FC Schalke 04:Weiter auf Bewährung

FC Schalke 04 - Sparta Prag - 2:2

Auch ein Talent, das Horst Heldt zu Schalke geholt hat: Leon Goretzka, 20, beim Kopfballduell im Europa-League-Spiel gegen Prag.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Sportchef Horst Heldt verschiebt die angekündigte Erklärung zu seiner Zukunft. Womöglich wird er den Bundesligisten nun doch nicht sofort verlassen.

Von Philipp Selldorf

Die nächste ordentliche Sitzung des Schalker Aufsichtsrats war ursprünglich für einen Termin im Dezember anberaumt. Die Ungewissheit um die Situation von Manager Horst Heldt hat die Funktionäre jedoch schon am Donnerstagabend am Rande des Europa-League-Spiels gegen Sparta Prag zusammengeführt. Der Gesprächsbedarf war offenbar so hoch, dass die Unterredung in der Loge mit dem pünktlichen Spielbeginn konkurrierte, Franco di Santos Führungstor bekamen die Ratsherren nur am Rande mit. Später konnten sie wenigstens noch live miterleben, wie der eingewechselte Leroy Sané durch sein Tor zum 2:2 eine Niederlage abwendete. Sané also wieder - ohne die Tore (vier) und Vorlagen (drei) des schnellen Angreifers stünde Schalke recht bescheiden da.

Der 19-Jährige hat im Sommer seinen Vertrag mit Schalke 04 bis 2019 verlängert. Die Verhandlungen, die Heldt mit Sanés Berateragentur, namentlich mit den Branchenprofis Jürgen Milewski und Jens Jeremies, geführt hatte, waren nicht einfach. Erstens, weil es Diskussionen um die Gestaltung der Gehaltszahlungen gab; zweitens, weil sich einige in- und ausländische Interessenten gemeldet hatten, die ebenfalls einen Vertrag mit Sané schließen wollten und bereit waren, sowohl eine respektable Ablösesumme - von 15 Millionen Euro war die Rede - als auch ein stattliches Gehalt zu bezahlen. Heldt setzte auf die Perspektive, die der Stürmer bietet. Dass er so schnell so überzeugend Recht behalten würde, hat er selbst wohl kaum für möglich gehalten.

Dass die geglückte Personal-Entscheidung so wenig Einfluss hatte auf die Bewertung seiner Tätigkeit durch die Vorgesetzten, dürfte ihn aber ebenfalls erstaunt haben. Seit Sommer arbeitet Heldt, dessen Vertrag nächstes Jahr ausläuft, ja sozusagen auf Bewährung, nachdem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies erklärt hatte, man werde genau hinsehen, ob der Sportchef die richtigen Lehren aus der missratenen Vorsaison ziehen werde. In Wahrheit begann Tönnies damit, Kontakte zu möglichen Nachfolgern aufzunehmen, Favorit ist nun der Mainzer Manager Christian Heidel, der jedoch wegen laufender Amtsgeschäfte beim FSV noch nicht abkömmlich ist und sich, zumindest offiziell, auch nicht bekannt hat, ob er den Wechsel wagen will. Eher erweckt er den Eindruck, als ob er in bewährter Manier die Arbeit in Mainz fortsetzen wollte. Mit Trainer Martin Schmidt hat er die Planungen für die neue Saison aufgenommen.

Aber was plant Heldt? Am Nachmittag vor der Partie gegen Prag hatte der 45-Jährige ein Gespräch mit Tönnies und dessen Stellvertreter Jens Buchta, Rechtsanwalt mit Kanzlei in Düsseldorf. Nachdem Heldt bereits wissen ließ, dass er für ein längeres Engagement in Schalke nicht zur Verfügung stehen werde, scheint sich bei den Verantwortlichen das Bewusstsein gebildet zu haben, dass sie für die Übergangszeit zwischen Heldt und Heidel eine Lösung benötigen. Die Übergangslösung soll offenbar den Namen Heldt tragen. Dieser berichtete am Abend von einer "konstruktiven, guten" Unterhaltung - und von der Notwendigkeit, ein weiteres Gespräch zu führen. Dass er, wie spekuliert, den Posten zügig verlassen könnte, ist offenbar nicht erwünscht. "Wenn das Gespräch desaströs gewesen wäre, würden wir kein zweites benötigen", erklärte Heldt und fuhr geheimnisvoll fort: "Ich würde bei Spekulationen in alle Richtungen vorsichtig sein. Es ist nicht entschieden. Es ist wichtig, dass man sich an einen Tisch setzt. Das hat jetzt erstmals stattgefunden." Mancher Beobachter hält plötzlich auch die Vertragsverlängerung wieder für möglich. Das wäre zwar irgendwie typisch für den rätselhaften Klub, ist jedoch nach wie vor äußerst unwahrscheinlich.

Am Sonntag wird Heldt auf der Tribüne sitzen, wenn Schalke zum Punktspiel in Mönchengladbach antritt. Der unentbehrliche Leroy Sané dürfte dann wieder von Anfang an auf dem Platz stehen.

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