Fifa-Präsident unter Beobachtung:Zwanziger stellt sich hinter Blatter

Der kritisierte Fifa-Boss bekommt nun doch wieder Unterstützung aus Deutschland. Karl-Heinz Rummenigge zeigt sich "nicht optimistisch", was einen Transfer von Javi Martinez zum FC Bayern anbelangt. Bundesinnenminister fordert vor dem Sicherheitsgipfel verstärkte Maßnahmen gegen Fangewalt, die Dallas Mavericks verpflichten einen neuen Spieler.

in Kürze

Frueherer FIFA-Mediendirektor haelt Blatters Aeusserungen fuer Ablenkung

Sepp Blatter bei Pressekonferenz in der FIfa-Zentrale: "Sehr glücklich"

(Foto: dapd)

Fifa, Korruption: Der umstrittene Fifa-Chef Joseph Blatter kommt den zahlreichen Forderungen nach seinem Rücktritt nicht nach und treibt stattdessen seine eigenen Reformen im schwer angeschlagenen Fußball-Weltverband weiter voran. Zudem bekam er Rückendeckung aus Deutschland. "Aus Sicht der Fifa-Exekutive ist er absolut tragbar. Der Reformprozess wäre gar nicht weitergegangen ohne ihn", sagte Theo Zwanziger, Mitglied des Exekutivkomitees der Fifa. Ein Rücktritt Blatters, wie ihn unter anderem der deutsche Ligapräsident Reinhard Rauball gefordert hatte, sei kein Thema gewesen, bekräftigte Zwanziger am Rande der Komitee-Sitzung. "Ich hatte keinen Auftrag, ihn zu fordern."

Das Exekutivkomitee ernannte am Dienstag den deutschen Richter Joachim Eckert und den amerikanischen Staatsanwalt Michael Garcia anstelle des favorisierten Argentiniers Luis Moreno Ocampo zu den Vorsitzenden der beiden Kammern der neuen Ethikkommission, die den Kampf gegen die Korruption in der Fifa voranbringen soll.

"Ich bin ein glücklicher Präsident, weil unserer Reformprozess weitergeht. Ich als Präsident werde diesen Reformprozess weiter begleiten", sagte Blatter in Zürich. Die neuesten Enthüllungen im Fifa-Bestechungsskandal und auch sein möglicher Rücktritt waren nach Angaben des Schweizers kein Thema bei der Sitzung des Exekutivkomitees. "Über die Position des Fifa-Präsidenten kann nur der Kongress entscheiden", sagte Blatter. Nach seinen Angaben hat es in der Affäre um die mittlerweile insolvente Schweizer Marketingfirma ISMM/ISL keine Schmiergeldzahlungen an weitere Funktionäre des Fußball-Weltverbandes gegeben. "Ich weiß und wusste nichts von weiteren Personen", sagte er.

Der 64 Jahre alte Eckert leitet die 6. Strafkammer des Landgerichts München und ist dort auf Wirtschaftsverfahren spezialisiert. Er soll in einer juristisch ähnlichen Konstruktion wie beim Deutschen Fußball-Bund ein Sportgericht der Fifa leiten. Garcia arbeitet in den USA als Ankläger und war in dieser Funktion unter anderem auch im Doping-Prozess gegen die frühere Sprint- Olympiasiegerin Marion Jones tätig. Er soll in der Ethikkommission einer Art Kontrollausschuss vorsitzen. "Die Vorsitzenden der beiden Kammern sind komplett unabhängig", sagte Blatter. Die Fifa werde allen Entscheidungen der neuen Ethikkommission folgen.

FC Bayern, Transfers: Karl-Heinz Rummenigge hat sich skeptisch über eine mögliche Verpflichtung des FC Bayern München von Javi Martinez (Athletic Bilbao) geäußert. "Ich bin da nicht optimistisch, da bin ich ganz ehrlich. Sein Präsident hat immer ausdrücklich betont, dass er den Spieler nicht verkaufen will und auch nicht unter einem Preis der Klausel", sagte der Vorstandschef des FC Bayern München in einem Interview der tz. Gesprochen wird im Falle des defensiven Mittelfeldspielers über eine Ablösesumme von 40 Millionen Euro. "Eine Summe, die es in Deutschland noch nie gegeben hat. Es gibt keinen Verein in Europa, der bereit ist, diesen Preis zu zahlen. Ich pflege ein gutes Verhältnis zu Barcelona, auch Barcelona ist nicht bereit, bei dieser Größenordnung einzusteigen", betonte Rummenigge. "Wir sprechen über erstaunlich hohe Summen. Man muss das ganze Transfergeschäft sehr rational sehen und nicht nach Effekthascherei schielen, um Beifall von der Öffentlichkeit zu bekommen."

Fifa, Korruption: Der Schweizer Anti-Korruptions-Experte Mark Pieth glaubt nicht, dass Uefa-Chef Michel Platini eine wirkliche Alternative zu FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (76) darstellt. "Von Platini sind bisher meines Wissens nach nicht viele Impulse ausgegangen, er ist nicht der große Reformer. Aber er hat sich auch nicht quergestellt", sagte Pieth, der im Weltverband Reformen im Kampf gegen Korruption und für mehr Transparenz durchsetzen soll, im Interview mit Sport Bild (Mittwochausgabe). Der 57 Jahre alte Franzose Platini, der als möglicher Nachfolger des bis 2015 gewählten Blatter gilt, sitzt auch im Exekutivkomitee der Fifa und gilt als "Ziehsohn" des Fifa-Bosses. Kritisch sieht Jura-Professor Pieth das Einmischen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), dessen Exekutive sich am Wochenende in London mit der ISL-Schmiergeldaffäre und der Rolle von Blatter beschäftigen wird. "Das IOC soll sich zunächst seine eigenen Sachen anschauen. Die haben nach Salt Lake City einen Schritt gemacht, aber einen halbherzigen. Die Wahl der Personen ins Integritäts-Komitee überzeugt mich nicht. Bei der Frage, woher sie kommen, spielt der IOC-Präsident eine viel zu große Rolle. Da sind wir beim Thema Unabhängigkeit", betonte Pieth.

Tennis, Hamburg: Florian Mayer hat beim ATP-Turnier am Hamburger Rothenbaum als erster deutscher Tennis-Profi das Achtelfinale erreicht. Der 28-Jährige hatte bei seinem 7:6 (9:7), 7:5-Sieg im Auftaktmatch gegen den Qualifikanten Horacio Zeballos aus Argentinien aber mehr Probleme als erwartet. Der an Nummer sieben gesetzte Mayer trifft in der Runde der letzten 16 jetzt auf den Niederländer Robin Haase, der am Montag den Münchner Matthias Bachinger aus dem mit rund einer Million Euro dotierten Turnier geworfen hatte.

Fifa, bin Hammam: Der ehemalige Fifa-Präsidentschaftskandidat Mohamed bin Hammam ist vom asiatischen Fußball-Verband (AFC) suspendiert worden. Wie die Organisation in Kuala Lumpur mitteilte, offenbarte die langwierige Prüfung von Verbandskonten neue Vorwürfe wegen finanziellen Fehlverhaltens. Der 63 Jahre alte frühere AFC-Präsident wurde den Angaben zufolge für 30 Tage aus dem Verband ausgeschlossen. Bin Hammam kämpft gegenwärtig vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) gegen eine Sperre des Fußball-Weltverbandes (Fifa). Die Fifa hatte das frühere Mitglied des Exekutivkomitees am 23. Juli des vergangenen Jahres wegen Korruption auf Lebenszeit verbannt und von allen Funktionen im Fußball ausgeschlossen. Bereits am 29. Mai hatte ihn der Weltverband provisorisch von allen internationalen Fußball-Ämtern ausgeschlossen.

Basketball, NBA: Die Dallas Mavericks haben sich mit O.J. Mayo auf einen Wechsel geeinigt. Der Guard kommt von den Memphis Grizzlies zum Klub des deutschen Basketballstars Dirk Nowitzki. In vier NBA-Spielzeiten hat der 24-jährige Amerikaner durchschnittlich 15,2 Punkte pro Spiel erzielt. "Ich unterschreibe in Dallas", hatte Mayo am späten Montagabend getwittert. "Willkommen in unserer Familie", schrieb Mavs-Klubbesitzer Mark Cuban kurz darauf zurück. Mayo war 2008 im Draft der nordamerikanischen Profiliga an dritter Stelle von den Minnesota Timberwolves ausgewählt und dann an Memphis abgegeben worden.

Olympia, Doping: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) untersucht bislang unentdeckt gebliebene mögliche positive Dopingproben von den Olympischen Spiel 2004 in Athen. Wie der Vorsitzende der medizinischen Kommission des IOC, Arne Ljungqvist, der Nachrichtenagentur AP am Montag sagte, gibt es bis zu fünf verdächtige Proben. Das habe das mit den Untersuchungen beauftragte Dopinglabor im schweizerischen Lausanne dem IOC übermittelt. Ljungqvist zufolge muss das IOC noch entscheiden, ob es weitere Tests von B-Proben gibt. Bisher gebe es nur Verdachtsfälle und noch keine positiven Dopingproben. Details zu den betroffenen Sportarten und Athleten nannte der Schwede nicht. Das IOC hatte im Mai entschieden, die Proben von 2004 noch einmal zu untersuchen, um weitere Dopingfälle auszuschließen. Anschließend sollen die Proben endgültig vernichtet werden.

Radsport, Tour de France: Andre Greipel ist das passende Geschenk zum 30. Geburtstag verwehrt geblieben, stattdessen hat Pierrick Fedrigo den Franzosen den nächsten Feiertag beschert. Der 33-Jährige sorgte auf der 15. Etappe der 99. Tour de France über 158,5 Kilometer von Samatan nach Pau für den vierten französischen Tagessieg. Fedrigo setzte sich im Sprint vor Mitausreißer Christian Vande Velde (USA) durch und machte damit die Hoffnungen des dreimaligen deutschen Etappengewinners auf eine weitere Massenankunft zunichte. Dritter wurde Fedrigos Landsmann Thomas Voeckler. "Bei der Tour muss man manchmal ein Bündnis mit dem Radsport-Gott eingehen. Heute hat es funktioniert. Es waren keine einfachen Gegner, aber ich bin zur richtigen Zeit angetreten", sagte Fedrigo. Für den Fahrer vom Team FDJ war es bereits der vierte Tour-Etappensieg seiner Karriere. Am Dienstag darf der Tour-Tross am zweiten Ruhetag wieder neue Kräfte sammeln, ehe es am Mittwoch auf der zweiten Pyrenäen-Etappe wieder ernst wird. Auf dem 197 Kilometer langen Teilstück von Pau nach Bagneres-de-Luchon warten jeweils zwei Bergwertungen der ersten und höchsten Kategorie auf die Fahrer. Dabei geht es unter anderem über den Col d'Aubisque und den berüchtigten Col du Tourmalet.

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