FC Liverpool:"Wie Dortmund in besten Zeiten"

Manchester City v Liverpool - Barclays Premier League

Als könne er's selbst kaum glauben: Jürgen Klopp bei Liverpools 4:1-Triumph gegen Manchester City.

(Foto: Phil Noble/Reuters)

Jürgen Klopp wird nach Liverpools 4:1 bei Manchester City überschwänglich gefeiert.

Gary Lineker ist ein profunder Kenner des Fußballs, in den Achtzigerjahren galt er als bester Stürmer Englands, später hat er sich vor allem als Experte einen Namen gemacht. Von Lineker stammt die Weisheit, dass Fußball "ein einfaches Spiel" sei, das sich spätestens seit Englands Halbfinal-Aus bei der WM 1990 so definiere: "22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen." Am Samstagabend, als der FC Liverpool sich aufmachte Manchester City zu stürzen, den bisherigen Spitzenreiter der Premier League, und soeben nach nur 24 Minuten das 2:0 für die Reds gefallen war, da setzte Lineker einen trefflichen Tweet an seine 4,2 Millionen Follower ab: "Clip Klopp, clip Klopp . . . "

Was er nicht mehr explizit erwähnen musste: Schon wieder ist es ein Deutscher, der am Ende gewinnt. Diesmal die Herzen der englischen Reporter - und ihre Schlagzeilen. "Jetzt ist offiziell, Jürgen Klopp ist in England angekommen", titelte der Mirror nach dem 4:1-Triumph des FC Liverpool und lobte den ehemaligen Coach von Borussia Dortmund überschwänglich: "Dieses Spiel war seine große Ansage, dieses Spiel war sein Statement, dieses Spiel hat seine Inspiration in aller Deutlichkeit und Schönheit zum Ausdruck gebracht."

"Der Klopp-Effekt scheint in Liverpool schon viel früher zu greifen, als viele Leuten angenommen hätten", schrieb der Guardian. Seit knapp sechs Wochen ist Klopp im Amt, es hat ein wenig geholpert am Anfang, aber nun wirkt es, als lägen sie ihm zu Füßen. Die Presse taufte ihn unlängst "King Klopp". Mit 20 Punkten ist Liverpool weiter nach vorne geklettert, Leicester City ist an der Tabellenspitze (28) nur noch acht Zähler entfernt.

Von Dortmund nach Liverpool, das scheint eine direkte, geradezu logische Verbindung zu sein. Tatsächlich sind die Parallelen zwischen Dortmund und dem Klub aus der Arbeiterstadt deutlich, der emotionale Klopp und der Kultverein aus Liverpool, das passt offenbar einfach. "Liverpool hat gespielt wie Dortmund in seinen besten Zeiten", sagte Liverpools früherer Profi Mark Lawrenson nach dem 4:1.

Wie schon in Dortmund ließ Klopp sein Team früh und vehement angreifen, mit dem ständigem Gegenpressing kam City überhaupt nicht zurecht. Nach einem Eigentor von Eliaquim Mangala (9.) sowie Treffern von Philippe Coutinho (24.) und Roberto Firmino (33.) stand es nach einer knappen halben Stunde schon 3:0 für die Reds. Nach dem Anschlusstreffer durch Sergio Aguero (44.) sorgte Abwehrspieler Martin Skrtel für den 4:1-Endstand (81.). "Es war so, als hätte Liverpool einen Mann mehr auf dem Feld", bemerkte die Sun.

Vor allem der frühere Hoffenheimer Firmino blüht unter Klopp förmlich auf, auch Nationalspieler Emre Can wird immer mehr zum Leistungsträger. "Sie haben alle Klopp zu danken. Der Einfluss des deutschen Trainers auf die Spieler in so kurzer Zeit ist außergewöhnlich", schreibt der Telegraph. Der Coach aber sieht noch Luft nach oben. "Heute war es sehr gut, aber nicht perfekt. Wir können noch besser verteidigen", sagte der 48-Jährige. "Aber bei einem 4:1 bei ManCity sollte es schon eine gute Leistung gewesen sein - es war eine sehr gute."

Und während Liverpools Mittelfeldspieler Adam Lallana vom "großen Spaß" schwärmte, weil "wir ihnen keine Sekunde gelassen haben", wirkte City-Trainer Manuel Pellegrini desillusioniert wie einst im Frühjahr 2013, als er mit Málaga im Viertelfinale der Champions League beim legendären Dortmunder 3:2 durch zwei Tore in der Nachspielzeit schon einmal dramatisch an einem Klopp-Team gescheitert war. "Ich kann eine so schwache Leistung nicht analysieren", sagte Pellegrini nach dem 1:4. "It was a fake game." Ein Spiel wie eine Fälschung? Ganz und gar nicht. Es war ein echter Klopp.

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