Fifa:Fifa-Regelhüter beschließen Testphase für Videobeweis

Torlinientechnologie 'Hawk-Eye'

Auch das entscheidende Organ in Sachen Regelfragen unterstützt den Videobeweis.

(Foto: Marijan Murat/dpa)
  • Das entscheidende Organ für Regelfragen bei der Fifa beschloss am Samstag, dass der Videobeweis getestet wird. Wie die Testphase genau aussehen soll, ist noch unklar.
  • Deutschland möchte aber so schnell wie möglich mit den Tests beginnen. Eventuell schon kommende Saison.
  • Zudem beschlossen die Regelhüter, dass die umstrittene Dreifachbestrafung modifiziert wird.

Grünes Licht für die Revolution: Die Regelhüter des Fußball-Weltverbands Fifa vom International Football Association Board (IFAB) haben am Samstag einer Testphase für den Videobeweis zugestimmt. Damit wird die technische Unterstützung für die Schiedsrichter mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in der Bundesliga erprobt werden. Bis jedoch die Technik über Tore, Elfmeter und Platzverweise entscheiden kann, werden noch zwei Jahre vergehen.

Außerdem beschloss das Board eine Modifizierung der umstrittenen Dreifachbestrafung. Demnach soll schon ab Juni und damit auch bei der EM in Frankreich ein Spieler für ein Foul im Strafraum nicht mehr mit der roten Karte bestraft werden, sofern sein Vergehen keine Tätlichkeit ist. Stattdessen sollen die Schiedsrichter dann auf Strafstoß und gelbe Karte entscheiden. Die Entscheidung gilt zunächst für eine Testperiode von zwei Jahren. Die bisherige Regelung war von vielen prominenten Fußballern und Trainern, unter ihnen Bundestrainer Joachim Löw, massiv kritisiert worden.

Infantino: "Historische Entscheidung für den Fußball"

In Deutschland wurde die Entscheidung für den Videobeweis positiv aufgenommen. "Mit dem Ja zu den Tests für den Videobeweis wurde der mehrheitlich positiven Stimmungslage Rechnung getragen. Von unserer Seite her sind wir natürlich sehr zufrieden mit dieser Entscheidung", sagte Ansgar Schwenken, Direktor der Deutschen Fußball Liga (DFL), in einer Stellungnahme am Samstag. Die DFL werde sich nun gemeinsam mit dem DFB aktiv in die auf zwei Jahre ausgerichtete Testphase einbringen. "Wenn alle noch offenen Fragen mit der Fifa geklärt sind, wollen wir schon zur kommenden Saison 2016/17 mit der ersten Phase starten. Wichtig ist uns bei der Umsetzung vor allem, dass das Fußballspiel dennoch seinen eigentlichen Charakter behält", betonte Schwenken.

Das IFAB hatte am Samstag seine 130. Hauptversammlung im walisischen Cardiff abgehalten. An der Sitzung des IFAB nahm auch der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino (Schweiz) teil. Über die genaue Form der Tests wurde noch keine Entscheidung getroffen, hieß es nach der Sitzung. "Heute haben wir wirklich eine historische Entscheidung für den Fußball getroffen", sagte der Schweizer. Offenbar könnte der Videobeweis bei der Copa America im Juni in den USA bereits als Versuch eingesetzt werden. "Das ist ein großer Test, und wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, das Fußballspiel zu schützen. Der Fluss des Spiels ist sehr wichtig", sagte Infantino.

Die Bundesliga sieht sich gerüstet. "Wenn die Tests zugelassen werden, können wir sie mit am schnellsten umsetzen, da wir eine eigene Produktionsfirma besitzen", hatte Christian Seifert, Geschäftsführer der DFL, gesagt. Der DFL-Boss warnte allerdings auch vor Schnellschüssen: "Ich gehöre nicht zu denen, die sagen, Fehler gehören dazu. Dazu geht es um zu viel. Aber es wird eine grundlegende Veränderung des Spiels sein. Deshalb muss es sehr gut durchdacht sein. Man muss es sehr seriös prüfen und darf es nicht übers Knie brechen."

In Deutschland ist eine "sanfte" Einführung geplant

Geplant ist deswegen die "sanfte" Einführung der Technik. In der kommenden Saison 2016/17 soll es zunächst einen Test im Offline-Modus geben, in der folgenden Spielzeit ist dann ein direkter Eingriff möglich, der aber auch noch ohne Auswirkungen auf die Partie durchgeführt werden soll.

"Wir befinden uns im Jahr 2016, wir dürfen unsere Augen vor neuer Technologie nicht verschließen", sagte Infantino zuletzt: "Wir müssen reale Tests machen und uns die Angelegenheiten anschauen." Fest steht bereits, dass in der Bundesliga lediglich der Referee die Aufnahmen anfordern kann. In einigen anderen Ligen - insgesamt hatten sich neun bei der Fifa für die Testphase beworben - sollen dagegen sogenannte Challenges der Mannschaften wie im Tennis möglich sein.

Videobeweis soll nur bei spielentscheidenden Situationen genutzt werden

Das steht in Deutschland nicht zur Debatte. "Uns ist wichtig, dass das Schiedsrichter-Team Herr des Geschehens bleibt", hatte Schwenken betont. Herbert Fandel, der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses, verdeutlichte, dass der Unparteiische auf dem Feld auch weiterhin der Chef ist: "Es geht nicht, dass sich die Assistenten einmischen. Es muss eine klare Struktur in der Kommunikation geben", sagte Fandel: "Die Spielleitung muss in einer Hand liegen."

Die Videoaufzeichnung soll ausschließlich bei spielentscheidenden und umstrittenen Situationen angefordert werden: bei Toren, Elfmetersituationen und Platzverweisen. Fandel schwebt vor, dass altgediente Schiedsrichter und Ex-Referees künftig als sogenannter Video-Assistent eingesetzt werden sollen. "Sie haben die notwendige Ruhe. Erfahrung spielt hier eine wichtige Rolle", merkte der 51-Jährige an.

Gut möglich, dass aufgrund der neuen personellen Bedürfnisse der Kader der Bundesliga-Schiris auf 26 aufgestockt wird. Der Video-Assistent soll an einem zentralen Ort oder im Stadion sitzen und kann die TV-Bilder als Basis nutzen.

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