Trainingsauftakt des FC Bayern:Optimierung der Altmeister

Hannover 96 - FC Bayern München

Ribéry, Schweinsteiger und Robben als Auslaufmodelle? Sportvorstand Sammer findet nicht: "Sie genügen noch allergrößten Ansprüchen."

(Foto: Peter Steffen/dpa)
  • Der FC Bayern München startet in die Vorbereitung für die neue Bundesligasaison (hier der Spielplan zum Ausdrucken). Die Sommerpause brachte dem Rekordmeister keine großen Transfers.
  • Der Wechsel des Brasilianers Douglas Costa könnte Bewegung in die Kaderplanungen bringen, auch für die kommenden Jahre.
  • Sportvorstand Matthias Sammer vertraut den älteren Spielern um Bastian Schweinsteiger, sieht sie auf einem sehr hohen sportlichen Niveau.

Von Benedikt Warmbrunn

Am Dienstagmittag hat der FC Bayern eine 15-zeilige Mitteilung verschickt, freudig vorgestellt wurde darin: der nächste Zugang zur neuen Saison. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge lobt dessen Erfahrung im "europäischen Fußball", sein Vorstandskollege Jörg Wacker sagt, die Verstärkung "passt hervorragend" zum FC Bayern. Es sind freundliche Worte für den Sportwetten-Anbieter, der nun als "Platin-Partner" mit dem Logo des Vereins werben darf.

An diesem Mittwochvormittag (11 Uhr) startet der FC Bayern seine Vorbereitung auf die neue Saison in der Fußball-Bundesliga. Es ist das erste Training nach einem derart ruhigen Sommer, dass selbst ein Sportwetten-Anbieter als Zugang auffällt.

Auch die Meldungen, die der FC Bayern in diesem Sommer ansonsten verschickt hat, waren eher Randnotizen: Der Verein hat wieder einen Mann von Borussia Dortmund verpflichtet - den Fitnesstrainer Andreas Schlumberger. Zum Team der Physiotherapeuten gehört von nun an Christian Huhn, der schon für die deutsche Nationalmannschaft gearbeitet hat.

Sammer denkt strategisch

Und neue Spieler? Sven Ulreich als zweiter Torwart. U21-Nationalspieler Joshua Kimmich. Die zurückgekehrten Leihspieler Pierre-Emile Hojbjerg und Jan Kirchhoff (der zum Auftakt aufgrund einer Achillessehnenverletzung fehlt). Es sind Spieler, die ganz gut passen zu einem Sommer mit der Färbung des dehnbaren Übergangsmetalls Platin.

Der FC Bayern ist in der vergangenen Saison souverän deutscher Meister geworden, im Pokal scheiterte das Team fahrig im Halbfinale an Dortmund, allein im Halbfinale der Champions League war der FC Barcelona ein zu starker Gegner für eine Mannschaft, die monatelang mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Es war eine Saison, nach der sie sich im Verein vergewissert haben, dass ihre Mannschaft weiterhin das Potenzial für die europäische Spitze hat. Sie haben aber auch erkannt, dass diese Analyse in einem Jahr schon ganz anders aussehen könnte.

Sportvorstand Matthias Sammer sagt daher am Dienstag am Telefon, die Rufe nach sofortigen, namhaften Verstärkungen "gehen mir völlig gegen den Strich". Dann sagt er: "Auch dieses Jahr wird irgendwann vorbeigehen. Und daher müssen wir unter strategischen Gesichtspunkten die Altersstruktur und die Hygiene der Mannschaft beobachten."

2016 als Entscheidungsjahr

Dieser Sommer in Platin, den der FC Bayern gerade erlebt, ist der Sommer vor einer Spielzeit, an deren Ende vieles ganz anders aussehen könnte. 2016, das ist das Jahr, das für den Verein mit einem Einschnitt verbunden sein wird.

Im nächsten Sommer laufen die Verträge der Mittelfeldstrategen Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger aus. Genauso wie der Vertrag von Trainer Pep Guardiola. Die Transferpolitik des FC Bayern bereitet für diesen Sommer daher keinen sofortigen Umbruch vor. Sie bündelt vielmehr die Kräfte für eine letzte gemeinsame Saison der prägenden Figuren.

Arjen Robben ist 31, Franck Ribéry 32, Schweinsteiger wird im August 31, Kapitän Philipp Lahm im Herbst 32. Und keiner dieser vier Spieler blieb in der vergangenen Saison von einer längeren Verletzungspause verschont. "Diese Spieler haben bewiesen, dass sie allergrößten Ansprüchen genügen", sagt Sammer dennoch, "daher sollten wir nicht verkrampfen. Wir können es uns leisten, eine gewisse Gelassenheit zu zeigen. Und wir sollten auf gar keinen Fall verkrampft den Dingen hinterher rennen." Überhaupt, sagt Sammer, wehre er sich gegen den Vorwurf, die Mannschaft sei zu alt. In diesem Sommer, betont er, gehe es um "ein paar Optimierungen".

Entlastung für Robben und Ribéry gesucht

Die wichtigste Optimierung im Kader wird es dabei sein, einen Ersatz für die Flügelspieler Robben und Ribéry zu finden - nach dem Ausscheiden in Pokal und Champions League hatte Guardiola jeweils beklagt, dass seiner Mannschaft ohne die beiden Wirbelwinde die überraschenden Momente im Dribbling gefehlt hatten. Der brasilianische Nationalspieler Douglas Costa von Schachtjor Donezk erfüllt diese Anforderungen - und seine Verpflichtung könnte schon an diesem Mittwoch als Frohbotschaft zum Trainingsstart verkündet werden.

Costa, dessen Ablöse auf etwa 30 Millionen Euro geschätzt wird, soll bereits zum Medizincheck in München eingetroffen sein. Er könnte die Position einnehmen, die zuletzt Thomas Müller innehatte. Der hatte in der vergangenen Saison oft Robben auf der rechten Seite ersetzt - Müller ist allerdings kein Dribbler, er mäandert lieber, deshalb sieht ihn Guardiola eher als Angreifer.

Ob auch Ángel Di María von Manchester United weiter ein Thema sei? "Wenn wir nur zehn Prozent der Spieler verpflichten würden, die mit uns in Verbindung gebracht werden, bräuchten wir eine dritte Mannschaft" sagt Sammer. Mit dem zuletzt oft genannten portugiesischen U21-Nationalspieler William Carvalho zum Beispiel hätte der FC Bayern allein eine komplette Mannschaft an zentralen Mittelfeldspielern beisammen.

Und der Trainer? Guardiola macht auf manche Beobachter den Eindruck, dass er an einem Kader bastelt, den er in der nächsten Saison mit aller Macht zum maximalen Erfolg führen will. Dann, im Sommer 2016, ende die Planung des FC-Bayern-Trainers Guardiola.

Nein, nein, nein, sagt Sammer, bloß keine verfrühte Debatte. Er sei "sehr eng mit Pep", und ihm, Sammer, habe Guardiola noch nicht gesagt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern werde. "Dem Pep", sagt Sammer, "geht es gerade wunderbar."

Gerade, im Sommer 2015, bekommt Guardiola ja auch den Kader für seine letzten großen Ziele.

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