattle Seahawks.

Die erste Liste ist die der Fußball-Meister in Spanien: drei verschiedene Titelträger in den letzten zehn Jahren. Liste zwei ist die der Meister in der amerikanischen Football-Liga NFL: acht verschiedene Titelträger in selber Zeit.

Uefa will den Status quo pflegen

Weil die Europäische Fußball-Union Uefa fürchtet, dass sich eine ähnlich monotone Meister-Liste wie in Spanien auch in ihrer Champions League entwickeln könnte, ist sie gerade dabei, das sogenannte Financial-Fairplay-Verfahren zu präzisieren. Ziel ist es, auf Dauer jenes Prinzip zu festigen, welches in den USA zum Kern des Profisports gehört: dass eben relativ viele Klubs die Chance haben sollen, den Titel zu gewinnen.

Es ist der Uefa wichtig, den Status quo zu pflegen: Seit Einführung der Champions League 1992 ist es keinem Klub gelungen, diesen Titel zu verteidigen. Allerdings bleiben - auch aufgrund der Millionen an Prämien, die in Europas Eliteklasse zur Verteilung kommen - zunehmend die Großklubs unter sich. Der letzte Triumph eines krassen Außenseiters (2004: FC Porto) liegt nun auch schon ein Jahrzehnt zurück.

Monotonie ist tödlich fürs Geschäft. Aus diesem Grund hat es Tradition, dass im US-Sport die Kapitalisten im Stil von Sozialisten handeln. Dort wurde ein komplexes System entwickelt, wonach keiner mehr als der andere in seine Gladiatoren investieren darf. Die Festlegung für die Saison 2014/15 lautet: Jeder Football-Klub kann für seinen 53-Mann-Kader insgesamt 133 Millionen Dollar an Gehalt ausschütten. Verstöße werden nach einem Strafenkatalog geahndet. Ziel der Klub-Eigentümer ist es zwar auch, möglichst Meister zu werden, in erster Linie aber geht es darum, mittels Konkurrenz das Geschäft zu vitalisieren und so den Marktwert des Investments zu steigern.

Strafe dient dem Wettbewerb

Es empfiehlt sich also für Nasser Al Khelaifi kaum, jetzt zum Beispiel vom Fußball auf American Football umzusatteln, nur weil die Kommissare der Uefa ihn und seinen Klub Paris Saint- Germain jüngst mit einer Geldstrafe von 60 Millionen Euro belegt haben. Zwar droht Al Khelaifi damit, "die Geldgeber könnten sich andere Sportarten suchen", da dieses Financial Fairplay "unfair" sei.

Gut, so ganz hat zwar noch niemand durchschaut, wie es die Uefa transparent handhaben will, all die Geldströme zu kontrollieren, von denen der Fußball derzeit geflutet wird. Und erst recht nicht, wie die Uefa festlegt, was "faire" und was "unfaire" Finanzströme sind. Aber Scheich Al Khelaifi und seiner Qatar Sport Investment (QSI) kann das eigentlich egal sein. Ihm gehören hundert Prozent von Paris Saint-Germain, und die Strafe dient in ihrem Kern doch nur dem Wettbewerb. Sie hat die Chancengleichheit in der Champions League zum Ziel.

Der Wettbewerb, das wäre von den Kapitalisten aus den USA zu lernen, steigert den Umsatz. Der Umsatz wiederum steigert den Wert der Beteiligung der QSI an PSG. Und so sollte doch auch der Scheich bald seine Freude am neuen Fußball-Sozialismus haben.

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