Fifa:Geld aus Katar

Seit der Wüstenstaat den Zuschlag zur Fußball-WM 2022 bekam, wird über Korruption spekuliert. Der neueste Verdacht: Der brasilianische Funktionär Ricardo Teixeira soll eine Millionenüberweisung aus Katar erhalten haben.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Die Einschläge rücken näher. Seit der Fußball-Weltverband (Fifa) vor fast sieben Jahren Katar den Zuschlag für die WM 2022 erteilte, gibt es dazu massiven Korruptionsverdacht. Nun verdichten sich in einem der vielen Ermittlungsstränge neue Erkenntnisse der Strafbehörden. Demnach steht der langjährige Fifa-Vorstand Ricardo Teixeira im Verdacht, im Kontext eines in Doha ausgetragenen Freundschaftsspiels zwischen Brasilien und Argentinien aus Katar eine Millionen-Überweisung erhalten zu haben.

Der Brasilianer Teixeira, jahrzehntelang einer der einflussreichsten Männer im Weltfußball, steht seit einiger Zeit im Fokus der Ermittlungen der französischen Behörden. Es geht dabei unter anderem um ein Bankkonto in Monaco, auf dem er rund 22 Millionen Dollar bunkerte. Bei Durchsicht der Konto-Bewegungen waren die Ermittler auf mehrere Transfers von Firmen aus der Golf-Region gestoßen, darunter sind angeblich auch solche, die später am Bau der WM-Stätten für 2022 beteiligt waren. Teixeira bekannte schon vor einiger Zeit, er habe Katar gewählt. Er bestreitet jedoch, dafür bezahlt worden zu sein.

Nun werden neue Hintergründe sichtbar, über die am Freitag das brasilianische Blatt Estadao berichtete. Demnach soll Teixeira von dem Testspiel Brasiliens gegen Argentinien persönlich profitiert haben, das am 17. November 2010 stattfand, nur 15 Tage vor Vergabe des WM-Turniers. Als Organisator des Spiels fungierte der Konzern Ghanim Bin Saad Al Saad & Sons Group (GSSG), der Großinvestitionen in Bereichen wie Bau, Luftfahrt und Finanzen verwaltet. Chef des Unternehmens war Ghanim Bin Saad Al Saad. Der steht im Verdacht, die für den Test gezahlten 8,6 Millionen Dollar gedrittelt zu haben: Rund zwei Millionen sollen auf ein Konto in Singapur gegangen sein, das die Ermittler seinem Umfeld zuordnen; der Rest soll zwischen Teixeira und einem "argentinischen Topfunktionär" verteilt worden sein.

Dabei gibt es womöglich einen Zusammenhang zu einem anderen Ermittlungsfall, in dem es um verschwundene Millionen aus dem Emirat geht. Die französische Anti-Korruptions-Polizei in Nanterre, einem Vorort von Paris, spürt seit langem diversen Investitionen Katars nach, die es rund um die Ende 2010 erfolgte WM-Kür gab. Dazu zählen nach SZ-Informationen auch angebliche Ungereimtheiten beim Erwerb eines Aktienpaketes der Firma Veolia durch das Unternehmen Qatari Diar, das zu einem katarischen Staatsfonds gehört. Damals der entscheidende Mann dort: Ghanim Bin Saad Al Saad. Der Verdacht: Unterschlagung. Vermutet wird, dass bei den Verhandlungen insgesamt etwa 120 Millionen Euro an Firmen in Steueroasen umgeleitet wurden. Seit der WM-Vergabe vor sieben Jahren gibt es vielerlei Verdachtsmomente für Korruption. Dazu zählen zahlreiche katarischen Investments in staats- oder fußballnahe Institutionen in Frankreich und Spanien, welche die dortigen Behörden seit Jahren zuzuordnen versuchen. Es geht auch um Überweisungen des katarischen Spitzenfunktionärs Mohammed bin Hammam auf Konten, die dem karibischen Wahlmann Jack Warner und seinen Söhnen gehören - und die sich auf zirka zwei Millionen Dollar addieren. Zudem hat eine ehemalige Mitarbeiterin des katarischen Bewerbungskomitees in der Vergangenheit wiederholt beschrieben, wie drei afrikanische Voten für je 1,5 Millionen Dollar gekauft worden seien. Sollten die Behörden nun bei Ricardo Teixeira die bisherige Verdachtslage erhärten können, wäre das ein Durchbruch in der Korruptionsfrage um Katar. Ins Bild passt auch ein anderer Verdacht gegen Katar, das stets jedes Fehlverhalten bestritt. Am Mittwoch verhörte die Schweizer Bundesanwaltschaft Nasser Al-Khelaifi, Chef von Paris Saint-Germain und des Medienkonzerns beIn-Sports. Er soll den für zehn Jahre gesperrten Ex-Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke im Zug der TV-Rechtevergabe für die WM-Turniere 2026 und 2030 bestochen haben. Al-Khelaifa bestreitet das und betont seine Kooperation. Die Realität sieht nach SZ-Informationen anders aus: Demnach soll Katar den Behörden wichtige Beweismittel vorenthalten.

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