Unter den Klassensprechern des Fußballs ist Philipp Lahm, genannt "Fips", seit jeher der alleroberste. Wenn es was zu sagen gibt, dann schicken sie beim FC Bayern (und früher im Nationalteam) ihn vor. Der Fips ist zwar kein Riese wie der Per (Merstesacker) oder der Manu (Neuer) und schon gar kein Strizi wie der Thomas (Müller), aber er kann außerordentlich gut Ansprachen halten ("Wir haben immer an uns geglaubt!"). Insofern überrascht es auch nicht, dass die Medienabteilung des FC Bayern ihren Kapitän jetzt zu Weihnachten wieder einmal vor eine Kamera gesetzt hat.
Weil der Fips ein so schlauer und braver Kerl ist (manche würden sagen: ein bissl stromlinienförmig ist er auch), kann man ihn ja bedenkenlos die Feiertage einleiten lassen. Und was macht der Fips? Er erlaubt sich ein Komödienstück erster Güte. Einen Schwenk zum Schmunzeln unter dem Christbaum. Ja, beinahe eine astreine Veräppelung. Krchkrch!
Adressiert ist seine Video-Botschaft an den alten Spezl Bastian Schweinsteiger ("Hi Basti!"), den der Klassensprecher noch von früher kennt. Das waren noch Zeiten, als der Fips und der Basti beim FC Bayern an Weihnachten zusammen in die Christmette ... nunja, ist ja leider nicht mehr. Früher war mehr Basti und Fips.
Heute spielt der Basti im fernen Manchester und da hatte der Fips - oder die Medienabteiltung des FC Bayern - die Idee, ihn nochmal dran zu erinnern, was das eigentich bedeutet: ein zünftiger Heiliger Abend in Bayern. "Christmas is the time to spend some quality time with your family!" klassensprechert also der Fips in feinstem Schulenglisch. Die Annahme, dass der Basti gar kein Bairisch mehr versteht, ist so weit hergeholt ja nicht. Wo er doch beim Loisl (van Gaal) in den Midlands lebt und mit der Ana (Ivanovic) wohl kaum in seinem Oberaudorfer Heimatdialekt parliert ("I mog di"). "Leg endlich mal die Füße hoch und freu' dich über ein wunderbares Weihnachtsessen", engländert der Fips.
Bier, Schnaps, Weihnachtsgans, Hendl, ein rescher Schweinsi, Ente, Würschtl, Forelle Müllerin oder Forelle Blau - all das entgeht dem Basti dort oben in England, erzählt der Fips. Und tatsächlich muss man sich die Frage stellen: Wie hält man das eigentlich aus bei Black Pudding, trockenen Pies und Minzsoße in England? Sollte Uli Hoeneß nicht umgehend ein prall gefülltes Care-Paket nach Manchester schicken? Mit Leberkäs, Presssack und Lyonern? Ein Glück, dass es den guten, britischen Truthahnbraten gibt, "den essen wir hier auch", sagt der Fips noch. Den darf der Basti aber erst "nach dem Training an Weihnachten" zu sich nehmen - höhö, diesen Seitenhieb sich sich Fips ganz genau überlegt.
Dabei ist ja alles noch viel schlimmer: Der Basti muss am "Boxing Day", dem 26.12., in England nicht nur trainieren, sondern sogar spielen! In einem echten Punktspiel bei Stoke City! Um 13.45 Uhr (Liveticker auf SZ.de), vermutlich regnet's auch noch, weil es ja immer "cats and dogs" regnet auf der Insel.
Und wenn der Basti sich nicht anstrengt am Samstag und gewinnt, dann muss wohl der Loisl bei United gehen. Kurzum: Wäre er doch in München geblieben! Beim Fips und seinem grauen Pulli aus der Herrenabteilung einer Kaufhauskette. 8111 Personen (Stand: kurz vor Weihnachten) gefiele das.
