FCA gewinnt 2:1 gegen Stuttgart -:Ping Pong

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Augsburg siegt in einem wilden Derby und nähert sich der ersten Teilnahme an der Europa League.

Von Maik Rosner, Augsburg

Später konnte Tobias Werner mit einem Lächeln auf das wilde schwäbische Derby zurückblicken. "Das ist Abstiegskampf von Stuttgart und Europapokalkampf von uns", sagte der Augsburger. Es war eine recht treffende Beschreibung des Spiels gewesen, in dem die tabellarischen Unterschiede zwischen dem FCA und dem VfB Stuttgart allerdings kaum erkennbar waren. Ein bisschen glücklich waren der 2:1 (1:1)-Sieg und der Sprung auf den fünften Tabellenplatz ja schon gewesen. Werner (7.) und Raul Bobadilla (73.) hatten die Tore für Augsburg erzielt; Daniel Ginczek war zwischendurch der Ausgleich gelungen (22.), wonach man "eigentlich das bessere Team gewesen" sei, wie der Angreifer befand.

Durch die Niederlage verfestigte sich allerdings Werners Bestandsaufnahme: Augsburg kämpft aussichtsreich um die erstmalige Teilnahme an der Europa League, der VfB trotz einer guten Leistung mit immer mehr Druck gegen die Versetzung. Warum Stuttgart auch in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen werde, wurde Sven Ulreich gefragt. "Weil wir in den letzten Wochen einen großen Schritt gemacht haben", sagte der Torwart.

Es war ein unterhaltsames, von intensiven Zweikämpfen geprägtes Spiel. Aber auch eines, das recht wild daherkam, weil beide Mannschaften Fehler einstreuten. Phasenweise wirkte die Partie wie eine eigentümliche Variante des One-Touch-Fußballs - mit dem Makel nämlich, dass der Ball wie beim Ping Pong nach jeweils einem Kontakt zwischen beiden Mannschaften hin- und herflog.

Turbulentes Hin und Her, kurioses Führungstor

Das recht unkoordinierte Treiben hatte für die Zuschauer allerdings den Vorzug, dass sich auf beiden Seiten etliche Torgelegenheiten ergaben. Die erste brachte dem FCA gleich die Führung ein, und auch hierbei spielte jenes direkte Hin und Her zwischen beiden Mannschaften eine wichtige Rolle: Augsburgs Torhüter Marwin Hitz schlug einen Rückpass nach vorne. Der Befreiungspass kam über die weit aufgerückte Viererkette hinweg in den Lauf von Bobadilla, weshalb Ulreich herausstürzen und den Ball außerhalb des Strafraums wegköpfen musste. Alexander Esswein passte ebenso direkt wieder nach vorne, wo Werner eingelaufen war und den Ball direkt ins leere Tor lenkte. Ein ebenso kurioser wie sehenswerter Treffer, der die nachfolgenden Turbulenzen begünstigte.

Die Stuttgarter waren gezwungen, ihre abwartende Grundhaltung zu lockern. Im 4-4-2-System agierte die Elf von Trainer Huub Stevens, weil der Flügelstürmer Martin Harnik gesperrt fehlte. Mit ihm war der VfB zuletzt im 4-2-1-3-System recht erfolgreich unterwegs gewesen, weshalb manch ein Beobachter schon witzelte, bei den Stuttgartern hätte sich ein heimlicher Trainerwechsel bezahlt gemacht. Nämlich jener vom defensiven zum offensiven Stevens.

Mit eben diesem mutigeren Ansatz fand der VfB auch in Augsburg prompt besser ins Spiel. Der Lohn folgte bald. Alexandru Maxim führte einen Freistoß im Mittelfeld schnell aus und setzte damit den eigentlich unterbrochenen Konter einfach fort. Filip Kostic eilte auf halblinks davon, passte flach, und Ginczek schob zum Ausgleich ein. Ein hübsches, weil gedankenschnell herausgespieltes Tor, das den Stuttgartern erkennbar Vertrauen gab. Immer häufiger bedrängten die Gäste nun das Augsburger Tor und durften schon vor der Pause ein leichtes Chancenplus für sich verbuchen. Ginczek blieb nach einem ähnlichen Gegenzug wie vor dem 1:1 das zweite Stuttgarter Tor nur deshalb verwehrt, weil Hitz erstklassig reagierte. "Wir sind erleichtert. Es war ein enges Spiel", sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl später auch wegen dieser Szene.

Stuttgart belohnt sich nicht

Abwechslungsreich gestaltete sich auch der zweite Durchgang. Und weiterhin war der VfB zwar nicht die spielbestimmende Mannschaft, dafür aber zunächst jene, die etwas gefährlicher agierte. Dass daraus kein weiterer Ertrag resultierte, lag zum einen am konzentrierten Hitz, vor allem aber an der mangelnden Konsequenz in der Stuttgarter Offensive.

Es passte zu diesem Spiel, wie Bobadilla das Augsburger Siegtor gelang. Dem waren erneut diverse Ballbesitzwechsel vorangegangen. Nach einer missglückten Stuttgarter Befreiungsaktion schloss Daniel Baier mit einem wuchtigen Volleyschuss aus 20 Metern ab. Ulreich wehrte zur Seite ab, von dort brachte Markus Feulner den Ball umgehend zurück in die Gefahrenzone, Werner leitete direkt weiter, und Bobadilla schoss ebenfalls direkt ein. Drei direkte Kontakte hintereinander von einer Mannschaft - das war an diesem Samstagabend im wilden One-Touch-Derby eher die Ausnahme. Und in diesem Fall die entscheidende.

"Schade, dass wir uns nicht belohnt haben", sagte Stevens mit grimmigem Blick, "aber ich glaube, dass wir gezeigt haben, dass wir auf einem guten Weg sind." Er hofft, dass der VfB im Abstiegskampf den diesmal eigentlich verdienten Ertrag noch rechtzeitig nachholt. Bestenfalls aus seiner Sicht direkt im nächsten Derby. Am Samstag kommt der SC Freiburg nach Stuttgart, zum Ur-Derby.

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