FC St. Pauli im DFB-Pokal:Meggle tippt auf 2:0

St. Pauli v Arminia Bielefeld - 2. Bundesliga

"2:0": Sportdirektor Thomas Meggles selbstbewusster Pokal-Tipp.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)
  • Burghausen, Bochum, Berlin, Bremen und Bayern: Im August 2005 begann St. Paulis "Bokal"-Serie, die erst im Halbfinale endete und den Verein sanierte.
  • Am Montag erwarten die Hanseaten in der ersten Runde des DFB-Pokals Borussia Mönchengladbach.
  • St. Paulis Sportdirektor Thomas Meggle glaubt, die Borussia sei durch den Verlust eines Ex-Paulianers erheblich geschwächt.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Ein Traditionsverein ohne Pokale schaut ein bisschen anders auf die Vergangenheit als etwa der FC Bayern mit seinen 42 nationalen Titeln. Der FC St. Pauli hat am 6. Februar 2012 den Titel "Weltpokalsiegerbesieger" mit einer zünftigen Party gefeiert. Den hatte er sich zehn Jahre zuvor selbst erteilt, weil man die Münchner als Tabellenletzter der Bundesliga 2:1 geschlagen hatte.

Am Samstagabend, zwei Tage vor dem DFB-Pokalspiel gegen den Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach (Montag, 20.30 Uhr, ARD, Sky), hatte der Fan-Laden wieder zu einer Zehn-Jahres-Feier geladen. Diesmal ging es um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

Im August 2005 startete der damalige Drittligist im DFB-Pokal mit einem 3:2 nach Verlängerung gegen Wacker Burghausen in jene fünf Spiele, die den seinerzeit am Rande der Insolvenz balancierenden Klub sanierten. Erst im Halbfinale war Schluss - mit einer unverdient hohen 0:3-Niederlage gegen den FC Bayern.

Lieber Bielefeld als Bayern

Wie also begeht man ein solches Jubiläum? Es braucht ein paar Fotowände und eine Fernsehaufzeichnung, etwa vom 3:1 im Schnee-und-Eis-Spiel im Viertelfinale gegen das damalige Spitzenteam von Werder Bremen mit Johan Micoud, Miroslav Klose und Naldo am alten Millerntor. Dazu ein Original-Banner, das die "Bokal"-Serie bejubelt, denn die Gegner Burghausen, Bochum, Berlin (Hertha), Bremen und Bayern begannen alle mit B. Vor den Bayern hatte man sich noch Bielefeld gewünscht. Dann hätte man selbst bei einer Niederlage im Finale gegen Bayern erstmals international spielen können. Traumgegner dann natürlich: Barcelona.

Vor allem aber geht es um ein paar Geschichten beim Bierchen. Die erzählten am Samstag die damaligen Spieler Thomas Meggle, Michél Manzingu-Dinzey und Timo Schulz zu genüge. Meggle, heute Sportdirektor beim FC, weiß noch, wie das Team zur Halbfinal-Auslosung ins ZDF-Sportstudio eingeladen wurde. Auch der DFB-Pokal war da ausgestellt: "Ich habe ihn einmal berührt", erinnert er sich wohlig. Dass aber die erstmals moderierende Katrin Müller-Hohenstein nicht begreifen wollte, wie enttäuscht die Paulianer vom Los FC Bayern waren wegen der heimlichen Europa-Träume, stößt nicht nur Dinzey noch heute auf.

"Fußball ist Freiluftsport"

Vor allem um das Werder-Spiel ranken sich viele Anekdoten. Meggle war bei der Besichtigung des verschneiten und vereisten Platzes mit Schiedsrichter Felix Brych ("Er war in München im gleichen Verein wie ich, durfte aber nicht mitspielen") dabei. Fußball-Experten wussten, dass St. Pauli nur eine Chance gegen Werder auf einem solchen Geläuf hatte.

Die Hamburger mit Ausnahme von Torhüter Achim Hollerieth ("Hier kann man doch nicht spielen") hatten gegen Werders Manager Klaus Allofs angeredet, der nach Meggles Erinnerung zu Brych sagte: "Wenn sich hier heute ein Klose verletzt, sind Sie schuld, wenn wir 2006 nicht Weltmeister werden." Klose verletzte sich tatsächlich an der Schulter und wurde ausgewechselt. Bei der WM war er aber wieder fit. Und Deutschland wurde trotzdem nicht Weltmeister.

"Wir hätten auch auf Betonplatten gespielt"

Brych entschied trotz der Bremer Proteste im Sinne seines früheren Vereinskameraden: "Fußball ist Freiluftsport." Und der längst umgedrehte Hollerieth sagte nach der Partie: "Wir hätten auch auf Betonplatten gespielt." So konnte Fabian Boll, Polizist und Schütze zum 2:1, den Triumph auch diesmal richtig genießen. "Ich habe mir nach unseren Pokalspielen immer freigenommen, weil ich wusste, dass es richtig was zu feiern gibt", sagte Boll vor dem Jubiläum, an dem er aus privaten Gründen nicht teilnehmen konnte.

Vielleicht haben die früheren Spieler aus der Nostalgie ja auch ihre Zuversicht für das Gladbach-Spiel gezogen. Auf ein 5:4 nach Elfmeterschießen hat sich Timo Schulz festgelegt. Meggle behauptet, die Borussia sei durch den Verlust des Ex-Paulianers Max Kruse erheblich geschwächt und tippt auf ein 2:0. Aber das war vermutlich nur für die mal wieder feiernden Fans bestimmt.

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