FC Bayern vor dem Hannover-Spiel:Nerlingers Spitzen an die Konkurrenz

Frotzeleien über Tabellenführer Dortmund, ein "freundlicher Empfang" für Sergio Pinto von Gegner Hannover 96: Nach dem Einzug ins Pokalfinale verteilt Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger fröhlich seine Spitzen. Nicht einmal der erneute Ausfall von Bastian Schweinsteiger scheint den Bayern etwas auszumachen.

Gerald Kleffmann

Am Freitag hatte der FC Bayern trainingsfrei. Das mag seltsam anmuten, am Samstag bestreiten die Münchner schließlich ihr nächstes Pflichtspiel, in der Bundesliga gegen Hannover 96. Selbst für die derzeitigen Sturm&Drang-Künstler dürfte das knifflig werden.

Hertha BSC - FC Bayern Muenchen

Selbstbewusste Töne: Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger.

(Foto: dapd)

Doch nach dem Sieg am Mittwoch im Pokal-Halbfinale bei Borussia Mönchengladbach, der im Elfmeterschießen zustande kam (4:2), wollte Trainer Jupp Heynckes den Kader schonen. Als überheblich ist der Arbeitsverzicht also keinesfalls zu werten, im Gegenteil. Die Bayern haben Form und Nerven im Griff, was sich schon an einem Indikator erkennen lässt: Auf Anfrage teilen sie wieder gerne mit, wie sehr mit ihnen zu rechnen sei. Und Sticheleien gibt es gratis dazu.

Christian Nerlinger, 39, ließ am Freitag keine Gelegenheit aus, um rote Grüße an Gegner zu verschicken. Sein Kommentar zum Tabellenführer Dortmund, der auch ins Pokalfinale einzog und mit dem Nerlinger eine Frotzelbeziehung pflegt wie einst Uli Hoeneß zu Willi Lemkes Werder Bremen: "Wir haben das Spiel gegen Fürth gesehen. Wenn man sieht, was danach abgelaufen ist, kann man das als hochsympathisch bezeichnen."

Seine Spitze zielte auf jenes Theater, das Borussia-Profi Kevin Großkreutz mit seinen Provokationen gegen Gerald Asamoah ausgelöst hatte. Über Olympique Marseille, das wegen des Champions-League-Duells mit Bayern ein Ligaspiel verlegt hat, unkte Nerlinger: "Sie brauchen die Pause, die tut ihnen gut, sie haben ja keinen Lauf." Und Hannover? Kam gut weg, zunächst. "Man leistet dort hervorragende Arbeit", sagte er. Doch auch bei 96 fand Nerlinger eine Zielscheibe.

"Wir werden Herrn Pinto in München einen sehr warmen und freundlichen Empfang bereiten", versprach er selbstsicher, als hätte es die Schwächephase des FCB jüngst und die Kritik an ihm selbst nicht gegeben.

Im hitzigen Hinspiel, das Hannover 2:1 gewann, hatte Mittelfeldspieler Sergio Pinto nach Ansicht der Bayern eine Undiszipliniertheit Jérôme Boatengs provoziert, die zur roten Karte führte. "Das war nicht sauber", was einige 96er dort aufgeführt hätten, hielt Nerlinger fest. Merke: Die Bayern, das sind die mit dem Elefantengedächtnis. Sie vergessen keine Untat, und wenn der Moment gekommen ist, tröten die Fanfaren.

"Unser Ziel ist es, gegen Hannover zu gewinnen, um den Druck auf Dortmund aufrechtzuerhalten", intonierte Nerlinger kampfeslustig - und lag damit ganz auf der Linie des Vorstandschefs Karl-Heinz Rummenigge, der sich im Bayern-Magazin festlegte: "Wir haben das Tor zur deutschen Meisterschaft wieder aufgestoßen."

Dass Dortmund fünf Punkte Vorsprung hat? Bastian Schweinsteiger weiter fehlt? Englische Wochen anstehen? Alles egal. "Unser Team kann alle drei Tage Höchstleistungen abrufen", stellte Nerlinger klar - jener Nerlinger, der nach dem 0:2 in Leverkusen nicht mehr über die Meisterschaft reden wollte. Derart flexibel ist nur, richtig: das FC-Bayern-Gen.

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