Fifa:Erstes Endspiel für Platini

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Uefa-Präsident Michel Platini bei seiner Ankunft in Lausanne am Internationalen Sportgerichtshof Cas. (Foto: dpa)
  • Am Freitag entscheidet der Internationale Sportgerichtshof Cas über den Berufungsantrag von Michel Platini.
  • Dabei geht es um seine provisorische 90-Tage-Sperre durch die Ethik-Kommission der Fifa.
  • Für Platini würde ein Richterspruch in seinem Sinne die letzte Chance auf eine Kandidatur als Fifa-Präsident wahren.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner, Frankfurt/München

Am Freitag schaut die globale Fußballpolitik höchst angespannt nach Lausanne. Dort wird der Internationale Sportgerichtshof Cas über den Berufungsantrag befinden, den Michel Platini gegen seine provisorische 90-Tage-Sperre durch die Ethik-Kommission des Fußball-Weltverbands Fifa eingereicht hat.

Der Franzose verbindet damit seine letzte Hoffnung, noch ins Kandidatenrennen um die Nachfolge des (gleichfalls suspendierten) Sepp Blatter an der Fifa-Spitze einsteigen zu können. Allerdings gilt ein Urteil pro Platini als unwahrscheinlichere Variante. Und käme es doch so, dürfte er wohl nur kurz hoffen: Noch vor Weihnachten drohen ihm und Blatter die nächsten Sanktionen der Fifa-Ethiker; diesmal nicht provisorisch, sondern jahrelange, schlimmstenfalls sogar lebenslange Sperren.

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Hintergrund der brisanten Causa ist ein Betrag von zwei Millionen Franken, den Platini im Februar 2011 auf Blatters Betreiben von der Fifa erhielt. Beide behaupten, dies sei die Nachzahlung für eine Fifa-Beratertätigkeit Platinis von 1998 bis 2002 gewesen. Doch einen schriftlichen Vertrag gibt es nicht, auch erstaunt der Zeitpunkt des Geldflusses, weil Blatter damals just im Wahlkampf um den Fifa-Thron gegen Mohammed bin Hammam aus Katar war. Unterstützung durch Platinis Europa-Union Uefa war seinerzeit existenziell wichtig.

Zwei Verfahren sind zu unterscheiden

Seit Oktober beschäftigt die Causa das Ethiker-Gremium. Dabei sind zwei Verfahren zu unterscheiden. Das eine ist die am 7. Oktober verhängte provisorische 90-Tage-Sperre über beide Funktionäre, gegen die Platini vor dem Cas Berufung eingelegt hat. Das andere, maßgebliche ist das Hauptverfahren, das die Fifa-Ethiker seither betrieben. Die Untersuchungskammer geht von Korruption aus - schließt sich die Spruchkammer dieser Sichtweise an, drohen dem Duo lebenslange Sperren.

Sollte sich die Richterkammer der Version nicht anschließen, blieben trotzdem Verfehlungen wie Untreue und Interessenskonflikte um die Millionenzahlung übrig, die ein Strafmaß von sieben bis zehn Jahren nach sich ziehen könnten. Nächste Woche sind Anhörungen von Blatter (Donnerstag) und Platini (Freitag) geplant, noch vor Weihnachten ist ein Urteil zu erwarten.

Sollte der Cas am Freitag Platinis Argumentation folgen und die provisorische Sperre aufheben, dürfte der Franzose sofort wieder als Fußballfunktionär tätig sein. Er könnte am Samstag der Vorrunden-Auslosung für die EM 2016 in Paris beiwohnen. Viel wichtiger dürfte ihm allerdings sein, dass er bei der Fifa-Wahlkommission wegen seiner Teilnahme an der für 26. Februar terminierten Fifa-Thronwahl vorstellig werden kann.

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Im Oktober hatte Platini im letzten Moment vor der Suspendierung die erforderlichen Unterschriften von fünf Nationen vorgelegt, die ihn unterstützen. Jedoch muss er noch den sogenannten "Integritätscheck" bestehen. Fünf Kandidaten - Scheich Salaman (Bahrain), Tokyo Sexwale (Südafrika), Platins Uefa-Gefolgsmann Gianni Infantino (Schweiz), Ex-Fifa-Berater Jérôme Champagne (Frankreich) sowie Prinz Ali aus Jordanien - sind zur Wahl zugelassen.

Platini wird nicht aufgeben

Bei Platini war die Prüfung wegen der Suspendierung ausgesetzt worden. Dafür wird die Zeit auch jetzt nicht reichen, zwischen einem etwaigen Freispruch vor dem Cas am Freitag und dem endgültigen Urteil der Ethikspruchkammer eine Woche später. Den Integritätscheck müsste zunächst ein Ethikergremium innerhalb von zehn Tagen vornehmen, danach geht dessen Empfehlung an das sogenannte Wahlkomitee, das weitere bis zu zwei Wochen bräuchte.

So oder so, Platinis Kampf um seine politische Zukunft wird an diesem Freitag nicht enden. Falls ihn die Ethiker kurz vor Weihnachten im Hauptverfahren tatsächlich sperren, dürfte er sich noch einmal an den Cas wenden.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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