Fed Cup:Kerbers Emotionen befeuern deutsche Tennis-Frauen

Auslosung zum Fed-Cup-Viertelfinale Deutschland - Schweiz

Team gegen die Schweiz: Teamchefin Rittner, Anna-Lena Grönefeld, Annika Beck, Andrea Petkovic und Angelique Kerber (von links).

(Foto: Jan Woitas/dpa)
  • Vor dem Fed-Cup-Spiel gegen die Schweiz nominiert Teamchefin Barbara Rittner neben Kerber auch Andrea Petkovic, Annika Beck sowie Doppelspielerin Anna-Lena Grönefeld.
  • Anna-Lena Friedsam rückt dagegen erstmal nicht ins Team.
  • Das Team betont, wie gut der Sieg von Angelique Kerber tut. Besonders Andrea Petkovic scheint er geholfen zu haben.

Von Matthias Schmid, Leipzig

Andrea Petkovic fand im Gesellschaftshaus des Zoologischen Gartens in Leipzig eine neue Berufung. Sie massierte ihrer Teamkollegin Anna-Lena Friedsam am Freitagnachmittag nach der Auslosung die Schultern. Das gefiel der aufstrebenden Tennisspielerin, die jüngst bei den Australian Open völlig überraschend im Achtelfinale stand und gegen die Weltranglistenvierte Agnieszka Radwanska im dritten Satz schon 5:2 führte, ehe starke Krämpfe die große Überraschung verhinderten.

Ob Masseurin für Petkovic nach der Sportkarriere eine Alternative werden könnte, behielt die Darmstädterin für sich. Noch wird sie neben Angelique Kerber als zweite Fachkraft im deutschen Fedcup-Team gebraucht, an diesem Wochenende (Samstag, 12.45 Uhr im SZ-Liveticker) spielt die Tennis-Nationalmannschaft gegen die Schweiz um den Einzug ins Halbfinale.

Nach dem wundersamen Sieg von Kerber in Melbourne ist in den vergangenen Tagen ein bisschen untergegangen, dass ein Team im Mannschaftswettbewerb aus zwei Einzelspielerinnen und zwei Doppelspielerinnen besteht. Kerber kann nicht alleine die Partie gegen die Schweizer mit den beiden Top-15-Spielerinnen Belinda Bencic und Timea Bacsinszky gewinnen. Wie gut sind also die restlichen deutschen Spielerinnen in Form? Fragt man Petkovic, entgegnet die Weltranglisten-23., sie sei bereit für das Auftakteinzel gegen die Schweizer Nummer eins Bencic. "Ich habe gut trainiert und uns beiden ist es sowieso lieb, wenn ich das erste Spiel bestreite", sagt Petkovic, dann kann ich später Angelique mit voller Energie von der Bank aus unterstützen."

Friedsam hat es noch nicht in die Mannschaft geschafft

Barbara Rittner, die Fedcup-Chefin, bekannte am Freitag bei der Auslosung der Paarungen, dass sie nie daran gezweifelt habe, Kerber nicht in den Einzeln aufzustellen. "Ich wäre ja wahnsinnig, wenn ich die Australian-Open-Siegerin rauslassen würde." Dennoch wollte sich die 42-Jährige in den vergangen Tagen nicht auf einen Einsatz von Kerber festlegen. "Ich wollte noch beobachten wie sie trainiert und wie sie sich fühlt", betont Rittner. "Ich bin noch etwas müde, aber meine positiven Emotionen halten mich am Leben", sagte die Grand-Slam-Siegerin.

"Das hat mich persönlich total inspiriert"

Dabei ging es nicht darum, ob Kerber spielt, sondern wer neben der Weltranglisten-Zweiten in den Einzeln aufschlägt. Obwohl Friedsam nur als Ersatzspielerin nach Leipzig angereist und nie zuvor im Fedcup aufgelaufen war, hatte sich Rittner zumindest die Möglichkeit offen gelassen, die 22-Jährige doch noch offiziell zu nominieren. Doch diese Chance hat sie mit Bekanntgabe des Teams nun verstreichen lassen. Neben Kerber und Petkovic komplettieren Annika Beck und die Doppelspielerin Anna-Lena Grönefeld die Mannschaft.

Andrea Petkovic sagt, sie habe ihre Sinnkrise überwunden

Besonders traurig war Friedsam allerdings nicht, dass sie letztlich nicht berücksichtigt wurde. "Ich wäre aber bereit gewesen, zu spielen", sagt sie keck. Ihr Selbstvertrauen hat sie durch ihren erfrischenden Auftritt in Melbourne ziemlich gestärkt. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis sie sich mit ihrer mutigen und aggressiven Spielweise noch weiter nach oben in der Weltrangliste spielt und zu einer ernsthaften Mitbewerberin für Petkovic um den zweiten Einzelplatz erwächst.

Denn Petkovic ist in diesen Tagen noch weit weg von der Form, die sie einst ins Halbfinale der French Open und die Top Ten geführt hat. Die 28-Jährige haderte am Ende der vergangenen Saison mit ihrem Leben als Profispielerin, sie dachte sogar kurzzeitig ernsthaft darüber nach, die Tour für immer zu verlassen. Doch Kerbers Triumph hätten ihre letzten Zweifel beseitigt. "Das hat mich persönlich total inspiriert. Ich habe gespürt, wie ich noch mehr Lust im Training hatte", sagte Petkovic.

Auch Barbara Rittner glaubt, dass die Rechtshänderin ihre Sinnkrise überwunden hat. "Andrea macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck", sagt die Fedcup-Chefin. Und Petkovic' Bilanz im Mannschaftswettbewerb spricht für sie. In den vergangenen beiden Jahren gewann sie fünf ihrer sechs Einzel. "Ich glaube fest daran, dass mir der Fed Cup einen Schub verleihen kann." Anna-Lena Friedsam muss sich also noch ein wenig gedulden, ihr bleibt vorerst nur das Privileg, sich von Andrea Petkovic massieren zu lassen.

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