FC Bayern vor dem Spiel in Neapel:Zauberstunde unter dem Vulkan

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In der Champions League trifft der FC Bayern auf den SSC Neapel und will punkten. Sonst könnte sich der Dreikampf um die Achtelfinal-Plätze unangenehm zuspitzen. Doch die Münchner und ihr Trainer Jupp Heynckes haben keine guten Erinnerungen an Neapel.

Klaus Hoeltzenbein

Das Grand Hotel Vesuvio ist die Absteige der Prominenz in Neapel, es verweist stolz darauf, dass Königin Beatrix der Niederlande, König Gustav von Schweden, Hillary und Bill Clinton oder Enrico Caruso zu den Gästen zählten. Wer sich am Montagnachmittag dem 1882 erbauten Hotel zu nähern versuchte, musste den Eindruck haben, viele derer, die jemals dort nächtigten, seien noch einmal zum prominenten Stelldichein dort eingetroffen, jedenfalls ist so viel Polizia andernorts nur anzutreffen, wenn in G-8-Größenordnung getafelt wird.

Uefa-Cup-Halbfinale 1986: Diego Armando Maradona und Klaus Augenthaler, die Kapitäne des SSC Neapel und des FC Bayern, vor dem Hinspiel in Italien. Die Blauen siegten 2:0 und gewannen am Ende den Pokal. (Foto: imago sportfotodienst)

Die halbe Hundertschaft aber wachte in erster Linie über einen vor dem Portal geparkten Silberbus, dem kurz zuvor Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller entstiegen waren. Beide mit sehr, sehr selbstbewussten Botschaften über den FC Bayern im Gepäck. "Wir werden gewinnen, denke ich", teilte Müller mit: "Wegen solcher Spiele lieben wir unseren Beruf."

Schweinsteiger erzählte gar im Duktus eines alt-römischen Imperators, was sie in Neapel vielleicht noch nicht mitbekommen hatten: "Wir können uns derzeit nur selbst schlagen."

Dagegen wollen die Fußballer des SSC Neapel an diesem Dienstag ihr Veto einlegen - und sie haben keine schlechten Argumente. Seit der Rückkehr des Klubs auf die europäische Bühne, seit 2008, wurde im Stadion San Paolo kein Heimspiel verloren. In den letzten sechs Europacup-Spielen blieb der SSC dort sogar ohne Gegentor, zuletzt beim 2:0 gegen den Champions-League-Gruppengegner Villarreal. Und dies, obwohl eigentlich die Offensivreihe um Edinson Cavani aus Uruguay, den Argentinier Ezequiel Lavezzi und Marek Hamsik aus der Slowakei das Prunkstück dieser Elf ist, von der selbst Karl-Heinz Rummenigge als der "stärksten Mannschaft derzeit in Italien" schwärmt.

Das Kompliment ist zwar durch den Tabellenplatz noch nicht gedeckt, die Neapolitaner sind nach dem kleinen Betriebsunfall am Wochenende im Heimspiel gegen den FC Parma (1:2) zurückgefallen in den Kreis der Verfolger von Juventus Turin und Udinese Calcio. Dennoch befindet sich der Klub in einer erfolgreichen Renovierung, nachdem all die Tränen getrocknet sind, die am Fuße des Vesuvs fast zwei Jahrzehnte lang Diego Maradona nachgeweint wurden.

Er, der Held des Volkes und der Camorra, steht heute noch im Zentrum der Legenden über die Azzurri, die "Blauen" - ein Kapitel befasst sich sogar mit dem FC Bayern. Im April 1989 begegneten sich beide Klubs im Halbfinale des Uefa- Pokals, das die Münchner in Hin- und Rückspiel (0:2 und 2:2) verloren. Careca und Carnevale erzielten die Tore, die Zuschauerzahl wurde offiziell mit 82.000 angegeben, aber es sollen damals auch oft bis zu 100.000 gewesen sein, wenn Maradona, der Argentinier, zu seiner Zauberstunde unter dem Vulkan bat.

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Das Fassungsvermögen des Stadio San Paolo ist reduziert, offiziell dürfen an diesem Dienstag knapp 60.000 hinein, aber es gilt immer noch als eines der heißblütigsten Sport-Zentren des Kontinents. Für Jupp Heynckes ist es eine Reise in die Vergangenheit, denn er war es, der die Bayern schon gegen Maradona coachte. 1989 kam er mit einer Mannschaft, die er umgebaut hatte, Brehme und Matthäus hatten die Bayern in Richtung Inter Mailand verlassen, frisch verpflichtet worden waren Reuter, Thon und Grahammer.

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Damals gab es die Champions League noch nicht, in der die Bayern jüngst mit einem 2:0-Heimsieg gegen Manchester City beeindruckten. Neapel aber schnitt gegen Englands Tabellenführer kaum weniger imposant ab, für den SSC steht ein 1:1 in Manchester zu Buche.

Es ist also durchaus wichtig, dass die Bayern punkten, sonst könnte sich der Vorrunden- Dreikampf um die beiden Achtelfinal-Plätze noch unangenehm zuspitzen. Und Neapel ist nicht nur wegen der malerischen Kulisse eine besondere Bühne: "Es ist wichtig, was wir hier in der Champions League zeigen", betont Kapitän Philipp Lahm: "Was wir hier zeigen, registrieren auch alle anderen Mannschaften in Europa."

© SZ vom 18.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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