FC Chelsea:Mourinho und die Ärztin

563231833

Grund der ganzen Aufregung: Chelsea-Ärztin Eva Carneiro (Mitte) läuft am ersten Spieltag gegen Swansea aufs Feld. José Mourinho (l.) fand das "naiv".

(Foto: Ian Kington/AFP)

Weil die medizinische Abteilung aufs Feld läuft um einen Spieler zu behandeln, wirft der Trainer des FC Chelsea die eigene Ärztin von der Bank.

Ein José Mourinho sieht vieles und ein José Mourinho kann zählen. Also sah der Trainer des FC Chelsea am ersten Spieltag vergangene Woche in der Premier League gegen Swansea City, dass sein Torwart Thibaut Courtois in der 52. Minute mit Rot vom Platz flog. Er zählte nur noch zehn Spieler. Dann sah er, dass sein Spieler Eden Hazard kurz vor Schluss zu Boden ging, von der Ärztin behandelt wurde, und nach den Regeln danach kurz vom Spielfeld musste. José Mourinho zählte erneut und kam zu dem Ergebnis, dass nur noch acht Feldspieler da waren, um den Konter von Swansea City zu verhindern. Das klappte zwar, hätte aber auch schief gehen können.

Nach der Situation sah José Mourinho dann etwas, was er sehr oft sieht: einen neuen Feind. Der Portugiese teilt die Welt ja in Gut und Schlecht, in "Für mich" oder "Gegen mich" ein. Als er noch Trainer von Real Madrid war, trichterte er seinen Spielern zum Beispiel ein, dass dieser FC Barcelona mit dem Trainer Pep Guardiola der Feind sei und dass man ihn bekämpfen müsse. Spieler wie Torwart Iker Casillas, die aus der spanischen Nationalmannschaft wussten, dass der FC Barceloan nicht der Feind ist, mochten diese Haltung gar nicht, aber "The Special One" hat an seiner "Ich-gegen-alle"-Mentalität offenbar nichts geändert.

"Auf der Bank musst du das Spiel verstehen"

Neu war allerdings, dass diesmal nicht wie gewöhnlich der Schiedsrichter oder der gegnerische Trainer der Feind war, sondern die eigenen Leute. Genauer: Die Chelsea-Ärztin Eva Carneiro und der Physiotherapeut Jon Fearn. Beide hätten sich "impulsiv und naiv" verhalten, tobte Mourinho und verbannte sie von der Trainerbank.

Mourinho kritisiert, dass Carneiro bei der Verletzung von Eden Hazard aufs Spielfeld gelaufen sei. Hätte sie das nicht getan, hätte Hazard das Feld nicht verlassen müssen und sein Team wäre nicht noch weiter in Unterzahl gewesen. "Ob du Zeugwart, Arzt oder Sekretär bist: Wenn du auf der Bank sitzt, musst du das Spiel verstehen", hatte Mourinho im Anschluss gesagt: "Ich war mir sicher, dass Eden kein ernsthaftes Problem hatte. Meine medizinische Abteilung hat mich mit acht fitten Spielern vor einem Konter alleine gelassen. Wir haben uns Sorgen gemacht." Die Fernsehbilder lassen zumindest vermuten, dass Mourinho das in weniger netten Worten auch Richtung Carneiro und Fearn gesagt hat.

England fordert eine Entschuldigung von Mourinho

"Die Entscheidung von Mourinho ist extrem ungerecht", beklagte die Vereinigung der Premier-League-Ärzte PLDG in einer offiziellen Mitteilung: "Es ist eine große Sorge, dass Carneiro eine Veränderung ihrer Rolle hinnehmen muss, nur weil sie ihre Aufgabe ernst nimmt und gut ausübt. Nicht auf das Spielfeld zu laufen, obwohl der Schiedsrichter sogar schon das Signal dazu gegeben hatte, wäre eine Verletzung der Hilfspflicht gewesen, die von jedem Arzt gegenüber einem Patienten besteht."

Weil beide nun nicht mehr auf der Bank sitzen, fordert die englische Presse nun eine Entschuldigung von José Mourinho. "Say sorry José", forderte das Boulevardblatt The Sun. Die erste Gelegenheit nahm der 52-Jährige am Freitag nur sehr halbherzig wahr. "Wir haben eine fantastische medizinische Abteilung, die ich in den vergangenen Jahren sehr oft gelobt habe", sagte Mourinho während der Pressekonferenz vor dem City-Spiel. Er bestätigte aber, dass Carneiro und Physiotherapeut Jon Fearn am Sonntag nicht dabei sein werden. "Das heißt aber nicht, dass das in der Zukunft immer so sein wird", sagte der Portugiese, der nur eine Nachfrage zu den Thema zuließ: "Das ist meine Entscheidung. Die Bank fällt in meinen Verantwortungsbereich."

Das plötzliche Bedürfnis, sich wieder beliebt zu machen, dürfte Mourinho nicht haben. Vor dem Spiel gegen City am Sonntag um 17 Uhr nannte er City-Trainer Manuel Pellegrini wiederholt beim falschen Namen - "Pellegrino". Natürlich nicht "aus mangelndem Respekt" wie Mourinho dann versicherte: "Ich hatte mal einen Spieler, der Mauricio Pellegrino heißt. Ich mache immer diesen Fehler, den einen mit dem Namen des anderen zu verwechseln."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: