FC Bayern vor dem Finale:Hinter verschlossenen Türen

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Das Versteckspiel vor dem Champions-League-Finale hat begonnen: Der FC Chelsea macht vage Aussagen zum Gesundheitszustand einiger Spieler, der FC Bayern wird sich diese Woche einschließen. Das Motto der Münchner: keine Störung, der Trubel ist schon groß genug.

Andreas Burkert

Nun also Chelsea. So schnell geht das im Sport, der Kalender ist vollgestopft mit Terminen, und das hat diesmal auch gute Seiten aus Sicht des FC Bayern. Schwer geschlagen ist seine Delegation aus Berlin zurückgekehrt, wo Borussia Dortmund mit dem 5:2-Triumph im deutschen Pokalfinale "ein klares Statement" abgegeben hat, wie auch der Münchner Klubpräsident Uli Hoeneß anerkennend einräumt.

Lachen bei der letzten Einheit mit Zuschauern: Bastian Schweinsteiger. (Foto: dapd)

Aber dieses denkwürdige Spiel hat schon am Montag keine große Rolle mehr gespielt bei den Münchnern. Trainer Jupp Heynckes sprach intern ein paar Fehler an, von denen es ja doch einige gegeben hatte bei der Abfuhr gegen den deutschen Meister. Aber eine ausführliche inhaltliche Aufarbeitung der Defizite erfolgte auch diesmal nicht.

Nur nicht allzu viel Ballast, das ist die Devise vor dem großen Champions-League-Finale am Samstag (20:45 Uhr) gegen den FC Chelsea. Der Trubel vor der Partie gegen den englischen FA-Cup-Gewinner ist ja schon groß genug.

Die Bayern werden sich deshalb diese Woche einschließen. Am Montag war letztmalig die Öffentlichkeit zugelassen, als sich die Spieler den Frust aus den Gliedern schüttelten; Dienstag ist trainingsfrei, bis Samstag erfolgt die Einstimmung auf den Jahreshöhepunkt dann hinter verschlossenen Türen.

Der Kapitän ist sogar schon am Montag nicht mehr sichtbar gewesen: Wie die leicht angeschlagenen Mario Gomez und Arjen Robben fehlte Philipp Lahm bei der Einheit. Der Außenverteidiger hat gegen Dortmund eine Knöchelblessur erlitten, die nun einen Arztbesuch erforderlich machte. Nach Klubangaben werde aber das komplette Trio am Mittwoch wieder beim Training mitmachen können.

Einen weiteren Ausfall neben den gesperrten Defensivspielern Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo können sich die Bayern auch nicht mehr leisten angesichts ihrer Bankbesetzung; das Team für Chelsea stellt sich von selbst auf. Diego Contento wird anstelle Alabas den Linksverteidiger geben, Heynckes wechselte den 22-jährigen Deutsch-Italiener auch deshalb gegen Dortmund beim Stand von 1:4 für die letzten 20 Minuten ein.

Für Abwehrchef Badstuber verteidigt im Zentrum der Ukrainer Anatoli Timoschtschuk, der eigentlich im defensiven Mittelfeld beheimatet ist; dass Daniel Van Buyten nach viermonatiger Pause (Mittelfußbruch), zwei Trainingswochen und soeben erfolgtem Comeback in der Reserve gegen Englands Tabellensechsten den Vorzug erhält, gilt als unwahrscheinlich. In welcher Konstellation auch immer, mahnt Arjen Robben, am Samstag sei eine bessere Abwehrleistung erforderlich. "Gegen Dortmund haben wir viele Tore hergeschenkt."

Chelsea-Teammanager Roberto Di Matteo hat sich das alles am Samstagabend live angesehen und teilte nun zu seinen Eindrücken vage mit, er habe aus Berlin "ein paar interessante Ideen mitgenommen". Konkreter wurde Chelseas Interimscoach nicht nach dem 2:1-Erfolg seines Teams beim bedeutungslosen Meisterschaftsabschluss gegen die Blackburn Rovers.

Die hohe Niederlage des Gegners werde das europäische Finale aus Münchner Sicht nicht beeinflussen, glaubt er: "Es spielt keine Rolle, wie viele Gegentore sie zuletzt kassiert haben. Bayern ist eine gute Mannschaft. Ich denke, die Chancen stehen für beide 50 zu 50."

Gegen den Absteiger aus der Premier League stand aus Di Matteos mutmaßlicher Startelf für München - Cech; Bosingwa, Luiz, Cahill, Cole; Mikel; Essien, Lampard; Kalou, Mata; Drogba - nur der ghanaische Mittelfeldspieler Michael Essien von Beginn an auf dem Feld. Zum Einsatz kam dann noch Didier Drogba (34.), der später seine Schuhe ins Publikum warf; englische Kommentatoren deuteten dies als Abschied des 34-jährigen Ivorers von der Stamford Bridge. Dort spielt Drogba seit 2004, der Vertrag läuft aus.

Ansonsten hatte auch Chelsea eine kleine Verletzung zu beklagen: Der französische Nationalspieler Florent Malouda, eine offensive Alternative fürs Mittelfeld, musste vor der Pause wegen Oberschenkelproblemen ausgetauscht werden. Ähnliche Malaisen plagen David Luiz und Gary Cahill, die in München die gesperrten Abwehrspieler John Terry und Branislav Ivanovic ersetzen sollen. "Wir werden alles versuchen, dass sie diese Woche fit werden", äußerte Di Matteo, eine Entscheidung falle wohl erst am Spieltag. Das Versteckspiel des defensivstarken Außenseiters aus London hat begonnen.

© SZ vom 15.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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