FCB gewinnt in Hoffenheim:Die Bayern können's auch mager

1899 Hoffenheim - Bayern München

Der entscheidende Moment: Mario Gomez erzielt das 1:0. 

(Foto: dpa)

Trainer Jupp Heynckes setzt in Hoffenheim seine Rotationspolitik fort und gönnt Torwart Manuel Neuer eine Pause. Dessen Stellvertreter Tom Starke bleibt beim 1:0-Erfolg der Bayern ohne Gegentor - Mario Gomez erzielt den Treffer des Tages. Die Münchner verteidigen den 17-Punkte-Vorsprung.

Aus dem Stadion von Claudio Catuogno

Ob Jupp Heynckes der Symbolcharakter bewusst war, der sich mit dieser Personalentscheidung verband? Gewiss war er das, denn wer - wie der Bayern-Coach - an nun schon 1001 Bundesligaspielen beteiligt war, der ist auch mit der zweiten Ebene vertraut, mit den kleinen und den großen Botschaften, die der Ligazirkus permanent ins Land funkt.

Aber Jupp Heynckes wird es egal gewesen sein; und in Zeiten grassierender Plagiats-Debatten tut er ja erst recht gut daran, nur auf sich und seinen FC Bayern zu schauen, nicht auf andere - und schon gar nicht auf die Befindlichkeiten der TSG 1899 Hoffenheim. Aber es war nun einmal nicht zu leugnen: Im Tor der Bayern spielte an diesem Sonntagnachmittag ein Original. Ein Hoffenheimer Original: Tom Starke.

Und besser, als indem man sie an ihren alten Torwart erinnert, dem sie im Sommer unbedingt Tim Wiese vor die Nase setzen mussten (was Starke zur Flucht nach München bewog) - besser kann man den Leuten von der abstiegsbedrohten TSG das Schlamassel ja gar nicht vor Augen führen, in das sie ihren Klub ohne Not selbst manövriert haben mit ihren ständigen Personal- und Strategie-Wechseln.

Tom Starke also, mit dem sie in Hoffenheim jetzt möglicherweise nicht so weit unten stünden - er trug nun das Bayern-Leibchen. Als Dank dafür, wie Heynckes erklärte, "dass er Manuel Neuer immer vorbildlich unterstützt". Tom Starke jubelte nach dem Abpfiff nur dezent über einen 1:0 (1:0)-Arbeitssieg seiner neuen Mannschaft, für die er gegen seine alte (2010 bis 2012) sein Startelf-Debüt in der Liga gab.

Die Hoffenheimer jubelten überhaupt nicht, sie werteten das Ergebnis aber wenigstens als Lebenszeichen in eigener Sache. "Nie aufgegeben", "immer an uns geglaubt", "Bayern zu Fehlern gezwungen", solche Sachen sagte der Trainer Marko Kurz hinterher. Dass ausgerechnet gegen die Über-Mannschaft aus München die Wende zum Guten gelingen würde, das hatte wohl ohnehin niemand erwartet in der Metropol-Region Rhein-Neckar.

Aber ob am nächsten Spieltag, gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth, noch etwas übrig ist vom neuen Hoffenheimer Mumm, davon wird eine Menge abhängen für Marko Kurz und seine Spieler.

Tom Starkes Berufung war am Sonntag Teil einer moderaten Rotation, mit der Heynckes im ersten Liga-Spiel nach dem Pokal-Knüller vergangenen Mittwoch gegen Borussia Dortmund (1:0) in den Alltag zurückfinden wollte (ein Alltag, der sich wegen der von BVB-Coach Jürgen Klopp angezettelten "Chinesen-Affäre" nicht so recht einstellen wollte, für Heynckes ist die Geschichte allerdings "erledigt").

Boateng, Shakiri, Gomez rein, und auch der im Pokal gesperrte Ribéry durfte wieder mitmachen - das stand auf der Aktiva-Seite der Rotation. Auf der Passiva-Seite wurden neben dem Torwart Neuer noch die Spieler van Buyten, Kroos und Mandzukic bilanziert. Und Arjen Robben, der Siegtorschütze im Pokal, der doch seit Wochen die Botschaft aussendet, es gebe "keinen Grund", ihn nicht spielen zu lassen?

Robbens "Muskelverhärtung"

"Muskelverhärtung", stand auf dem Spielberichtsbogen. Am Samstag beim Abschlusstraining hatte der Holländer laut Heynckes "einen Schmerz gespürt", sich vom Physiotherapeuten begutachten lassen - und dann habe man gemeinsam entschieden, "kein Risiko einzugehen".

Manchmal ist es wirklich großes kein Vergnügen, Arjen Robben zu sein: Da hatte er mit seinem Weitschuss gegen Dortmund nun also die "Verhältnisse in Deutschland geklärt" (so Bayern-Präsident Uli Hoeneß). Und nun lieferte er den Grund, ihn trotzdem nicht spielen zu lassen, höchstpersönlich hinterher: Er ist halt leider ständig verletzt.

Robben wird sich vor allem perspektivisch grämen - in diesem Sonntagskick selbst hat er wenig verpasst. Es war eines dieser Spiele, die halt auch sein müssen, um nach 34 Spieltagen einen Meister zu küren. Die Bayern begegneten den bissigen, engagierten Kraichgauern ihrerseits mit einer Menge Rustikalität. Javier Martínez machte den Auftakt, indem er einen Weitschuss deutlich über das Tor von Heurelho Gomes setzte (6.), einen Schweinsteiger-Freistoß konnte der Ersatz des ausgemusterten Tim Wiese kurz darauf parieren (9.).

Dann hatten schon die Hoffenheimer ihre stärkste Phase: Daniel Williams schoss einen durch den Bayern-Strafraum segelnden Ball neben den Pfosten (14.), kurz darauf spielte Takashi Usami den Kollegen Igor de Camargo frei (15.), der zwar Starke umkurvte, aber nicht zum Abschluss kam. Dann schoss wieder Williams vielversprechend in Richtung Bayern-Gehäuse (17.) - sollte Starke davon ausgegangen sein, an diesem Sonntag den berühmtesten Arbeitslosen des Landes zu vertreten, sah er sich nun eines Besseren belehrt.

Aber dann kam es eben doch, wie es meistens kommt: Boateng gewann nach einem Schluderpass von Igor de Camargo den Ball, schlug ihn auf die linke Seite zu Ribéry, der bediente per Kopf Mario Gomez, der beförderte die Kugel mithilfe einer Schienbein-Fußspitze-Kombination ins Tor (38.). In der zweiten Halbzeit wog das Spiel dann von Strafraum zu Strafraum - sehr viel weiter brachte den Ball nur noch Schweinsteiger. Zweimal per Freistoß: erst klatschte er an die Latte, dann an den Pfosten. Ein Arbeitssieg - aber auch für ein 1:0 gibt es ja drei Punkte.

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