FC Bayern:Zappelphilipp muss sich gedulden

Arjen Robben

Immer unter Strom: Bayern-Profi Arjen Robben.

(Foto: dpa)
  • Hinter Arjen Robben liegen turbulente Tage. Nach der Kritik an seiner Reservistenrolle spielt er die Situation herunter und sagt: "Ich störe nicht die Mannschaft."
  • Sein Vertrag beim FC Bayern endet im Sommer. Der 34-Jährige würde allerdings gerne noch weiterspielen.
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Von Matthias Schmid

Jupp Heynckes hat seinen Spielern am Montag und Dienstag freigegeben. Die Profis des FC Bayern München sollten mal Abstand zu ihrem Beruf bekommen, zum Fußball, ihr beanspruchtes System herunterfahren. Auch Arjen Robben hatte also viel Zeit zum Nichtstun. Aber nur zu Hause im Münchener Vorort Grünwald herumsitzen, vielleicht auf dem Sofa ausruhen - das ist nichts für Robben, es ist sogar ziemlich anstrengend für ihn. Dafür ist er viel zu sehr ein Zappelphilipp, auch mit 34 Jahren noch.

Robben machte deshalb auch kein Geheimnis daraus, dass er die freien Tage samt spielfreie Woche ziemlich ätzend findet. Erst am Sonntag steht wieder eine Partie an, in der Bundesliga beim SC Freiburg, nach acht Tagen ohne Spiel. "Das ist eine lange Zeit", sagte der Niederländer nach dem 0:0 gegen Hertha und fügte mit einem freudlosen Blick hinzu, als hätte er gerade ein Knöllchen von der Windschutzschreibe nehmen müssen: "Da muss man durch."

"Wir haben ein sehr gutes Klima im Team", versichert Trainer Heynckes

Hinter Robben liegen turbulente Tage, vielleicht hatte die kleinere Erholungsphase doch etwas Gutes für ihn, um über sich und sein Tun ein bisschen nachzudenken. Nach dem 5:0-Sieg gegen Besiktas Istanbul war er ja ziemlich erzürnt über seine Reservistenrolle, er ließ seinem Unmut freien Lauf ("Jedes Wort darüber ist ein Wort zu viel"). Nach dem Spiel gegen Berlin hatte alles schon weniger dramatisch geklungen. Zuletzt sagte Robben, sei es ja nur um einen Satz gegangen, dieser lautete: "Wenn ich jetzt meine Emotionen ausspreche, dann bin ich morgen bei Brazzo (Hasan Salihamidžić, die Red.) oder bei Herrn Rummenigge".

Robben raunt nun: "Den hätte ich nicht sagen müssen." Alles andere könne man so stehen lassen. "Als Spieler darf man sauer sein, muss man sauer sein", bekannte Robben, "aber ich störe die Mannschaft nicht."

Das sieht auch Teamkollege Mats Hummels so. "In der Mannschaft war das Thema ganz klein", bestätigte der Abwehrspieler, "es wurde kurz besprochen, aber nicht groß gemacht." Hummels geht recht gelassen mit den Personalentscheidungen von Heynckes um, "weil wir wissen, dass der Trainer einen nicht aus Boshaftigkeit rauslässt", wie es der Nationalspieler ausdrückt. Heynckes fühlte sich am Mittwoch in der Pressekonferenz trotzdem zu einer Klarstellung genötigt. "Wir haben ein sehr gutes Klima im Team", versicherte der 72-Jährige, nachdem bekannt geworden war, dass sich Hummels und Robert Lewandowski im Training ein hitziges Rededuell geliefert hatten.

Nicht nur Robben ist beim FC Bayern ein impulsiver Spieler. Menschen, die ihm nahe stehen, kennen dessen Emotionen und Wutausbrüche, er ist ein Fußballer, der so spricht wie er spielt: unerschrocken. Und wenn er von der Bank aus zusehen muss, dass ein Spiel angepfiffen wird, kann er richtig böse werden, hat sein Landsmann Ruud Gullit einst als Co-Trainer der niederländischen Nationalmannschaft verraten. "Es ist schwer für ihn, zu akzeptieren, wenn er mal draußen sitzt", sagte Gullit gegenüber dem Express.

Robbens Zukunft liegt in den Händen von Rummenigge und Hoeneß

Das dürfte in den nächsten Wochen häufiger vorkommen, häufiger als ihm lieb sein dürfte. Obwohl Robbens Körper eher aussieht wie der eines 24-Jährigen, muss er sich daran gewöhnen, dass er dem biologischen Alterungsprozess nicht einfach davondribbeln kann und auch mal ein Päuschen braucht. Heynckes kennt Robbens sensibles und feingliedrigen Kraftwerk samt mehrfach reparierten Muskeln und Sehnen. Sein Verhältnis zu Heynckes, das stellte der rechte Außenspieler klar, sei frei von Animositäten: "Ich habe großen Respekt vor unserem Trainer. Das ist gegenseitig so. Es gibt überhaupt kein Problem."

Wie lange die beiden noch miteinander zu tun haben, ist ungewiss. Bei beiden enden die Verträge im Sommer. Heynckes würde sich dann gerne wieder auf seinen niederrheinischen Bauernhof zurückziehen, das Leben genießen. Robben fühlt sich für den Ruhestand noch zu jung. Er will weiter kicken, ob er das noch im Trikot des FC Bayern tun wird, liegt im Ermessen der Bayern-Chefs Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß.

Malcom als möglicher Ersatz?

Gullit empfiehlt den Münchnern eine Weiterbeschäftigung. Robben sei "immer noch sehr wichtig für die Mannschaft, denn er ist ein Voll-Profi und unglaublich fit. Für einen 34-jährigen Angriffsspieler ist es nicht normal, dass er immer noch so schnell ist."

Oder ist in der kommenden Spielzeit gar kein Platz mehr für den Niederländer in München? Fest verabredet ist bisher nur, dass der an Hoffenheim verliehene Serge Gnabry im Sommer einen verbindlichen Kaderplatz erhält. Ansonsten gibt es viele Namen, die für die Außenpositionen beim FC Bayern gehandelt werden. Christian Pulisic (Borussia Dortmund) zum Beispiel, Leon Bailey (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (Paris Saint-Germain) und zuletzt Malcom (Girondins Bordeaux). Robben könnte, das wäre eine elegante Lösung, seinen Nachfolger als Teil-Zeit-Profi persönlich anlernen. Die Frage ist nur, ob er dafür schon bereit ist.

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