Ferrari in der Formel 1:Vollgetankt mit Selbstvertrauen

Ferrari Formula One pit crew practice pit stop with Felipe Massa's car at the Sepang International Circuit

Team Ferrari: selbstbewusst und schnell.

(Foto: REUTERS)

In den vergangenen drei Jahren hat Fernando Alonso sein Ziel in der Formel 1 nicht erreicht: endlich wieder den Titel gewinnen. Stattdessen triumphierte Sebastian Vettel. Der neue Formel-1-Ferrari indes zeigte schon in Melbourne, dass er das schnellste Auto im Feld sein könnte. Nicht umsonst heißt der Wagen "La Speranzosa" - die Hoffnungsvolle.

Von René Hofmann, Sepang

Fernando Alonso könnte jetzt gut ein wenig von seinem eigenen Parfüm gebrauchen. Es ist heiß am Sepang International Circuit, irre heiß. Die Luft hat 30 Grad und 60 Prozent Feuchtigkeit. Aber das ist draußen. In der kleinen Kammer, in der Fernando Alonso im Auftrag eines Lieferanten erklären soll, wie die Bremsen seines Formel-1-Ferraris funktionieren, ist es noch viel heißer und stickiger.

Der Schweiß rinnt, selbst bei Alonso, der im Winter seine Fitness drei Wochen lang gestählt hat. Langsam färbt sich sein Team-Shirt von hell- zu dunkelrot. Den Auftritt absolviert er trotzdem bemerkenswerten unbeeindruckt. Bei einer Vollbremsung müsse er mit seinen Fuß 160 Kilogramm aufs Bremspedal stemmen. In so gut wie jeder Kurve ändere er die Einstellung, wie viel Bremskraft auf die vorderen Räder wirkt und wie viel auf die hinteren. "Bei Rückenwind willst du etwas mehr Bremswirkung vorne haben", erklärt Alonso, "bei Gegenwind mehr hinten."

Wind ist ein wohltuendes Stichwort. In der Kammer aber rührt sich kein Lüftchen. So geht das Schwitzen noch ein Weilchen weiter. Erst, als Alonso auch erläutert hat, wie sich das Energie-Rückgewinnungs-System Kers aufs Bremsverhalten auswirkt ("Kers hilft beim Bremsen, wirkt aber nur auf die Hinterräder. Und wenn du zum Rennende hin nur noch weniger Benzin im Tank hast, lädt das Kers seltener, und du musst anders bremsen"), darf er los, sich frisch machen. Der Duft, den die Ferrari-Merchandising-Abteilung Alonso gewidmet hat, wird mit dem Slogan beworben: "Ein geborener Gewinner."

In den vergangenen drei Jahren hat Fernando Alonso sein Ziel in der Formel 1 nicht erreicht: endlich wieder den Titel gewinnen. Deshalb hatte er sich 2010 Ferrari angeschlossen. Seitdem triumphierte am Ende aber stets Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel. Die Zahlen sind ziemlich eindeutig.

Fernando Alonso wäre jedoch nicht Fernando Alonso, wenn er nicht auch aus ihnen etwas Hoffnungsvolles lesen könnte. "Ich fühle mich privilegiert, dass ich in den letzten drei Jahren zweimal um den Titel kämpfen konnte", sagt er, "sicher, zweimal haben wir den Titel im letzten Rennen verloren, aber wir wollen, dass sich uns diese Chance dieses Jahr wieder bietet - mit einem anderen Ausgang."

Auch Massa ist selbstbewusst

Ich und wir: Diese Unterscheidung ist dem 31-Jährigen wichtig. Am Ich hat es seiner Meinung nach bei den Fehlversuchen schließlich nicht gelegen. Im vergangenen Jahr aber präsentierte ihm sein Team zum Saisonstart ein Auto, das viele Rätsel barg. Alonso verstand es noch einigermaßen, diese zu lösen. Teamkollege Felipe Massa aber war völlig überfordert.

Der Brasilianer war nach dem Auftakt in Melbourne damals so verunsichert, dass ihm Ferrari zum zweiten Rennen nach Malaysia ein ganz neues Chassis schickte; das ist stets die letzte Maßnahme, um einem ratlosen Piloten die Zweifel zu nehmen. Wer erleben will, wie viel besser die Stimmung bei den Vettel-Jägern in diesem Jahr ist, geht deshalb am Sepang International Circuit am besten zu Massa. Der 31-Jährige wirkt vollgetankt mit Selbstvertrauen.

"Das Auto ist zehnmal besser. Es ist viel leichter zu fahren und viel besser zu verstehen. Jedes Mal, wenn wir auf die Strecke gehen, zeigt sich das", sagt Massa. In Melbourne ließ er Alonso in der Qualifikation hinter sich. Im Rennen wurde er Vierter, Alonso Zweiter. Nach einem Grand Prix sind die Wertungen noch nicht sehr aussagekräftig. Aber immerhin: Bei den Konstrukteuren steht die Scuderia aus Maranello aktuell dort, wo sie in den vergangenen zwei Jahren nie stand - ganz vorne.

Der Sieg in Melbourne ging an Kimi Räikkönen, weil dessen Lotus die Reifen so schonend behandelte, dass der Finne nur zweimal stoppen musste. Alonso und Massa bogen dreimal an die Box, wie Vettel, dem im Spurt in der Qualifikation mit Abstand die schnellste Runde geglückt war. Weil es in Australien so bunt zuging, ging ein wenig unter, welche Autos im Rennen die längste Zeit die besten Rundenzeiten fahren konnten: die zwei roten. "Für uns war es ein verheißungsvoller Start", sagt Teamchef Stefano Domenicali.

Das Auto, das diesen ermöglichte, heißt F138. Die "13" steht für 2013, die "8" für die Zahl der Zylinder, die der Motor aufweist. 2013 sind es letztmals acht. Luca Cordero di Montezemolo, dem exaltierten Präsidenten der Firma, ist das offenbar ein wenig zu nüchtern. Er hat einen eigenen Namen für das Gefährt gefunden: "La Speranzosa" - die Hoffnungsvolle.

"Wir hatten ein gutes Rennen, vor allem gegen Red Bull und Vettel, die ich als unsere stärksten Rivalen ansehe", sagt Montezemolo. "Unser Ziel war, aufs Podium zu kommen. Das haben wir geschafft", sagt Teamchef Domenicali. Und Fernando Alonso, der geborene Gewinner, was sagt er? "Es war nicht schwer, das Jahr besser zu beginnen als das vergangene. Es wäre schwer gewesen, es schlechter zu beginnen."

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