Fernando Alonso bei McLaren:Verdächtig gut gelaunt

McLaren's Formula One driver Fernando Alonso of Spain attends a news conference ahead the Spanish Grand Prix at Circuit de Barcelona-Catalunya racetrack in Montmelo

Breites Grinsen trotz ernüchternder Ergebnisse mit McLaren: Fernando Alonso freut sich auf sein Heimrennen auf dem Circuit de Catalunya.

(Foto: REUTERS)
  • Fernando Alonso fährt in der Formel 1 nur hinterher. Der Spanier hat seit seinem Wechsel zu McLaren noch keinen Punkt gesammelt.
  • Trotzdem ist Alonso vor seinem Heimrennen in Barcelona bestens gelaunt. "Ich versuche, jedes Wochenende zu genießen", sagt er.
  • Überlegt der Spanier in Wahrheit bereits, wie er einen Platz in einem Team ergattern kann, der ihm eine direkte Aussicht auf einen dritten Titel verspricht?

Von René Hofmann, Barcelona

Fernando-Alonso-Fan zu sein, setzt eine gewissen Wandlungsfähigkeit voraus. Am Circuit de Catalunya ist das gut zu besichtigen. Baby-Hellblau, glänzendes Silber, Blut-Rot: Der 33 Jahre alte Spanier trug in seiner Formel-1-Zeit schon die unterschiedlichsten Farben. Und wer es ernst meint mit der Unterstützung, streift sich für den Besuch an der Rennstrecke ein Hemd in dem Farbton über, den auch das Idol trägt. Neu in der Alonso-Kollektion ist seit diesem Jahr ein makelloses Krankenhaus-Weiß. Auch das ist oft zu sehen an diesem Wochenende unter den Besuchern an der Rennstrecke in Montmeló, rund 20 Kilometer nördlich von Barcelona.

Den Grand Prix dort gibt es seit 1991. Offiziell heißt er "Großer Preis von Spanien". Aber eigentlich ist es der Alonso-Grand-Prix. 2007, nach seinen zwei WM-Titeln mit Renault, strömten 140 000 Zuschauer zu dem Spektakel. Der Hype hat inzwischen etwas nachgelassen. Aber gemessen an der wirtschaftlichen Lage, in der sich das Land befindet, und der sportlichen Lage, in der sich Alonso befindet, ist der Zuspruch bemerkenswert.

Saisonstatistik zum Vergessen

Nicht am Start, nicht im Ziel, Zwölfter, Elfter: Die Spuren, die Alonso in der Saisonstatistik bisher hinterlassen hat, sind zum Vergessen. Wie sein McLaren-Kollege Jenson Button hat er noch keinen Punkt gesammelt. Das ist nicht unbedingt das, was man nach vier Rennen von zwei einstigen Weltmeistern erwartet, die für ein einstiges Weltmeister-Team an den Start gehen. Aber wer die Bilanz nicht kennt und Alonso in Montmeló begegnet, der wird das kaum glauben. Alonso wirkt so fröhlich und aufgeräumt wie selten zuvor in seiner Formel-1-Zeit, die bis 2001 zurückreicht.

McLaren F1 driver Fernando Alonso of Spain drives his car during the first free practice ahead of the Spanish Grand Prix at the Circuit de Barcelona-Catalunya racetrack

Antrieb im Aufbau: Motorenlieferant Honda will sich im Formel-1-Geschäft wieder etablieren, richtig schnell sind die McLaren-Boliden aber noch nicht.

(Foto: Gustau Nacarino/Reuters)

"Ich versuche, jedes Wochenende zu genießen", sagt er und schwärmt darüber, "wie das Team wächst, wie entschlossen all die jungen Japaner sind", die die Formel-1-Rückkehr von Motorenlieferant Honda vorantreiben. Natürlich seien die Erwartungen immer hoch, wenn sich zwei so namhafte Firmen wie McLaren und Honda zusammentun, die einst Kreise um die Konkurrenten fuhren. Aber: "Die Saison ist noch jung", so Alonso, "wir haben immer noch die Hoffnung, dass sich die Dinge schnell zum Besseren ändern." Das Auto habe "das Potenzial für die Spitze". Die Herausforderung aber gleiche nun einmal einem Berg. "Und wir mussten ganz unten mit dem Besteigen beginnen. Dank der harten Arbeit des ganzen Teams kommen wir schneller voran als gedacht. Ich bin sehr stolz, hier zu sein."

Der stolze Asturier ein stolzer Punktloser? Gemessen an dem maßlosen Ehrgeiz, den Alonso sonst vorführte, ist das schwer zu glauben. Aber der Routinier behauptet ausdauernd: "Jedes Rennen ist eine Herausforderung, und ich genieße diesen Prozess. Ob ich noch einmal um den WM-Titel kämpfen kann oder nicht, wird sich zeigen. Doch ich bin sehr glücklich, deshalb ist das Warten kein Problem."

Fernando Alonso

"Es ist mein Heimrennen. Selbst wenn ich nicht in der Lage bin, um den Sieg mitzukämpfen, werde ich jede Minute mit den Fans genießen."

Denkt Alonso schon an Abschied?

Alonso hat sogar einen Weg gefunden, den Fortschritt von Ferrari kleinzureden, das Team, das er im vergangenen Jahr vorzeitig verließ: 2014 seien er und Kimi Räikkönen trotz aller Probleme lange Dritter und Vierter der Fahrerwertung gewesen. Trotz des Sieges seines Nachfolgers Sebastian Vettel in Malaysia und Räikkönens zweitem Platz beim jüngsten Auftritt in Bahrain, würden die beiden aktuell auch nur als Dritter und Vierter geführt. Einen gewaltigen Fortschritt könne er da nicht erkennen, so Alonso. Was den beiden zudem geholfen habe: Dass Williams und Red Bull hinter den Erwartungen blieben.

Formula One Grand Prix of Bahrain

"Es ist mein Heimrennen. Selbst wenn ich nicht um den Sieg mitkämpfen kann, werde ich jede Minute genießen." Fernando Alonso

(Foto: Srdjan Suki/dpa)

Wenn es noch eines Beleges bedurft hätte, dass die Formel 1 nicht nur ein Sport ist, sondern auch eine große bunte Verkaufsshow: Alonsos Auftreten liefert ihn. In Wahrheit könnte alles nämlich auch ganz anders sein. In Wahrheit könnte es so sein, dass sich Alonso verzockt hat. Dass er in dem Moment, als er im Spätsommer seinen Abschied von Ferrari bekannt gab, darauf spekulierte, als Vettel-Ersatz bei Red Bull ein Top-Auto abzustauben. Dass er von der Entscheidung der Getränkefirma, den jungen Russen Daniel Kwiat zu befördern, überrascht wurde und ihm am Ende gar nichts mehr anderes übrig blieb, als zum zweiten Mal ein Bündnis mit dem ihm wesensfremden McLaren-Chef Ron Dennis einzugehen, um in der Formel 1 zu bleiben. Und dass Alonso in Wahrheit bereits darauf schielt, wie er die Hinterherfahrer wieder verlassen und doch noch einen Platz in einem Team ergattern kann, der ihm eine direkte Aussicht auf einen dritten Titel verspricht.

Vielleicht bei Mercedes, wo sich die Verhandlungen mit Lewis Hamilton über eine Vertragsverlängerung ziehen und ziehen - und je länger sich diese ziehen immer mehr Spekulationen reifen, den Briten könne es vielleicht doch zu Ferrari ziehen, wo Kimi Räikkönens Kontrakt ausläuft.

Der Spanier gibt den Vorzeige-Angestellten

Alles nur Spekulationen. Alles nur Fahrerlagergewisper. Aber in der Formel 1 hat es schon kurioserer Rochaden gegeben. Und an einigen war Alonso ja selbst beteiligt. 2007 trennten sich die Wege von ihm und McLaren-Chef Ron Dennis nach nur einem turbulenten Jahr vorzeitig. 2010 wurde, um bei Ferrari Platz für Alonso zu schaffen, Kimi Räikkönen abgefunden. Obwohl er mit dem Auto, das er aktuell bewegen darf, samstags Mühe hat, den zweiten Qualifikationsdurchgang zu erreichen und sonntags das Ziel, bleibt Alonso eine Schlüsselfigur im Fahrerlager. Und ein Profi: Er weiß, dass es ihn nicht weiterbringt, wenn er jetzt Frust oder Ungeduld vorführt. Also gibt er den Vorzeige-Angestellten.

Bei den Wintertests hatte er auf dem Circuit de Catalunya einen mysteriösen Unfall, dessen Ursache nie letztlich geklärt wurde. Bedenken aber habe er deshalb keine mehr, gibt Alonso an: "Ich komme mit vollem Vertrauen hierhin und voller Motivation, gut zu sein."

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