FC Ingolstadt :Prickelgefühl in der anderen Welt

FC Ingolstadt v RB Leipzig  - 2. Bundesliga

"Wir steigen nicht als Touristen auf", ist sich Stefan Lex vor dem Start der Bundesliga-Saison sicher.

(Foto: Adam Pretty/Getty Images)

Der Aufsteiger startet an diesem Sonntag in die Vorbereitung auf seine erste Bundesliga-Saison - mit einem potenten neuen Brustsponsor und verhältnismäßig kleinen Transfers.

Von Maik Rosner, Ingolstadt

Mit einem Wunsch hat sich Ralph Hasenhüttl in die Sommerpause verabschiedet. Jene 10.000 Menschen, die den erstmaligen Aufstieg in die erste Bundesliga mit dem FC Ingolstadt in der Innenstadt gefeiert hatten, würde er am liebsten auch zum Beginn der Vorbereitung auf die Premierensaison begrüßen, hatte der Trainer gesagt. Möglicherweise wird diese Zahl nicht erreicht werden. Aber auch so könnte der Liganeuling beim Trainingsauftakt an diesem Sonntag für ein beachtenswertes Signal sorgen.

Man rechne mit einem enormen Andrang, heißt es jedenfalls beim FCI. Sicher auch, weil der Trainingsauftakt am Nachmittag um 15.30 Uhr geschickt eingebettet wurde in einen elfstündigen Familientag, an dem im Rahmenprogramm unter anderen 3500 Dauerkarten reserviert werden können. Sehr gut möglich also, dass es zumindest mehr Fans werden als beim Arbeitsbeginn der Profis des FC Bayern am kommenden Mittwochabend. Ein Trainingsauftakt als Event - beim FC Ingolstadt lassen sie sich einiges einfallen, um die regionale Verwurzelung voranzutreiben und auch bundesweit das bisherige Image des Audi-Klubs ohne nennenswerte Anhängerschaft abzustreifen.

Als Konzernklub verstehen sich die Ingolstädter nicht

Deuten ließ sich so auch ein Zugang, der garantiert keine Tore schießen wird, aber die Wahrnehmung des Vereins durchaus verändern könnte. Mit der in Ingolstadt ansässigen Media-Saturn-Holding GmbH wurde zuletzt ein dritter Hauptsponsor gewonnen und eine Partnerschaft für zunächst drei Jahre geschlossen. Künftig wird statt der vier Audi-Ringe der Schriftzug Media Markt auf der Trikotbrust zu sehen sein. Als Konzernklub verstehen sich die Ingolstädter ohnehin nicht, sie möchten aber auch ganz offenbar nicht mehr nur als vom Autokonzern alimentierte Kickergemeinschaft wahrgenommen werden. Wenn man so will, lässt sich die Strategie an einen Werbeslogan der Elektronikkette anlehnen: Der Aufsteiger geht nicht blöd ins Abenteuer Bundesliga.

Ein solches ist es ganz sicher. Mit einem der kleinsten Etats der 18 Vereine wird sich der FCI der Herausforderung stellen. Und Stefan Lex, der Schütze des entscheidenden Tores zum Aufstieg, hat zuletzt bekannt, dass er die erste Liga tatsächlich als Abenteuer wahrnimmt. Er habe am Saisonende ein Heimspiel des FC Bayern im Fernsehen gesehen, erzählte der Offensivspieler, "und als ich gedacht habe: Da läufst du bald auf, hat es ganz schön geprickelt." Lex hält aber auch fest: "Wir steigen nicht als Touristen auf."

Sportdirektor Linke sucht noch einen zweiten Torwart

Sie rechnen sich durchaus aus, den FC Ingolstadt in der Bundesliga etablieren zu können und sehen dabei im benachbarten FC Augsburg ein Vorbild, wie man mit bescheidenen Mitteln und viel Geschick ins neue Umfeld hineinwachsen kann. Für das vorrangige Projekt Klassenverbleib wurden bisher Innenverteidiger Romain Brègerie von Mitaufsteiger Darmstadt 98, Linksverteidiger Markus Suttner von Austria Wien und zuletzt am Freitag Angreifer Elias Kachunga vom SC Paderborn verpflichtet. Nun habe man "den Kader zusammen, mit dem wir in die Vorbereitung gehen", sagte Sportdirektor Thomas Linke. Kommen wird noch ein Torwart, der der bisherigen Nummer eins, Ramazan Özcan, Konkurrenz machen soll. Zumal dessen Vertreter André Weis zum FSV Frankfurt in die zweite Liga gewechselt ist.

Es sind erwartungsgemäß keine großen Transfers oder umfangreichen Umbauten im Kader geworden. Hasenhüttl vertraut dem Kern seiner Aufstiegsmannschaft. Und eingebracht werden sollen auch in der kommenden Saison jene Qualitäten, mit denen der durchaus überraschende Aufstieg erreicht worden war. Mit "viel Mut anpacken" möchte der Trainer die auch für ihn neue Aufgabe erste Liga. Er hofft: "Mit einem klaren Plan ist viel möglich, dazu soll uns unsere Mentalität über andere Teams heben." Man werde sich zudem "nicht nur hinten reinstellen. Wir werden weiter jagen." Klar ist Hasenhüttl aber auch, dass er und seine Mannschaft vor einer kniffligen Aufgabe stehen. "Man kommt in eine andere Welt", sagte der 47 Jahre alte Österreicher, "wir werden schnell lernen müssen." Die Unterstützung der Fans werden sie dabei gut gebrauchen können. Zum ersten Heimspiel kommt Borussia Dortmund.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: