FCI-Torjäger Hartmann:Nerven aus Stahl

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Moritz Hartmann ist mit fünf Treffern der erfolgreichste Torschütze des Aufsteigers. Vier seiner Treffer erzielte er vom Elfmeterpunkt.

Von Anna Dreher, Ingolstadt

Eigentlich hatte Marvin Matip keinen Grund, erleichtert zu sein. Fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit stand es immer noch 1:1 gegen den FC Augsburg. Seine Mannschaft hatte sehr lange sehr intensiv versucht etwas daran zu ändern - es gelang dem FC Ingolstadt nur nicht, trotz 24 Torschüssen. "Aber in dem Moment wusste ich: wir sind durch", sagte Matip. In besagtem Moment hatte sich sein Mitspieler Moritz Hartmann den Ball genommen und auf den Elfmeterpunkt gelegt. Und noch bevor Hartmann zum Schuss ansetzte, war Matip klar, was gleich passieren würde: "Da hab ich mir keine Sorgen gemacht. Der Moritz ist einfach eine Bank, der hat Nerven aus Stahl. Im Training schießt er so viele Elfmeter, ich glaube seine Quote liegt inzwischen bei 100 Prozent."

Die Quote bleibt nach diesem 20. Spieltag auch abseits des Trainingsgeländes bestehen. Moritz Hartmann verwandelte auch seinen vierten Elfmeter der Saison und brachte seiner Mannschaft die ersehnten drei Punkte im Derby. Zuvor hatte Matip in der 59. Minute den Augsburger Führungstreffer durch Konstantinos Stafylidis (14.) ausgeglichen. Das 2:1 war Hartmanns fünftes Saisontor, nur eines erzielte er aus dem Spiel heraus. "Das", sagte der 29-Jährige später, "hat heute tierisch Spaß gemacht, da war Feuer drin. Und es war wichtig. Wir müssen ja erst noch unseren Platz finden in der Bundesliga. Jeder ist heute an seine Schmerzgrenze gegangen, das war ein Sieg des Willens."

Als einziger Ingolstädter schon in der dritten Liga dabei

Vor allem auch: ein Sieg der Genugtuung. Nicht nur für den Verein, der nach zuletzt strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen zu seinen Ungunsten im Spiel gegen Augsburg nun von einem Fehlurteil in der 85. Minute profitierte, als Pascal Groß im Zweikampf mit Jan Moravek fiel. Sondern auch für Hartmann selbst, den Siegtorschützen, der sein Team auf den neunten Tabellenplatz gebracht hat. "Wir fühlen uns immer noch im Abstiegskampf, aber wo wir jetzt stehen, ist eine riesen Leistung von uns", sagte er. "Viele haben uns ja von Anfang an unten gesehen."

170 Spiele hat Hartmann für Ingolstadt seit 2009 bestritten, er ist der einzige aus der Mannschaft, der schon in der dritten Liga dabei war. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga, so dachten im Sommer viele, sei aber Schluss für ihn. In der Bundesliga würde er sich nicht durchsetzen können und die Einsätze würden wahrscheinlich auch weniger werden. So hieß es. Zu Beginn der Saison wurde Hartmann in den ersten Spielen nach einer Stunde ausgewechselt, danach wurde er erst nach dieser Zeit eingewechselt, aber wie der FC Ingolstadt hat auch Hartmann überrascht. Fünf Treffer in einer Mannschaft, die in dieser Saison insgesamt erst 14 Mal über Tore gejubelt hat, "das ist doch ziemlich gut", befand Matip.

© SZ vom 07.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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