Fifa-Präsidentenwahl:Blatters Wählerblöcke bröckeln

  • Amtsinhaber Sepp Blatter erhält bei Kongress in Südamerika nicht die erhoffte einhellige Unterstützung, sondern erntet Kritik.
  • Gegenkandidat Prinz Ali verkündet, er habe im Präsidenten der Asien-Förderation einen neuen Befürworter.
  • Am 29. Mai wählt der Fifa-Kongress in Zürich den Präsidenten. Dabei hat jeder Mitgliedsverband, unabhängig seiner Größe, eine Stimme.

Von Thomas Kistner

Sepp Blatter

Fifa-Präsident Sepp Blatter beim Kongress der Südamerika-Förderation Conmebol.

(Foto: AP)

Prinz Ali trifft sich mit dem König von Bahrain

Die schlechte Nachricht erreichte Sepp Blatter pünktlich zum Wiegenfeste: 79 Jahre wurde der Chef des Weltfußballverbandes am Dienstag, kurz vor dem Eintritt ins neunte Lebensjahrzehnt fühlt er sich so fit, dass er dringend noch vier weitere Jahre auf dem Fifa-Thron verbringen will. Um den aber muss er mit Herausforderern ringen, die bei der Präsidentenwahl am 29. Mai in Zürich die affärenumtoste Blatter-Regentschaft beenden wollen.

Portugals Fußball-Ikone Luís Figo und der niederländische Verbandschef Michael van Praag haben vergangene Woche mit Freude registriert, dass Blatter beim Kongress der Südamerika-Föderation Conmebol nicht die erhoffte einhellige Unterstützung des Erdteilverbands erhielt. Und jetzt tritt der dritte Angreifer, Prinz Ali, mit der Botschaft an die Öffentlichkeit, er habe sich die Unterstützung des Sultans von Brunei, vor allem aber die des Königs von Bahrain sichern können. Das berichtet die jordanische Presseagentur Petra, und trifft es zu, wäre es pikant. Denn Bahrains Herrscher ist auch das Staatsoberhaupt des Präsidenten der Asien-Föderation AFC, Scheich Salman al Khalifa -, der sich wiederum vor Monaten fest hinter Blatter gestellt hatte, samt seiner asiatischen Gefolgschaft. Petra meldete, dass sich Prinz Ali in Bahrain mit König Hamad al Khalifa sowie mit Prinz Sufri aus Brunei traf.

Fifa-Präsidentenwahl: Jordaniens Prinz Ali bin al-Hussein will Fifa-Präsident werden.

Jordaniens Prinz Ali bin al-Hussein will Fifa-Präsident werden.

(Foto: AFP)

Blatters Wahlkampfstil in der Kritik

Etwas dezenter stellt es die bahrainische Nachrichtenagentur dar. Ihr zufolge habe Hamad die Arbeit des Fifa-Vizepräsidenten Prinz Ali sehr gelobt und ihm "jeden Erfolg" gewünscht. Ali und der AFC-Chef Scheich Salman sind erbitterte Gegner, zudem hat sich der im Weltsport äußerst einflussreiche Ahmed al-Sabah für Salman und Blatter ausgesprochen: Der Scheich aus Kuwait, der zuletzt als Königsmacher im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) auffiel, peilt selbst einen Sitz im Fifa-Vorstand an. Sollte also nun der König Bahrains Ali unterstützen, wäre dies ein strategischer Coup, der an Blatters Wählerblöcken in Asien und Afrika rührt.

Während der Schweizer Favorit noch kein Wahlprogramm vorgelegt hat, kritisieren die Herausforder seinen verschwenderischen Wahlkampfstil. Jüngst verwies van Praag auf Blatters Auftritt beim Conmebol-Kongress und rügte, dass der Fifa-Boss anschließend per Helikopter zum Essen mit Paraguays Staatschef Horacio Cartes nach Asunción geflogen sei. "Warum muss Blatter im Privatjet nach Südamerika reisen, wenn es gute Flugverbindungen aus Europa gibt? Da wird das Geld der Nationalverbände ausgeben." Laut Regeln darf Blatter im Wahlkampf weder Mittel noch Personal der Fifa einsetzen. Doch Insider gehen davon aus, dass seine Compliance-Experten auch da keinerlei Einwände erheben werden.

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