Fifa:Endspiel-Tickets für Juristen

Die Arbeit für die Fifa-Prüfer wird immer größer. Nun beschäftigen sie auch mögliche Gefälligkeiten für Schweizer Strafverfolger. Mindestens ein Fall steht in einem fragwürdigen Zusammenhang.

Von Thomas Kistner

Nächste brisante Enthüllung im Skandal um den Fußball-Weltverband Fifa: Schweizer Juristen sollen regelmäßig Tickets für Endspiele von Fußball-Weltmeisterschaften erhalten haben. Das berichtet der Tages-Anzeiger aus Zürich. Von 1990 bis 2006 sei das Praxis gewesen. Auch zum Finale nach Berlin soll eine Gruppe von Richtern und Staatsanwälten gereist sein. Die begehrten Tickets, die bezahlt wurden, habe der langjährige Präsident des Zürcher Arbeitsgerichts per "Bittbrief bei der Fifa" besorgt.

Pikant wirkt vor dem Hintergrund eine Untersuchung, die im Jahr 2002 elf Fifa-Vorstände unter europäischer Führung per Strafanzeige gegen Sepp Blatter angeschoben hatten. Ein Zürcher Bezirksanwalt ermittelte schon damals gegen den Fifa-Präsidenten wegen des Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung. Die Verdachtslage war breit, Ende 2002 wurde das Verfahren aber eingestellt - auf Grundlage des Schweizer Korruptionsstrafrechts, das seinerzeit noch milder war.

Die Fifa-Ethiker wollen das Ticket- Geschäft nun prüfen. Noch mehr Arbeit also für das Gremium, das derzeit mit Priorität die von Blatter 2011 veranlasste Zahlung von zwei Millionen Franken an Michel Platini, den Chef des Europa-Verbandes Uefa, untersucht, die in keiner Fifa- Bilanz auftaucht. Aus Fifa-Ethikerkreisen hatte die SZ dazu vergangene Woche erfahren, dass die Causa auf eine lange, bis zu lebenslange Sperre für die Beteiligten hinauslaufen könne und mit einem raschen Urteil zu rechnen sei. Nun berichtet auch die Welt am Sonntag unter Hinweis auf Fifa-Kreise, dass dem Duo zeitnah eine Sperre von jeweils fünf Jahren drohe.

Kürzeren Prozess macht die Fifa in Thailand: Nach der jüngst erfolgten 90-Tage-Suspendierung des langjährigen Verbandsbosses und Fifa-Vorstands Worawi Makudi wurde dessen Exekutive der Ämter enthoben. Sportpolitisch brisanter ist, dass die Fifa auch den Verband Kuwaits (KFA) gesperrt hat. Der soll kurzfristig interne Satzungsänderungen vornehmen; derzeit sei die Autonomie der KFA im Emirat bedroht. Vorläufig darf kein kuwaitisches Verbandsmitglied an Fifa-Programmen oder Initiativen des Asien-Verbandes AFC teilnehmen. Das trifft Kuwaits stärksten Fußballvertreter ins Mark: Scheich Ahmed Al-Sabah sitzt im Fifa-Vorstand und gilt als ein entscheidender Strippenzieher in der laufenden Kandidatensuche für einen Blatter-Nachfolger.

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