Fifa-Wahl:Diese Männer wollen Fifa-Präsident werden

Fünf Kandidaten stehen zur Wahl - die einen aussichtslos, die anderen mit zweifelhaftem Hintergrund.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

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Gianni Infantino, 45

Gianni Infantino

Quelle: dpa

Gianni Infantino kommt aus Brig - und damit ganz aus der Nähe von Visp, der Heimat von Sepp Blatter. Auch ansonsten ähnelt er dem Landsmann in manchem, etwa wenn er mit einer Erhöhung des WM-Teilnehmerfeldes und finanziellen Ausschüttungen die Delegierten ködern will. Seit 2009 ist der Mann mit der markanten Glatze, den viele Fußballfans als Zeremonienmeister bei Champions-League-Auslosungen kennen, Generalsekretär von Europas Fußball-Union (Uefa). Dabei muss er sich vorwerfen lassen, dass der Verband unter seiner Regie diverse Affären nicht konsequent verfolgte - vor allem Vorwürfe rund um die Vergabe der EM 2012 an die Ukraine und Polen, als ein Zeuge aus Zypern belastendes Material anbot, das die Uefa aber nie abholte.

Infantino war über all die Jahre ein enger Vertrauter von Uefa-Chef Michel Platini, und eigentlich war klar, dass der Franzose bei der Fifa-Wahl für Europa antritt. Doch dann sperrten ihn die Ethiker wegen eines zwei-Millionen-Franken-Deals mit Blatter. Infantino sprang ein und gilt nun neben Scheich Salman als Favorit. Verliert er, dürfte er wohl neuer Uefa-Präsident werden.

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Prinz Ali, 40

Prinz Ali Bin Al-Hussein

Quelle: dpa

Der jordanische Prinz ist der einzige Kandidat, der schon einmal bei einer Fifa-Präsidentschaftswahl antrat. Im Mai 2015 schickten ihn die zögerlichen Europäer als Herausforderer von Blatter vor - und er schlug sich in diesem ausweglosen Unterfangen halbwegs achtbar, indem er 73 Stimmen erreichte und Blatter in einen zweiten Wahlgang zwang. Diesmal fehlt dem früheren Fifa-Vize die Basis, Europa unterstützt weitgehend Infantino, Asien Salman. Kurz vor der Wahl verlangte er den Einsatz von gläsernen Wahlkabinen, um die Transparenz zu erhöhen. Weil die Wahlkommission das ablehnte, beantragte er beim Internationalen Sportgerichtshof (Cas), die Abstimmung zu verschieben. Alis Antrag gilt als aussichtslos.

Gleichwohl dürfte der gut vernetzte Prinz abseits der beiden Favoriten das größte Stimmenpaket dirigieren - nicht zuletzt dank der Kontakte seiner Schwester Haya, lange Jahre Mitglied im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und Chefin des Pferdesport-Weltverbandes. Circa 20 bis 25 Voten werden Ali zugesprochen. Er könnte sich im Kampf Infantino versus Salman also durchaus als Königsmacher erweisen.

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Jérôme Champagne, 57

Jerome Champagne

Quelle: AP

Der Franzose kennt die Strukturen des Fußballs und das System Fifa bestens. Von 1999 bis 2010 arbeitete der frühere Diplomat in verschiedenen Funktionen für den Weltverband, unter anderem als stellvertretender Generalsekretär; seitdem ist er Berater verschiedener Nationen. Verblüffenderweise gilt er schon seit Längerem als kritisch eingestellter Geist - und verteidigt doch immer wieder Sepp Blatter. Viele Beobachter attestieren ihm, dass er über das vernünftigste Programm verfüge.

Sein grundsätzliches Ziel ist es, die ungleiche Kräfteverteilung im internationalen Fußball zu korrigieren. Er verweist zum Beispiel gerne darauf, dass noch vor 20 bis 30 Jahren regelmäßig Mannschaften wie Ajax Amsterdam, Roter Stern Belgrad oder Steaua Bukarest den Europapokal der Landesmeister gewinnen konnten - heute ist es fernab der Vorstellungskraft, dass der Champions-League-Sieger nicht aus England, Spanien, Italien oder Deutschland kommt. Gemeinsam mit Prinz Ali prangert Champagne die Rahmenbedingungen der Präsidentenkür an.

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Tokyo Sexwale, 67

Tokyo Sexwale

Quelle: AP

Der Südafrikaner hat eine ungewöhnliche Biografie vorzuweisen: Einst kämpfte er an der Seite von Nelson Mandela gegen die Apartheidspolitik des Regimes an, später scheffelte er mit Rohstoffgeschäften Millionen. Als er sich vergangenen Herbst als Kandidat fürs Fifa-Chefamt in Position brachte, gab es öffentlichen Zuspruch von Franz Beckenbauer sowie IOC-Chef Thomas Bach. Aber das half ihm auch nicht sonderlich viel: Sexwale hat kaum Stimmen sicher, nicht einmal sein eigener afrikanischer Kontinentalverband unterstützt ihn. Gemäß der internen Hochrechnungen wird erwartet, dass er als erster Kandidat ausscheidet. Vielleicht zieht er seine Bewerbung noch ganz zurück. Damit kann er die lange Wahl-Prozedur um zwei Stunden verkürzen.

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Scheich Salman al-Khalifa, 50

Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa

Quelle: dpa

Asien-Chef Salman al-Khalifa, der Scheich aus Bahrain, propagiert Gehaltsverzicht, die Distanz zwischen Geschäftsführung und Präsidentenamt sowie eine bedarfsorientierte Entwicklungshilfe. Diese soll von einer Stiftung bewilligt werden, um eine klassische Korruptionsquelle im Weltfußball zum Versiegen zu bringen. Ihn umgibt aber eine trübe Melange aus Vorwürfen. Vor allem Salmans Rolle bei der Niederschlagung des Arabischen Frühlings 2011 in Bahrain steht im Fokus. Tausende Demonstranten, auch Fußballer, waren verhaftet worden. Laut staatlicher Nachrichtenagentur BNA soll Salman eine Prüfkommission geleitet haben, die regimekritische Sportler identifizieren und Strafen zuführen sollte.

Neben dem Ethik-Problem umwabern ihn auch einige Korruptionsvorwürfe - in seinem Landesverband wie in der Asien-Föderation AFC, die er seit 2013 führt. In dem Amt beerbte er Mohamed Bin Hammam. Der inzwischen lebenslang gesperrte Katarer hatte ihn 2009 auf der Zielgerade aus dem Rennen geschlagen. Damals sollen auf beiden Seiten Stimmen gekauft worden sein; klare Beweise für ein Fehlverhalten gibt es auch hier nicht. Dennoch hat Salman das Gros der 47 Asien-Verbände hinter sich, plus die Mehrheit des 54 Mitglieder zählenden Afrika-Verbandes Caf. Mit dem hat er einen der in Fifa-Wahlzeiten beliebten Kooperationsverträge besiegelt.

© sz.de/nste/ska
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