FC Bayern vor dem Spiel gegen Arsenal:Endlich wieder eine Herausforderung

FC Bayern München - SC Freiburg

Arjen Robben und Rafinha haben im Spiel gegen Freiburg auch ohne eigene Tore ihre Freude.

(Foto: dpa)

Beim 4:0 gegen den SC Freiburg demonstriert der FC Bayern einmal mehr, wie langweilig das Rennen um die Meisterschaft geworden ist. Nach dem Sieg denken die Münchner deshalb sofort an das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale beim starken FC Arsenal. Plötzlich herrscht wieder Anspannung.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Beim FC Bayern ist alles wie immer. Arjen Robben friert. Mit einem riesigen Plakat baten nach der Partie ein paar Fans ihr Idol: Bitte, schenk uns dein Trikot! Robben zögerte, doch er kam aus der Nummer nicht raus. Schwups: Trainingsjacke aus, Trikot runter. Noch schneller: Trainingsjacke wieder an. Der Niederländer blickte derart grimmig, als zeige das Thermometer Minustemperaturen und keine herrlich frühlingshaften 16 Grad.

Auch sonst passierte an diesem Bundesliga-Nachmittag mal wieder kaum Unerwartetes beim FC Bayern. Den SC Freiburg schickten die Münchner mit einem lockeren 4:0 (3:0) zurück in den Schwarzwald - und so stellte sich nach dem Spiel einmal mehr die Frage: Wer soll diesem FC Bayern in der Bundesliga gefährlich werden? Der Gegner stellte sich einmal mehr die Frage: Soll er froh sein, "nur" vier Gegentore kassiert zu haben? SC-Torhüter Oliver Baumann war es, irgendwie zumindest. "Ich habe ja schon mal sieben gekriegt, da sind vier noch harmlos", sagte er und räumte ein. "Sie sind einfach ein paar Klassen besser."

Freiburg kann 15 Minuten mithalten

Trainer Pep Guardiola wiederum grollte, weil es ihn nervt, dass FCB-Siege mittlerweile als selbstverständlich wahrgenommen werden. Auch diesen Wesenszug des Katalanen kennt der Fußballbeobachter mittlerweile. "Es ist immer schwierig, wenn alle Welt sagt, du musst gewinnen", schimpfte Guardiola.

Die ersten 15 Minuten konnte Freiburg tatsächlich mithalten, doch der Kopfballtreffer von Dante (19.) und die beiden schön herausgespielten Tore von Xherdan Shaqiri (34. und 42.) sorgten schnell für klare Verhältnisse. Zum Schluss räumte auch noch Claudio Pizarro ab (85.). Bundesliga-Spiele des FC Bayern sind derzeit, ja man kann es nicht anders sagen, ein wenig langweilig geworden. 46 Spiele ohne Niederlage, 13 Siege in Serie, 15 Punkte Vorsprung in der Tabelle.

Nach Schlusspfiff interessierte deswegen nur noch eines: der FC Arsenal. Am Mittwochabend steht das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale in London an, und es gilt als wahrscheinlich, dass sich Guardiola von der Fröttmaninger Arena direkt in sein Büro in der Säbener Straße kutschieren ließ. Denn ein Sieg gegen die Briten wird von aller Welt nicht ganz so selbstverständlich einkalkuliert wie ein Sieg gegen Freiburg.

Während die Bayern-Spieler während der Partie entspannt und zufrieden über den Platz geschlendert waren, als machten sie einen Spaziergang durch den Englischen Garten, war bei ihnen nach dem Spiel plötzlich Anspannung zu bemerken, sobald das Wort Arsenal fiel.

In London fehlt ein Spielbeschleuniger

Torwart Manuel Neuer, der eben auf einem Bildschirm Braunschweigs 4:2 gegen den HSV in der Wiederholung verfolgt hatte, wich das spöttisch-mitleidige Grinsen sofort aus dem Gesicht. "Wir haben das schwerste Los bekommen", klagte er. "Klar, dass das ein Knaller wird." Kapitän Philipp Lahm warnte: "Wir wissen, wie gefährlich die Mannschaft ist, da kann es auch einmal andersrum stehen." Und Thomas Müller prognostizierte: "Gegen Arsenal wird es eine härtere Nummer."

Müller vergaß jedoch nicht aufmunternd anzufügen: "Wir wissen, was Arsenal kann. Wir wissen, was wir können." Robben meinte: "Es wird ein schwieriges Spiel, aber dafür spielen wir Fußball." Endlich wieder eine Herausforderung, denkt sich offenbar mancher Bayern-Spieler. Endlich nicht mehr als Abiturient die Mathehausaufgaben von Drittklässlern lösen!

Das Spiel gegen Arsenal könnte in der Tat knifflig werden. Zwar verlor die Mannschaft von Arsène Wenger in der Premier League zuletzt gegen Liverpool 5:1, gegen Manchester United reichte es nur für ein Unentschieden. Doch Wenger hat die Mannschaft offensiver ausgerichtet, durch Zugänge wie Mesut Özil agiert sie im Vergleich zur Vorsaison gestärkt. In der Tabelle steht Arsenal hinter Chelsea verdient auf Platz zwei.

Als wäre die Aufgabe am Mittwoch nicht schon schwer genug, hat der FC Bayern auch noch ein Personalproblem. Xherdan Shaqiri spielte gegen Freiburg so frech und temporeich, dass beinahe vergessen war, dass Franck Ribéry noch eine Weile ausfällt. Doch nun fehlt ausgerechnet Shaqiri in London. In der 61. Minute musste der 22-Jährige vom Feld, später wurde festgestellt: Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel, mindestens zwei Wochen Pause. Natürlich hat der FC Bayern genügend Spieler im Kader, die auf dieser Position einspringen können. Doch ein weiterer Ideengeber und Spielbeschleuniger à la Ribéry oder Shaqiri steht nicht zur Verfügung.

Abschlusstraining in München

Pep Guardiola hat in seinem Büro in der Säbener Straße also eine Menge zu tüfteln in den kommenden Tagen. Eine Entscheidung hat der Trainer bereits getroffen. An ihr ist abzulesen, wie ernst er die anstehende Partie nimmt. Das Abschlusstraining findet nicht - wie üblich - am Spielort statt, sondern in München. Guardiola will offenbar kein Risiko eingehen. Im November in Moskau steckte das Team so lange im Stau fest, dass die letzte Übungseinheit ausfiel. Und Bundestrainer Joachim Löw reiste zuletzt beim Testspiel gegen England mit der U-Bahn zum Trainingsplatz, um dem Londoner Verkehr zu entgehen.

Arjen Robben wird sich über die späte Anreise freuen: Die Wetterprognose sagt für München Temperaturen im zweistelligen Bereich voraus, für London Regen.

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