FC Bayern zum Ärzte-Rücktritt:Nur eine Frage, bitte

FC Bayern Muenchen - Press Conference

Pep Guardiola: Angespannt nach dem Rücktritt von Müller-Wohlfahrt

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Auf der Pressekonferenz lässt der FC Bayern nur eine Frage zum Rücktritt des Mannschaftsarztes Müller-Wohlfahrt zu.
  • Pep Guardiola reagiert hochemotional und schildert eine andere Version vom Abend in Porto als zuvor der Mediziner.
  • Gegen Hoffenheim fällt auch noch Philipp Lahm aus.

Von Matthias Schmid

Seine Hände sind nicht zu sehen, als Pep Guardiola über Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt spricht. Sie verschwinden unter dem schmalen Tischchen im Pressestüberl des FC Bayern, es erinnert an eine Küchenplatte, dahinter hat der Trainer am Freitagmittag neben Mediendirektor Markus Hörwick Platz genommen. Es sieht so aus, als würde er auf seinen Händen sitzen, er rutscht nervös hin und her. Dann sagt er: "Ich habe großen, großen Respekt für seine Entscheidung. Ich war gestern Abend zu Hause, als man mich darüber informierte, ich kann diese Entscheidung nur respektieren. Das ist alles."

Mehr sagte er nicht, mehr durfte er nicht sagen, Hörwick erlaubte nur eine einzige Frage zum überraschenden Rücktritt des langjährigen Mediziners, der seit 1977 für den Verein gearbeitet hatte. Das Nicht-Verhältnis von Müller-Wohlfahrt und Guardiola soll ja der Hauptgrund für die Demission sein.

Hörwick ging darauf mit keiner Silbe ein, im Gegenteil. Zu Beginn las er die abgestimmte Erklärung vor, die der Klub zuvor verschickt hatte. Die Überschrift lautete: "FC Bayern München dankt Dr. Müller-Wohlfahrt." Es folgten neun Zeilen, vier Sätze, in denen der Verein seinen "ausdrücklichen Dank für die erstklassige Arbeit" mitteilen ließ. Neun Zeilen, vier Sätze also für fast vier Jahrzehnte beim FC Bayern. In so dünnen Worten endete die gemeinsame Zeit, eine Ära mit vielen Titeln, tragischen Verletzungen und wundersamen Heilungen.

Die anwesenden Reporter wollten sich damit natürlich nicht zufrieden geben, sie fragten weiter. Was denn vorgefallen sei nach der Niederlage in Porto, wollte einer wissen. Hörwick ließ den Reporter aber nicht aussprechen, er unterbrach ihn, wie ein Lehrer es mit einem Schüler tut, der nicht aufhören will, sich über die Haare seiner Mitschülerin lustig zu machen, anstatt die Absichten Mephistos zu erläutern.

Als Guardiola dann doch überraschend darauf einging, wurde es skurril.

Hörwick wiegelt angestrengt ab

Drei Männer riefen gleichzeitig in den kleinen Raum. Es war jetzt nicht mehr wie in der Schule, sondern wie in einer Trash-Talkshow am Nachmittag. Guardiola war hochemotional, nachdem er in Porto ziemlich resigniert gewirkt hatte, seltsam ermattet sogar. "Nichts", sagte Guardiola nun zu der Frage. Es sei nichts vorgefallen. Er fügte hinzu: "Wenn ein Spieler verletzt ist, ist es nicht die Schuld des Doktors. Verletzt ist verletzt!"

Müller-Wohlfahrt selbst hatte die Nacht von Porto anders geschildert. In seiner Erklärung am Donnerstagabend, in der er seinen sofortigen Rücktritt begründete, sprach er davon, dass die medizinische Abteilung "aus uns unerklärlichen Gründen für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht worden ist". Das Vertrauensverhältnis sei nachhaltig beschädigt. Was stimmt denn nun? "Haben Sie Verständnis dafür, dass wir darüber nicht sprechen wollen", sagte Hörwick lediglich. Auch Müller-Wohlfahrt wollte seine Entscheidung am Tag danach nicht mehr näher erläutern. "Ich will noch nichts sagen, es ist noch zu früh", zitierten ihn einige Münchner Medien.

Pep Guardiola hätte gerne etwas gesagt, zumindest signalisierte das sein kämpferischer Auftritt, sein Hände waren längst wieder aufgetaucht, als er noch einmal über die Niederlage in Porto erzählte. Immer wieder fuchtelte er mit ihnen wild in der Luft herum, als könnte er die verletzten Spieler so wieder gesund hexen. Doch über magische Fähigkeiten verfügt der Spanier nicht. "Wenn wir verlieren, dann ist das meine Schuld", sagte er stattdessen. "Meine Helden" nannte er die verbliebenen Spieler, mit ihnen wolle er nun versuchen, am Samstag in Hoffenheim und am Dienstag gegen Porto zu gewinnen.

Philipp Lahm wird zumindest in der Bundesliga nicht dabei sein, er ist erkrankt, ihn plagt ein Magen-Darm-Virus. Pep Guardiola streicht sich am Ende mit seiner linken Hand mehrmals übers Gesicht und sagt dann: "Wir haben keine Zeit zum Lamentieren."

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