Fifa-Reformen: Blatter setzt auf Beckenbauer und Zwanziger

Weniger Korruption, mehr Transparenz und ganz viel DFB: Fifa-Präsident Sepp Blatter schließt einen Rücktritt aus und setzt bei seinen Reformplänen vor allem auf die Unterstützung von Theo Zwanziger und Franz Beckenbauer. Außerdem kündigt er überraschend an, die Gerichtsakten in der ISL-Affäre offenzulegen. Damit könnten hochrangige Funktionäre arg in die Bredouille geraten.

Fifa-Präsident Joseph Blatter hat einen Rücktritt ausgeschlossen. "Ich bin gewählt worden und wurde beauftragt, die Fifa wieder in Ordnung zu bringen. Ich habe überhaupt nicht die Absicht zurückzutreten", sagte der 75 Jahre alte Schweizer am Freitag bei einer Pressekonferenz in Zürich auf die Frage eines britischen Reporters.

Joseph Blatter

Joseph Blatter bei der mit Spannung erwarteten  Pressekonferenz in Zürich. Seinen Rücktritt hat er ausgeschlossen.

(Foto: dpa)

Blatter kündigte für seine mit Spannung erwartete Reform des durch Korruption geschädigten Fußball-Weltverbandes einen Zwei-Jahres-Plan an. Dabei baut er auch auf die Hilfe eines sogenannten Good Governance Komitees, in dem externe Experten wie Juristen, Sponsoren oder Politiker vertreten sein werden. "Die Fifa hat die Kurve gekriegt, aber jetzt geht die Arbeit los", sagte Sylvia Schenk, Vorstandsmitglied von Transparency International.

Vier weitere Arbeitsgruppen werden geschaffen, die die Fifa aus der schlimmsten Krise ihrer 107-jährigen Geschichte führen sollen. Den Vorsitz des Gremiums zur Überprüfung der Statuten übernimmt DFB-Präsident Theo Zwanziger, Franz Beckenbauer ist Vorsitzender der "Task Force Football 2014". Dieses Gremium kann Vorschläge erarbeiten für das International Board, das alleine Regeländerungen beschließen darf. Zur sogenannten "FIFA Task Force Football 2014" gehören neben dem Vorsitzenden Beckenbauer auch die Legenden Pele und Bobby Charlton sowie Cafu und Christian Karembeu. Zudem gründete die FIFA sowohl eine Task Force für mehr Transparenz als auch eine "Task Force Ethik-Kommission".

Als weitere Konsequenz aus den Skandalen der Vergangenheit wird das Ethikkomitee umgebaut. In Zukunft wird es zwei getrennte Kammern geben: Anklage und Gericht.

Zudem gab Blatter bekannt, dass die Fifa nach jahrelanger Weigerung nun doch Einblick in die Akten aus der ISL-Bestechungsaffäre gewähren werde. "Der Fall ISL hat schon viel Unruhe verursacht. Heute hat das Exekutivkomitee auf meine Bitte beschlossen, diese Akte zu öffnen. Das ist eine Akte mit rechtlichen Auswirkungen, und wenn Maßnahmen zu ergreifen sind, wird das nicht das Exko tun, sondern eine externe Organisation", erklärte Blatter in der Fifa-Zentrale.

Namen hochrangiger Funktionäre könnten so öffentlich werden, die von der mittlerweile bankrotten Vermarktungsagentur ISL bestochen worden sein sollen. 2008 waren während des Strafprozesses gegen die ISL Zahlungen an Fifa-Vorstandsmitglieder publik geworden. Diese Zahlungen sollen zwischen 1989 und 2001 über dubiose Kanäle geflossen sein. Damit hatte sich die ISL offenbar lukrative Marketingrechte gesichert. Eine völlige Aufklärung gab es nie.

Das Strafgericht Zug stellte das Verfahren im Juni 2008 ein, nachdem die Begünstigten 5,5 Millionen Schweizer Franken an die Fifa zurückgezahlt hatten. Für diesen Deal blieben die Sünder bis heute anonym. Bei den Beschuldigten soll es sich um die Exko-Mitglieder Ricardo Texeira (Brasilien), Nicolás Leoz (Paraguay) und Issa Hayatou (Kamerun) handeln. Alle bestreiten die Vorwürfe.

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