FC Bayern vor dem Frankfurt-Spiel:Guardiola warnt vor Arroganz

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Josep Guardiola kann jetzt auch dieses deutsche Wort: "Achtung". (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • "Ich muss sagen: Achtung!": Bayern-Coach Guardiola passt es gar nicht, dass die Öffentlichkeit die Bayern schon zum vorzeitigen Meister kürt.
  • Seine Spieler sollen trotz des enormen Pensums konzentriert bleiben, fordert der Katalane.
  • Beim nächsten Gegner Frankfurt hadern sie mit fehlender Konstanz der Mannschaft.

Matthias Sammer schimpft über den "Wahnsinn", und Pep Guardiola sieht sich zu einer neuen, außergewöhnlichen Maßnahme gezwungen. Doch nicht etwa der nächste Gegner - die heftig angeschlagene Frankfurter Eintracht - beunruhigt den FC Bayern bei seiner Rekordjagd, sondern die Angst vor eigener Überheblichkeit oder einer Wiederholung des Frühjahrs 2015. "Wahnsinn, dieses Pensum für die Spieler. Kein Tag Pause wird uns gegönnt", sagte Sammer nach der DFB-Pokalgala beim VfL Wolfsburg (3:1) angesichts von nur 70 "freien" Stunden vor dem Gastspiel in Hessen (Freitag, 20.30 Uhr/Liveticker SZ.de): "Wir haben wenig Regenerationszeit - und wenn die nicht ausreicht und Spieler ausfallen, dann bist du machtlos."

So wie im April/Mai, als den geschwächten Münchnern das Triple aus den Händen glitt. Guardiola hat daher durchgesetzt, dass die Bayern erstmals erst am Spieltag anreisen. "Ich will, dass die Spieler heute Abend bei ihren Familien sind", sagte er am Donnerstag, und wünschte sich "bitte keine Klagen. Große Mannschaften, große Spieler brauchen schwere Situationen." Stattdessen hat der Coach Sorge vor Arroganz. "Meine Spieler lesen jeden Tag: Wir sind Meister, Pokalsieger, Champions-League-Sieger, alles ist einfach, wir sind viel besser, wir sind schön, wir sind Wahnsinn. Ich muss dann sagen: Achtung! Achtung! Achtung!"

Dass der Meister mit dem elften Sieg den Startrekord in Europas Topligen einstellen wird (Tottenham Hotspur 1960/61), bezweifelt aber niemand. Zumal die Eintracht nach dem blamablen Pokal-Aus bei Erzgebirge Aue (0:1) am Boden liegt. "Die Bayern sind in einer Wahnsinnsform, es wird das überhaupt schwerste Spiel", sagte Trainer Armin Veh. Dass sich seine Profis auf der Heimfahrt im Bus die Über-Bayern in Wolfsburg anschauen mussten, hat sie nicht angriffslustiger gemacht. Vehs Zustandsbeschreibung am Donnerstag klang nach Abstiegskampf - trotz Platz zwölf.

"Wir sind nicht stabil. Es sind zu viele, die die Klasse, die sie haben, nicht rüberbringen", sagte der Coach und sprach davon, drei Mannschaften hinter sich lassen zu wollen. "Wenn wir etwas anderes denken, wäre das total fatal", betonte Veh ernst: "Wir wollen mehr, aber wir können im Moment nicht mehr." Vorstandschef Heribert Bruchhagen sagte im kicker, dass sogar die Führungsspieler "mit sich selbst zu kämpfen" hätten. Kein einziger Spieler riefe überdies sein Potenzial regelmäßig ab.

Trainer Veh blieb (noch) verschont von der Generalkritik, einen Rücktritt wie zuletzt beim VfB Stuttgart schloss er selbst aus. Demgegenüber gleichen die Münchner Diskussionen Luxusproblemen. Sammer nannte die Ansetzung dennoch "verwunderlich" und "sehr, sehr unglücklich". Man dürfe "bitte nicht vergessen, welchen Rhythmus wir fahren!" Ein "Drama" wollte er aus der Sache jedoch nicht machen: "Jammern werden wir nicht."

Zumal Kapitän Philipp Lahm versicherte, das Team könne "das wegstecken" - obwohl auch den Spielern "der Samstag lieber gewesen wäre". Guardiola wollte den Freitag nicht zum Thema machen. Stattdessen störte er sich an der andauernden Lobhudelei. "Ich hoffe, meine Spieler sind noch auf dem Boden", sagte er. Denn: "Es sind nur sieben Punkte Vorsprung, das sind nur zweieinhalb Spiele - und unser Gegner ist gut, glauben Sie mir." Damit meinte er aber nicht die Eintracht - sondern "Verfolger" Borussia Dortmund.

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