FC Bayern vor Meisterschaft:Wann ist egal - es geht ums Wie

FC Bayern München Pep Guardiola

Zweiter Anzug für die Meisterschaft, Señor Guardiola? "Nein."

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern München kann mit einem Sieg bei Hertha BSC Berlin der früheste Meister der Bundesliga-Geschichte werden. Trainer Pep Guardiola nimmts gelassen und testet verschiedene Szenarien in der Innenverteidigung.

Von Benedikt Warmbrunn

Die Karohemden, kombiniert mit beiger Siebenachtelhose, dazu Sneakers. Der tailliert geschnittene Anzug, kombiniert mit weißem Hemd, dazu spitze Lederschuhe. Der weinrote Pullover, kombiniert mit weißem Hemd und schwarze Krawatte. Auch modisch ist der Fußballtrainer Pep Guardiola in all seinen Stilen ausführlich analysiert worden (Karohemd gleich Vorbereitung, Anzug gleich Pflichtspiel, Pullover gleich Winter), so lange zumindest, bis selbst die Mode von all den Rekorden verdrängt wurde. Nun, da der nächste Rekord ansteht, die Meisterschaft zum frühesten Zeitpunkt der Bundesliga-Geschichte, war es auch wieder angebracht, über Guardiolas Garderobe zu reden.

Pep, wollten die Reporter bei der Pressekonferenz vor der Partie des FC Bayern an diesem Dienstag bei Hertha BSC wissen, wirst du einen zweiten Anzug nach Berlin mitnehmen? Guardiola, kastanienbrauner Pullover mit überdimensionalem Rollkragen, schwarze Hose, schwarz-weiße Sneakers, runzelte die Stirn. Er überlegte. Schließlich sagte er: "Nein."

Guardiola reagiert mit aufrichtigem Unverständnis auf all die Fragen, die ihm kurz vor dem Titelgewinn gestellt werden. Er, der Ästhet, hat von diesem sonderbaren Brauch durchaus mitbekommen, dass da Bier aus Gläsern, so überdimensioniert wie sein Rollkragen, über die Köpfe von den anderen Mitfeiernden geschüttet wird. Weiter darüber nachdenken will er nicht. Wirklich nicht. "Vielleicht werde ich einfach in die Kabine gehen", sagte Guardiola, er fand, dass das schon acht Worte zu viel zu diesem Duschbrauch waren.

Pep - die Fragen nahmen kein Ende - bist du schnell genug, um den Spielern davonzusprinten? Die Guardiola-Stirn legte sich wieder in tiefste Falten. Pep, glaubst du nicht, dass sie dich erwischen werden? Entschiedene Antwort: "Nein, das glaube ich nicht."

Der Trainer geht inzwischen mit einer gelassenen Selbstverständlichkeit mit der Meisterschaft um, "natürlich", sagt er bei 23 Punkten Vorsprung nach 26 Spielen, "werden wir die Bundesliga gewinnen". Wann, das ist ihm egal. Wie, darüber denkt er nach. So hat Guardiola in den vergangenen Wochen etwa Javi Martínez vermehrt in der Innenverteidigung eingesetzt, er sieht seinen spanischen Landsmann auf dieser Position. "Manchmal kann er auch im Mittelfeld spielen", sagt Guardiola, aber dort hat er eigentlich genug Auswahl an kleinen, wendigen Spielern.

Guardiolas Vorliebe für den Innenverteidiger Martínez harmoniert nur bedingt mit den Vorlieben des Innenverteidigers Dante, den der Spanier am vergangenen Samstag beim 2:0 in Mainz ersetzte; für Dante war es der zweite Samstag nacheinander ohne Spielminute. Der Brasilianer glaubt dennoch weiter, dass Guardiola auch für ihn eine Vorliebe hat; am Montag verlängerte er seinen Vertrag bis 2017. "Es war die beste Entscheidung meines Lebens, zum FC Bayern zu kommen", sagte er. "Dante war sicherlich einer unserer besten Transfers in den zurückliegenden Jahren", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Guardiola hat Dante nicht dauerhaft aus der ersten Elf verbannt, er braucht den zuverlässigen Brasilianer in den entscheidenden Wochen, ganz besonders in der Champions League. Im Viertelfinal-Rückspiel gegen Manchester United, auch das wurde am Montag bekannt, muss der FC Bayern dafür auf die Unterstützung des Zuschauerblocks 124 verzichten. Der europäische Fußballverband Uefa hat angeordnet, dass dieser geschlossenen bleiben muss, da dort im Achtelfinale gegen den FC Arsenal homophobe Banner gezeigt wurden. Zudem muss der Verein eine Strafe in Höhe von 10 000 Euro zahlen.

Bis zum Rückspiel am 9. April wird der FC Bayern die Meisterschaft schon gewonnen haben, das glaubt auch Guardiola. Und während der bisherige Präsident Uli Hoeneß nicht nach Berlin reisen wird, nimmt Guardiola alle Spieler mit, nicht ohne Grund. "Wenn wir gewinnen, müssen wir in der Lage sein zu feiern", sagte er, "das ist sehr, sehr, sehr wichtig." Er sagte es aufrichtig ernst.

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