Final-Erfolg gegen Alba:Bayern-Basketballer feiern Meisterschaft in Berlin

ALBA Berlin v FC Bayern Muenchen - Beko BBL Playoff Final Game 4

Heiko Schaffartzik traf in der zweiten Halbzeit wichtige Würfe - als Belohnung gibt's die Meisterschaft.

(Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Das gab es seit 1955 nicht mehr: Mit einem 75:62 gegen Alba Berlin sichern sich die Basketballer des FC Bayern in Spiel vier der BBL-Finalserie den Titel. Das Münchner Projekt ist damit nur wenige Jahre nach seiner Gründung ganz oben angekommen.

Der FC Bayern hat die titellose Zeit in der Basketball-Bundesliga beendet und sich erstmals seit 1955 zum deutschen Meister gekrönt. Das Team von Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic feierte den Titelgewinn nach einem am Ende souveränen 75:62 (33:30) bei Erzrivale Alba Berlin und entschied die best-of-five-Finalserie vorzeitig mit 3:1 für sich. Für München ist es der dritte Meistertitel der Vereinsgeschichte.

"Ich bin jetzt sehr erschöpft und glücklich. Es ist ein wahnsinniges Glücksgefühl. Am Ende des Tages hätte ich genauso motiviert gegen Quakenbrück gespielt", sagte Nationalspieler Heiko Schaffartzik, der vor seinem Wechsel nach München in Berlin gespielt hatte, bei Sport1: "Wenn man aber sieht, mit welchem Hass die Fans mir, Marko oder Svetislav Pesic begegnen, der den Verein groß gemacht hat, ist das auf jeden Fall eine Genugtuung."

Vor 13.434 Zuschauern in der Arena am Berliner Ostbahnhof sicherten Bryce Taylor (16 Punkte) und Deon Thompson (18) für die Bayern den verdienten letzten Sieg der Saison. Beim vor allem in der Schlussphase enttäuschenden Pokalsieger Berlin von Coach Sasa Obradovic traf Leon Radosevic (21) am sichersten.

München wollte den möglichen Showdown am kommenden Sonntag in Spiel fünf unbedingt verhindern und drei Spielzeiten nach dem BBL-Aufstieg den ersten Titel der neuen Bayern-Ära vorzeitig perfekt machen - und das sollte dem Hauptrundenersten dank einer konzentrierten Leistung in äußerst hitziger Atmosphäre gelingen.

Nachdem die Gäste nach dem ersten Viertel noch knapp 13:15 in Rückstand gelegen hatten, übernahm München zur Halbzeit die Führung und zog nach dem Seitenwechsel davon (43:34). Zwar lag Alba zwischenzeitlich erneut vorne, doch am Ende behielten die Bayern trotz enormen Drucks die Nerven.

Seit 1955 wartete München auf diesen Titel, bereits 1954 hatte der FCB triumphiert und stand in dieser Saison erstmals seit der Bundesliga-Rückkehr im Finale. Der frühere Serienchampion Berlin verpasste hingegen die Chance auf Titel Nummer neun. Die "Albatrosse" hatten die Trophäe zuletzt vor sechs Jahren gewonnen. In den vergangenen vier Spielzeiten hatten die Brose Baskets Bamberg die Liga dominiert.

Selbstverständnis wie im Fußball

Die hoch emotionale Finalserie wurde in den vergangenen Tagen nicht nur auf dem Parkett ausgetragen, sondern auch von einer Schlammschlacht mit Beschuldigungen und Vorwürfen begleitet. Erst am Mittwoch griff Berlins Aufsichtsratschef Axel Schweitzer den FCB an.

"Die Bayern treten mit einem Selbstverständnis auf, das sie von den Fußballern übernommen haben", sagte er der Sport Bild: "Aber der Unterschied ist: Die Fußballer haben über Jahre Erfolge erzielt, die Basketballer dagegen in der Neuzeit noch nicht."

Durch den Triumph in der Endspielserie hat sich das nun geändert. Grund für den Vorstoß Schweitzers war eine Mail, die Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic an BBL-Chef Jan Pommer geschrieben hatte. Darin beschwerte er sich über Alba und "öffentlich abwertende Äußerungen" gegen Münchner Spieler.

Verwunderlich sind die Nebenkriegsschauplätze nicht, schließlich stand gut die Hälfte des Münchner Personals, neben Vater und Sohn Pesic auch mehrere Nationalspieler, einst in Berlin unter Vertrag. "Befremdlich" fand es Schweitzer, wie man "mit geliehenem Selbstbewusstsein so forsch auftritt".

Den Münchnern dürften die Anfeindungen spätestens bei den rauschenden Siegesfeierlichkeiten egal gewesen sein, denn sie haben sich nach einer kräftezehrenden Saison vorerst zur neuen Nummer eins im deutschen Basketball gekrönt. Mittelfristig will sich der Klub auch in der europäischen Spitze etablieren. Der Anfang ist gemacht.

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