Fecht-WM:Rückschlag auf dem Weg nach Rio

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Die Fecht-WM in Moskau endet am Sonntag ohne deutsche Beteiligung, weil beide Florett-Teams schon im Achtelfinale scheitern.

Bundestrainer Ulrich Schreck war in der deutschen Box wie versteinert. Reglos und konsterniert nahm der Team-Olympiasieger von 1992 den WM-Absturz seiner Florettherren in die Trostrunde von Moskau zur Kenntnis. Platz zehn wurde es für den Olympia- und EM-Dritten am Ende - letztmals waren sie 1998 in La Chaux-de-Fonds als Achte ähnlich schlecht.

Die Florettfechter um Peter Joppich erlebten auf dem Weg nach Rio einen herben Rückschlag und sind am Sonntag nur noch Zuschauer: Am vorletzten Tag der WM in Moskau lösten sich die letzten Medaillenhoffnungen der deutschen Athleten früh in Wohlgefallen auf. Am Sonntag finden die Entscheidungen komplett ohne deutsche Beteiligung statt. Das weibliche Florett-Team scheiterte beim 39:45 als WM-Fünfter von 2014 gegen Ungarn im Achtelfinale. Zwölfte wurden sie nach dem 43:38 gegen Mexiko und Niederlagen gegen China (38:45) sowie die Ukraine (26:45).

Mit zweimal Bronze erlebten die deutschen Fechter ausgerechnet beim wichtigsten Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2016 in Rio eine Enttäuschung. Es ist das schlechteste WM-Ergebnis seit 1982, damals gab es ebenfalls zwei Bronzemedaillen für deutsche Fechter - allerdings in acht und nicht zwölf Wettbewerben. "Da ist total schief gelaufen. Für die Florett-Herren wird es deutlich schwieriger", sagte Sportdirektor Sven Ressel: "Nur Herrendegen hat einen Schritt nach vorne gemacht." Denn immerhin bewahrten sich die deutschen Degen-Herren Jörg Fiedler (Leipzig), Christoph Kneip (Leverkusen), Stephan Rein und Niklas Multerer (Heidenheim) durch ihren Einzug ins Viertelfinale alle Möglichkeiten auf die Olympia-Qualifikation. In der Runde der letzten Acht waren sie beim 33:45 gegen den Weltranglistendritten Schweiz allerdings chancenlos. Am Ende gab es für sie Platz acht.

Vor einem Jahr feierte der Deutsche Fechter-Bund Premieren-Gold mit der Säbelmannschaft und Silber durch Britta Heidemann. Das Degen-Ass aus Leverkusen muss nach Individual-Rang 19 und Platz zwölf mit dem Quartett um seine vierte Teilnahme an Olympia bangen. Auch die Hoffnungen der Florettherren sinken - jetzt müssen bei den Weltcups bis zum Ende der Qualifikationsphase Anfang April viele Punkte her.

Ausgerechnet der viermalige Einzel-Weltmeister Peter Joppich konnte beim 28:29 im Achtelfinale gegen die Briten ein 26:22 nicht halten. Der Individual-Achte von Moskau musste als Schlussmann gegen den ehemaligen Europameister James-Andrew Davis acht Sekunden vor Zeitablauf das 28:28 hinnehmen und kassierte nach sieben Sekunden der Verlängerung den entscheidenden Treffer.

"Ja, natürlich", antwortete er auf die Frage nach dem Frust. "Im Sudden Death verloren - schade." Besonders bitter, weil dieBriten einer der direkten Konkurrenten der Deutschen um ein Olympia-Ticket sind. "Jetzt müssen wir in den letzten vier Weltcups über uns hinauswachsen", sagte Herren-Bundestrainer Uli Schreck: "Die Briten werden uns jetzt sicherlich überholen. Das ist keine gute Ausgangsposition."

Bei der EM im Juni in Montreux hatte Deutschland das Bronzegefecht gegen die Briten noch mit 45:37 für sich entschieden. Unter den besten 32 der WM hatte sich Deutschland beim 45:23 gegen Indonesien klar behauptet. In der Olympia-Halle der russischen Hauptstadt gab es nach dem verlorenen Top-16-Gefecht gegen Kanada (45:38) und Polen (45:41) zwei Siege, denen trotz zwischenzeitlich hoher Führung ein deprimierendes 44:45 gegen den Weltranglistenneunten Ägypten folgte.

© SZ vom 19.07.2015 / dpa, sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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