FC Ingolstadt:Wie die Tiger

FC Ingolstadt 04 - MSV Duisburg, 2. Bundesliga, Fussball, Spieltag 7, 19.09.2017

Wer Hauke Wahl hat, nimmt wenigstens einen Punkt mit: Der Ingolstädter erzielt eines seiner zwei Tore gegen Torwart Mark Flekken. Foto: Oliver STRISCH/Eibner

(Foto: Oliver Strisch/Eibner-Pressefoto)

Beim 2:2 verpassen die Schanzer gegen den MSV Duisburg erneut den ersten Heimsieg der Saison. Die beiden Treffer von Hauke Wahl aber zeigen, dass der Klub auf dem richtigen Weg ist

Von Johannes Kirchmeier

Am Ende reichen das nicht mehr ganz vollständige Haupthaar von Tobias Levels, der austrainierte Oberköper von Hauke Wahl und ein Schrei aus 8 000 Kehlen, um die Fußball-Begeisterung zurück in eine Stadt zu bringen. Denn als der Ingolstädter Hauke Wahl um 19.12 Uhr einen Eckball mit dem Oberkörper ins Tor des MSV Duisburg bugsierte, schrien die zuvor recht leisen Anhänger ihren Verein nach vorne und halfen mit, dass der FC Ingolstadt beim 2:2 gegen den MSV Duisburg in dieser Saison den ersten Punkt daheim gewinnen konnte. So langsam kommt der FCI in der zweiten Liga an, denn er hätte sogar seinen ersten Heimsieg verdient gehabt am Dienstagabend.

Interimstrainer Stefan Leitl muss noch immer auf seine Beförderung warten

Nach dem überzeugenden 4:0 zu Beginn dieser englischen Fußballwoche am Samstag beim FC St. Pauli, sagte der Immer-Noch-Interimstrainer Stefan Leitl: "Wir wollen jetzt natürlich diese Form und diese Leistung zu Hause bestätigen." In Hamburg überzeugte der FCI besonders im schnellen Attackieren des Gegners. Gegen Duisburg tigerte Leitl dann selbst wie gewohnt fast 90 Minuten lang mit den Händen in den Taschen seiner Trainingshose durch die Coaching Zone. Und auch seine Spieler legten nach seinen Vorstellungen los. Die erste Chance hatte der Angreifer Darío Lezcano, nachdem ihm sein Torhüter Örjan Nyland den Ball bis in den gegnerischen Strafraum gedroschen hatte. MSV-Torwart Mark Flekken parierte den Schuss des Paraguayers (6. Minute).

Anfangs hatte fast nur der FCI den Ball, schoss auch häufiger aufs Tor. Doch in Führung ging zum vierten Mal in dieser Spielzeit das Auswärtsteam in Oberbayern. Kevin Wolze flankte einen Einwurf in den Strafraum, Boris Tashchy schoss direkt drauf, bevor der Ball ins Tor abgefälscht wurde (16.). "Es ist natürlich unglücklich, gleich mit dem ersten Torschuss in Rückstand zu geraten", sagte Leitl. Stören ließen sich seine Spieler vom Gegentor aber nicht. Gleich darauf schickten sie den starken Thomas Pledl auf die lange Reise von der Mittellinie zum MSV-Strafraum. Flekken konnte Pledls Abschluss gerade noch mit der Fußspitze ins Aus lenken (20.).

Trainer Leitl, dem der Klub immer noch keine Beförderung zur Dauerlösung ausstellte, hatte angekündigt, in der englischen Woche rotieren zu lassen. So richtig traute er sich dann doch nicht, sein Siegerteam umzustellen. Nur auf zwei Positionen veränderte er es: Linksverteidiger Paulo Otavio rückte für Marcel Gaus ins Team, der angeschlagene Christian Träsch wurde ersetzt von Tobias Levels. Der 30-jährige Rechtsverteidiger Levels, in Tönisvorst unweit von Duisburg geboren, spielte seit März für die Reserve der Ingolstädter, weil es zwischen ihm und dem damaligen Trainer Maik Walpurgis geknatscht hatte. Mit dem vormaligen U21-Trainer Leitl kam er zurück in die erste Mannschaft.

Levels fehlt, dem Alter geschuldet, ein Teil seines blonden Haupthaares, was beim 1:1 aber nicht den geringsten Unterschied machte: Denn da kam der frühere Gladbacher nur mit den Haarspitzen an eine Ecke von Sonny Kittel, verlängerte den Ball so zu Wahls Oberkörper - von dort flog die Kugel ins Tor (42.). Ingolstadt war geweckt. Kurz darauf schlenzte Alfredo Morales vom Strafraumeck knapp vorbei.

Nach der Pause empfingen die Ingolstädter Fans ihre Spieler dann zu den Klängen von AC/DC und "Thunderstruck", glücklich klatschend. Sie ahnten wohl, da war noch mehr drin. Nach einer kurzen Ecke landete die folgende Flanke bei Lezcano, der zurück zu Kapitän Marvin Matip köpfelte. Der leitete weiter zu Wahl und der 23-Jährige drückte den Ball zu seinem zweiten Tor über die Linie (52.). Lange wollte die Freude über die Wende jedoch nicht andauern. "Dann war es aber denkbar ungünstig, dass direkt im Gegenzug das 2:2 fiel", sagte Levels hinterher. Die noch in Jubelgedanken versunkenen Ingolstädter passten nicht auf, Tashchy traf zum zweiten Mal - erneut nach einem Einwurf und erneut per Flachschuss (54.). Es herrschte wieder Stille im Stadion. Ganz leise jubelte der MSV, der wie immer in den blau-weiß gestreiften Trikots antrat, die dem Klub zu Schwarz-Weiß-Fernseherzeiten den noch gültigen Namen Zebras einbrachten.

Bald darauf machten die Ingolstädter Fans aber wieder Stimmung - und die übertrug sich auf den FCI. Der hatte weiter deutlich mehr Ballbesitz, war spielbestimmend, nur wollte er lediglich noch zu einem Abschluss durch Lezcano kommen, den Flekken hielt (67.).

Und so mussten die Ingolstädter erkennen, dass Levels' Haupthaar, Wahls Oberkörper und ein Schrei von 8 000 viel bewirken können. Um das erste Heimspiel der Saison zu gewinnen, reichen die drei Komponenten nicht aus. Aber: "Das war jetzt mal ein Anfang zuhause dieses Jahr", meinte Leitl.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: