FC Ingolstadt 04:Stabil gegen die Hoppeditze

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Abgedreht: Ingolstadts Mittelfeldspieler Alfredo Morales (vorne) bejubelt mit Thomas Pledl sein Tor des Tages.

(Foto: imago/Stefan Bösl)

Beim 1:0 gegen die im Karnevalstrikot gekleideten Düsseldorfer zeigt der FCI, was er unter Trainer Leitl gelernt hat.

Von Johannes Kirchmeier

Ein jeder hat in seinem Kleiderschrank das gewisse Outfit für spezielle Anlässe: die bunte Badehose für die Beachparty, den schwarzen Anzug für die Beerdigung, die Kutte für den Lieblingsverein, alles kommt zu seiner Zeit zum Einsatz. So ähnlich wie uns Menschen ergeht es da anscheinend auch den Fußballklubs, die sich neben ihren Heim- und Auswärtsleibchen immer öfter besondere Trikots für besondere Anlässe designen lassen.

Die Ingolstädter haben keines ihrer vergangenen sieben Spiele verloren

Der Unterschied zu einem Großteil der Menschen dürfte nur darin bestehen, dass sich die Vereine nachhaltig geldwerte Vorteile von der Neuanschaffung erhoffen. Der TSV 1860 München spielt im September traditionell in sogenannten "Wiesn-Trikots" wegen des örtlichen Bierfestes, die Vereine am Rhein setzen auf Karnevalskostüme. So gastierte der Tabellenzweite der zweiten Bundesliga, Fortuna Düsseldorf, in seinem ersten Spiel nach dem 11.11. in Ingolstadt am Sonntag im sogenannten Narrentrikot in rot und weiß.

Acht Tage nach dem Faschingsanfang erlebten die Düsseldorfer in der zweiten Liga dennoch ihren ersten Karnevalskater und mussten gänzlich ohne Helau-Schreie die Heimreise antreten. 1:0 (1:0) gewann der FCI, und wie sein Trainer Stefan Leitl betonte, "auch verdient". Die auf den fünften Platz vorgerückten Ingolstädter bestimmten schließlich das Spitzenspiel gegen den Zweiten, sie haben keines ihrer vergangenen sieben Spiele verloren. Die Jecken sind in diesen Tagen die Oberbayern.

Vielleicht war es zu Beginn auch etwas gewöhnungsbedürftig für die Fortuna-Kicker, die Bälle zu Mitspielern mit verschiedenfarbigen Hosenbeinen zu passen. Links war deren Hose weiß, rechts rot, beim Trikot darüber gestaltete sich die Farbgebung genau andersherum. "Wir haben in der ersten Halbzeit schlecht gespielt", sagte der Coach Friedhelm Funkel. Doch am ungewohnten neuen Trikot wollte er das dann auch nicht festmachen. Das Leibchen soll an den Hoppeditz erinnern, eine Figur im Düsseldorfer Karneval.

Erst einmal ging es nicht närrisch zu auf dem Platz. Beide Trainer hatten ihre Teams ernsthaft eingestellt auf den jeweils starken Gegner. Bereits in der fünften Minute hatte Ingolstadt die erste Chance: Der in den vergangenen Wochen blendend aufgelegte Linksaußen Sonny Kittel beschleunigte wie sein Idol Cristiano Ronaldo in Sportwagenmanier und passte den Ball in den Strafraum zu Stefan Kutschke, der aus zehn Metern nur nicht traf, weil Düsseldorfs Torhüter, der in Pfaffenhofen an der Ilm groß gewordene Raphael Wolf, prächtig hielt. Auf der Gegenseite schnappte sich Örjan Nyland im norwegischen Duell den Holperball von Havard Nielsen (7.).

"Wir haben mit dem Aufstieg nichts zu tun", sagt Leitl weiterhin oberbayerisch stur

Das sollte für lange Zeit die einzige Gelegenheit der Hoppeditze bleiben, die mittlerweile seit drei Spielen sieglos sind. Stattdessen konnte sich Wolf nahe der Heimat auszeichnen: Einen Kopfball von Kittel lenkte er über die Latte (18.). Später nach einer Ecke wäre dann selbst der Torwart geschlagen gewesen, doch Verteidiger Robin Bormuth klärte einen Schuss des Ingolstädter Zehners auf der Linie (29.).

Unmittelbar vor der Halbzeit brach dann jedoch der rheinische Damm. Wieder war Kittel auf der linken Seite durch und legte den Ball nach innen, wo der Mittelfeldspieler Alfredo Morales den Ball freistehend ins Tor drosch. Kittel liegt bei sieben Toren und acht Vorlagen, er ist Scorer Nummer eins in der zweiten Liga und hat sein Team nun nur noch zwei Punkte hinter den Relegationsplatz drei geführt. "Wir haben mit dem Aufstieg nichts zu tun", sagt Leitl jedoch noch oberbayerisch stur. Schließlich berechtigt ja erst Platz zwei zum direkten Aufstieg - und die Fortuna liegt immer noch sieben Punkte vorne.

Die Düsseldorfer taten sich nach dem Rückstand schwer gegen verteidigende Ingolstädter. Die haben unter Leitl gelernt, eine knappe Führung zu halten. Der FCI wagt nun nur noch die Angriffe, die er hinten kompensieren kann. Was natürlich auch daran liegt, dass der in diesem Jahr zum Fußballlehrer ausgebildete Trainer zur stabilen und altbewährten Viererkette in der Abwehr zurückgekehrt ist.

Einmal wackelten aber auch noch Leitls Jungs. Durch einen Diagonalpass zu Jean Zimmer nach rechts hebelte Adam Bodzek die Abwehr des FCI aus. Die ersten Düsseldorfer auf der Tribüne schrien nach Zimmers Schuss schon "Tooor", doch Nyland patschte den Ball zur Ecke weg (58.). Auch er hat sich in den vergangenen Wochen gesteigert. "Für uns ist dieser Sieg sensationell", sagt daher auch Leitl. "Der gibt uns Selbstvertrauen." Das werden seine Spieler auch brauchen. Am Samstag folgt das nächste Spitzenspiel beim Tabellenführer Holstein Kiel.

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