FC Bayern:"Wir wollen das Ding gewinnen"

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Gegen den FC Sevilla sind die Münchner im Viertelfinale der Champions League klarer Favorit: Die entscheidende Phase der Saison zögert sich damit weiter hinaus.

Von Benedikt Warmbrunn, München

Um 12.13 Uhr war der Jubel beim FC Bayern hörbar riesig. Es lief die Auslosung für das Viertelfinale in der Champions League, es ging um den Gegner des FC Sevilla. Auf den Fernsehbildschirmen faltete der frühere ukrainische Fußballstürmer Andrij Schewtschenko ein Zettelchen auseinander, dann streckte er es in die Kamera, zu lesen war: "C Bayern Münch"; den Rest des Schriftzuges verdeckte Schewtschenko mit seinen Zeigefingern. An der Säbener Straße, auf dem Vereinsgelände des FC Bayern, verstanden dennoch alle, dass sie gemeint waren, und so schrien sie vor Freude laut auf. Zumindest in der Kantine.

Im Nachbarzimmer des Speisesaals, im Raum für die Gespräche mit den Medien, saß wenige Minuten später Sven Ulreich, er sollte dieses Los, den FC Sevilla, deuten. Der Torwart hatte mit der Mannschaft die Auslosung verfolgt, "Jubelschreie", berichtete er, habe es nicht gegeben. Er sagte aber: "Ich denke schon, dass es ein vermeintlich leichterer Gegner ist, wenn man sieht, was sonst noch im Lostopf war." Was ja, nach Herausfiltern der Anstandsfloskeln, hieß: Ein leichterer Gegner war im Lostopf nicht zu finden.

Viertelfinale? Müller denkt schon weiter: "Wir waren zu lange nicht mehr im Endspiel."

Was dieses Los für den weiteren Saisonverlauf bedeutet, in dieser Bewertung waren sie sich beim FC Bayern am Freitag nicht einig. Sie sind in den Spielen gegen Sevilla in den ersten beiden April- Wochen klarer Favorit, sie sind dadurch aber auch in der komplizierten Lage, dass sich die sogenannte ernste Phase der Saison nun noch weiter hinauszögern wird. Sollten Schalke und Dortmund am Wochenende nicht gewinnen, könnten die Bayern die Meisterschaft bereits am Sonntagabend feiern, durch einen Sieg in Leipzig (wo man sich auch freute, über das Los Olympique Marseille in der Europa League). Im Pokal-Viertelfinale waren die Bayern zum SC Paderborn gereist, einem Drittligisten. Im Achtelfinale der Champions League hatten sie gegen Besiktas Istanbul in der Summe beider Partien 8:1 gewonnen, und im Lostopf für das Viertelfinale, gestand auch Thomas Müller, "waren sicherlich ein paar Mannschaften mit hochkarätigeren, klangvolleren Namen". Er redete daher auch nicht unnötig lange über den Gegner im Viertelfinale, er sagte lieber: "Wir wollen das Ding gewinnen." Das Ding, das ist die Henkeltrophäe für den Champions-League-Sieger. Und Müller sagte: "Wir sind hungrig, wir waren viel zu lange nicht mehr im Endspiel. Da wollen wir wieder hin."

Die erste wirklich knifflige Aufgabe in diesem Kalenderjahr, zumindest der Formkurve nach zu urteilen, steht nun am 17. April an, wenn der FCB zum Pokal-Halbfinale nach Leverkusen reisen muss; für die zwei anschließenden Wochen sind die Halbfinals in der Champions League angesetzt. Und so wird die gesamte zweite Saisonhälfte reduziert auf drei Partien in zwei Wochen. Und bis dahin wird auch der FC Bayern nicht absolut sicher wissen, wo er sich in dieser Saison einzuordnen hat. Daher gab zumindest Jupp Heynckes den Warner: "Grundsätzlich teile ich nicht diese Euphorie." Der Trainer erklärte auch, warum: "Manchmal sind die vermeintlichen Top-Mannschaften noch besser zu besiegen." Und Heynckes muss es wissen. Dreimal trat er in der Champions League an. Einmal verpasste er den Titel, 2012 im Finale dahoam. In den anderen beiden Jahren, 1998 mit Real Madrid und 2013 mit dem FC Bayern, gewann er das Ding.

© SZ vom 17.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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