FCA gewinnt mit 2:1:Der Geist ist zurück 

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Der FC Augsburg siegt am Ende zu neunt. Zwar fallen nun drei Spieler aus - doch der Teamspirit soll die verbleibenden Spiele überdauern.

Von Maik Rosner, Augsburg

Es war nur eine unscheinbare Szene, aber sie fügte sich in das Bild des gesamten Tages. Um ein Fernsehinterview geben zu können, wies der Torwart des FC Augsburg sein älteres Kind an, auf das jüngere aufzupassen. Was folgte, kam dem Auftritt der Mannschaft beim 2:1 (2:0)-Heimsieg gegen den 1. FC Köln ebenso nahe wie dem Motto, das der FCA zuletzt ausgegeben hatte. "Augsburg hält zusammen", lautet dieses Motto, und die Kinder von Marwin Hitz setzten es vorbildlich um: Das ältere nahm das jüngere fest in den Arm.

Nach dem ersten Sieg nach zuvor nur zwei Punkten aus sechs Spielen durften sich die erwachsenen Augsburger Fußballer in den Kindern ihres Torhüters durchaus ein wenig wiedererkennen. Eine Rückkehr zum Augsburger Geist war gegen Köln zu bestaunen gewesen, ein Mit- und Füreinander, das zuletzt nicht ansatzweise erkennbar gewesen war. Nun aber hatte das Team von Manuel Baum im ersten Spiel nach der offiziellen Rückendeckung für den Trainer seitens des Vorstands wieder als funktionierendes Kollektiv agiert. "Die Mannschaft hat von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft", sagte Baum stolz, "ich bin heilfroh, dass wir drei Punkte geholt haben."

"Wir haben jetzt einen Anker, an den wir zurückdenken können"

Bemerkenswert geriet das vor allem deshalb, weil der starken ersten Halbzeit mit den Toren von Martin Hinteregger (5.) und Kapitän Paul Verhaegh per Foulelfmeter (23.) eine sehr hektische zweite Spielhälfte gefolgt war, in der Köln durch ein Eigentor von Philipp Max (65.) herankam und am Ende sogar gegen nur noch neun Augsburger anrannte. Zunächst hatte Ja-Cheol Koo wegen eines wiederholten Foulspiels die gelb-rote Karte gesehen (89.) und kurz darauf Alfred Finnbogason wegen einer angeblichen Tätlichkeit die rote (90.+2). Baum wurde von Schiedsrichter Guido Winkmann zudem auf die Tribüne verwiesen. Doch auch die letzten der knapp acht Minuten langen Nachspielzeit überstanden die neun Augsburger ohne weiteres Gegentor, weshalb sie den Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz von einem auf vier Punkte vergrößerten.

"Es war nur ein kleiner Schritt. Aber wir haben jetzt einen Anker, an den wir zurückdenken können", sagte Baum. Der Anspruch sei es nun, weiterhin so geschlossen aufzutreten. Auf dem Relegationsplatz steht seine Mannschaft weiterhin, aber Baum darf hoffen, dass diese nun bestärkt vom Schlüsselerlebnis gegen Köln in die letzten fünf Spiele der Saison zieht. Allerdings wird am kommenden Samstag in Frankfurt neben Koo und Finnbogason auch Dominik Kohr gesperrt fehlen, der seine zehnte gelbe Karte sah. Letzteres war ebenso nachvollziehbar wie Koos Platzverweis. Der Südkoreaner hätte allerdings ohnehin nicht weiterspielen können, nachdem er sich bei seinem Foulspiel gegen Marco Höger am Knie verletzt hatte und auf einer Trage vom Platz gebracht werden musste. Dem FCA droht damit der nächste längere Ausfall eines Stammspielers.

Die rote Karte für Alfred Finnbogason - ein Missverständnis?

Bei Finnbogason hoffen sie noch, um eine längere Sperre herumzukommen. Seine rote Karte ließ die Augsburger ziemlich ratlos zurück, da der Grund für Winkmanns Entscheidung nicht wirklich ersichtlich war und auch vom Schiedsrichter nicht einleuchtend dargelegt wurde. "Ich habe noch keinen im Stadion gefunden, der mir sagen kann, warum er die rote Karte gesehen hat", sagte Geschäftsführer Stefan Reuter rund eine Stunde nach dem Spiel, "ich kann mir nur vorstellen, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Wir werden das Gespräch suchen und das nicht so hinnehmen." Mit mindestens einem Spiel Sperre für ihren Stürmer müssen die Augsburger nach dieser Tatsachenentscheidung aber in jedem Fall rechnen. Was auch deshalb eine zusätzliche Hypothek im Abstiegskampf darstellt, weil Raúl Bobadillas rasche Rückkehr nach einer Muskelverletzung unwahrscheinlich ist.

Vorangegangen war dem Spiel ein kurzes Trainingslager, in dem mit Teambuilding-Maßnahmen wie Bogenschießen am Chiemsee daran gearbeitet worden war, sich an den alten Augsburger Gemeinsinn zu erinnern. Hinzu kam nach dem Abschlusstraining am Stammsitz des Vereins eine spontane Zusammenkunft mit Fans, bei der der Anhang die Mannschaft ebenso daran erinnerte, was den FCA in der Vergangenheit ausgezeichnet hatte. "Die Fans haben ein grandioses Zeichen gegeben", sagte Reuter, "der Austausch war klasse, sehr, sehr positiv, mit null Aggressivität." Die Augsburger scheinen sich wieder auf ihren jahrelang typischen Zusammenhalt besonnen zu haben.

© SZ vom 16.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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