FC Bayern:Wie bei Merkel und Seehofer

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Ist ein Titel für den FC Bayern genug? Karl-Heinz Rummenigge (links) und Uli Hoeneß sind sich nicht ganz einig. (Foto: AP)

Der eine mahnt, der andere fordert: Rummenigge und Hoeneß sind sich uneins, ob die Ein-Titel-Saison den FC Bayern zufrieden stellt. Dabei sind die sehr hohen Vorgaben gefährlich.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Wer etwas vom Innenleben des alten und neuen deutschen Fußball-Meisters erfahren wollte, von Strukturen, von Macht, der konnte dies am Samstagabend am Fuße des Münchner Rathausbalkons tun - und war am Ende doch kaum schlauer. Trat dort doch zunächst im Abendlicht ein Mikrofon-Mann auf die Empore, der den Fans erklärte, sie sollten sich nur ja nicht einreden lassen, dass dieser 27. Meistertitel des FC Bayern, der schon fünfte in Serie, ein "Trostpreis" sei. Nein, nein, nein, ein "Supertitel" sei das.

Sofort danach trat ein zweiter Mikrofon-Mann an die Brüstung, der durch seine weinrote Trachtenjacke ebenfalls als führender FCB-Mitarbeiter zu identifizieren war - und schon war die Verwirrung perfekt. Erklärte der zweite Mann doch im bajuwarischen Duktus eines CSU-Generalsekretärs fast das genaue Gegenteil: Überzeugt sei er, dass dieses magere Erntejahr "vielleicht nur eine Ausnahme" sei, denn: "Mit dieser Mannschaft, mit diesem Geist, wird es wieder möglich sein, mehr zu erreichen."

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Von Klaus Hoeltzenbein

Das klang nach ganz viel Politik, und nach einer Dialog-Störung, wie sie bisweilen zwischen Berlin und München zu orten ist: Frau Merkel mahnt mehr Demut an - Herr Seehofer spannt zeitgleich alle Muskeln.

Ist so eine Ein-Titel-Saison ein besseres Fußball-Jahr? Oder ein schlechteres?

Später sah man Karl-Heinz Rummenigge, den ersten Redner, und Uli Hoeneß, den zweiten Redner, zwar wieder vertraulich im Gespräch. Aber beider Dissens in dieser Sachfrage ist seit Wochen ungeklärt: Ist so eine Ein-Titel-Saison ein besseres Fußball-Jahr? Oder ein schlechteres? Bleibt es dabei, dass "ein Titel auf Dauer ein bisschen wenig für uns ist", wie es Klubpräsident Hoeneß nach den Knockouts gegen Madrid (Champions League) und Dortmund (DFB-Pokal) anmahnte? Jedenfalls feiert beim FC Bayern gerade Hoeneß auch als "Abteilung Attacke" sein Comeback.

Die Frage, die Rummenigge - öffentlich unausgesprochen - stellt, ist: Hält das so ein Kader, so ein Klub überhaupt alles aus? Wenn er mit Meisterschale in der Hand und eingangs zur Sommerpause sofort wieder unter Stress gesetzt wird? Gerade diese Elf im Umbau, die im Duo Lahm/Alonso so viel Routine verlor.

Hohe Ziele sind auch für Fußball-Firmen wichtig. Nur: Wer sie so eng am Absoluten definiert, für den werden Vorgaben zum Bumerang, sobald was schief geht. Da bleibt kein Spielraum für Experimente, geschweige denn Niederlagen.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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