FC Bayern:Vidals Platz ist neben der Bank

Arturo Vidal würde beim FC Bayern gerne mitspielen, darf aber nicht. Viktor Skripnik hadert mit seinem Trainerstuhl. Die Sitzfußballer des Spieltags.

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Dortmunder Bank

FC Schalke 04 v Borussia Dortmund - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Was der entscheidende Unterschied zwischen dem FC Bayern (Tabellenerster) und Borussia Dortmund (Zweiter) ist? Viele sagen: die Tiefe der Bank. Während die Bayern bei engen Spielständen immer einen vielfachen Nationalspieler von der Bank bringen können (zum Beispiel Mario Götze), kann der BVB das nicht von sich behaupten. In den meisten Spielen. Nicht so im Revierderby gegen Schalke: Da rotierte Trainer Tuchel kräftig, wohl das Europapokal-Rückspiel gegen Liverpool im Sinn, und hatte plötzlich eine exquisit besetzte Bank. Lukasz Piszczek, Henrikh Mkhitaryan, Ilkay Gündogan, Gonzalo Castro, Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang - lauter Sitzfußballer, die sich schonen sollten. Immerhin Mkhitaryan und Aubameyang wurden noch eingewechselt, die Partie endete 2:2.

(ebc)

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Viktor Skripnik

Werder Bremen - FC Augsburg

Quelle: dpa

Armer Viktor Skripnik. Bremens Trainer war nach der 1:2-Niederlage in Augsburg eher schlecht gelaunt - und als es in der Pressekonferenz nach dem Spiel um seinen Job bei den abstiegsbedrohten Werderanern ging, sank die Stimmung beim Ukrainer noch einmal. "Ich kämpfe in der Bundesliga gegen 17 Fußballmannschaften und eine Medienmannschaft. Immer wird darüber spekuliert, dass ich auf einem heißen oder wackligen Stuhl sitze", klagte Skripnik. Dabei dürfte der ehemalige Profi nach der siebten Heimniederlage der Saison (Vereinsrekord!) froh sein, wenn er am kommenden Samstag gegen Wolfsburg überhaupt noch irgendwo sitzen darf. Egal, ob sein Stuhl auf der Trainerbank dann heiß, wacklig oder (ganz fies) heimlich angesägt sein sollte.

(ebc)

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Daniel Didavi

VfB Stuttgart v FC Bayern Muenchen - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Unter der Woche noch saß Daniel Didavi vor einem Computer und schrieb ein paar emotionale Gedanken auf. Dass er seit der F-Jugend VfBler sei, dass er "niemanden 'umgebracht' oder jemandem Schaden zugefügt" habe. Stattdessen hat sich der 26-Jährige nach 18 Jahren im Verein entschieden, zum VfL Wolfsburg wechseln zu wollen. Vermutlich auch, weil es dort ein bisschen mehr Geld zu verdienen gibt. "Dinge wie Hass und Beleidigungen, die meiner Meinung nach zu weit gehen", müsse er dennoch nicht akzeptieren, schrieb Didavi auf Facebook.

Gegen den FC Bayern zeigte der Mittelfeldspieler dann, warum ein Bedauern in Stuttgart immerhin angemessen ist. Im Sitzen zirkelte er den Ball am Weltmeister Manuel Neuer vorbei ins Kreuzeck. Und brüstet sich nicht einmal damit: "Dann liege ich auf dem Boden und versuche, den Ball irgendwie zu treffen - es war natürlich schön, dass der reingeht." Denn der VfB verlor 1:3 und ist weiterhin in Sorge um den Klassenverbleib. Daniel Didavi aber versprach zu seinem Abschied: "Der VfB wird immer ein erstklassiger Klub bleiben."

(hum)

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Arturo Vidal

09 04 2016 Fussball 1 Bundesliga 2015 2016 29 Spieltag VfB Stuttgart FC Bayern München in der; Arturo Vidal FC Bayern

Quelle: imago/MIS

"Arturo ist ein ganz Lieber." Das musste natürlich gesagt werden nach diesem Nachmittag in Stuttgart. Wobei einem solchen Kompliment in München, zudem ausgesprochen von Matthias Sammer, ein humoristischer Aspekt innewohnt. Der liebe Matthias, genannt Motzki, nennt Arturo Vidal, selbst ernannter Krieger, einen ganz Lieben.

Aber so geht das eben beim FC Bayern. Wenn einer mal Mist baut, schließt sich die Muschel des Klubs und schützt ihn gegen alle Angriffe. Vorher hatte Arturo Vidal, zuletzt mit starken Auftritten, fast die Mission Sieg beim VfB gefährdet. Mit drei Fouls binnen sechs Minuten stand der Chilene vor einem Platzverweis. Nach 26 Minuten wechselte ihn Trainer Guardiola deshalb aus. Vidal ging gebückt wie ein bestraftes Kind vom Platz. Und setzte sich neben der Ersatzbank auf den Boden. Dort blieb er bis zum Halbzeitpfiff sitzen, ließ sich von Kapitän Lahm eine Jacke bringen und von Thiago trösten. Vidals Gesicht erinnerte stark an einen Grundschüler, der den Klassenkameraden beim Kicken zuschauen muss. "Er will immer spielen" sagte Sportchef Sammer noch über Vidal. Vielleicht lässt ihn Lehrer Pep bald wieder.

(hum)

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André Schürrle

VfL Wolfsburg - 1. FSV Mainz 05

Quelle: dpa

Das Sitzen spielte auch bei den Fußballern des VfL Wolfsburg am Samstagabend eine übergeordnete Rolle - zumindest, wenn man den Worten von André Schürrle glaubt. Der wollte das 1:1 gegen nervende Mainzer ganz schnell abgehakt wissen, schließlich geht es für den VfL am Dienstag im Bernabéu gegen Real Madrid um den Einzug ins Halbfinale der Champions League. Schürrle erklärte also: "Es sitzt jetzt schon jeder in der Kabine, fängt bereits mit der Regeneration und dann sind wir alle am Dienstag zu 100 Millionen Prozent bereit. Da werden wir um unser Leben rennen." Die Chance, dass Wolfsburg weiterkommt, liegt nach Informationen von SZ.de übrigens trotzdem nur bei 50 Prozent.

(ebc)

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Stefan Aigner

Eintracht Frankfurt v 1899 Hoffenheim - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Eintracht Frankfurt droht ein Szenario, vor dem sich sonst nur Schulkinder fürchten. Nach der 0:2-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim zittern sie davor, sitzenzubleiben. Also wegen zu schlechter Leistung nicht versetzt zu werden. In der Bundesliga bedeutet das aber etwas anderes als in der Schule: Man bleibt nicht, sondern man muss gehen - und zwar in die Zweitklassigkeit.

Ein großes Problem der Eintracht: Die Angreifer machen ihre Hausaufgaben nicht mehr. Seit Streber-Stürmer Alexander Meier (12 Tore in 19 Spielen) mit einem Ödem im Knie ausgefallen ist, treffen die Frankfurter kaum noch das Tor. Sturmkollege Stefan Aigner denkt deswegen schon daran, sich in den Flieger zu setzen. "Was soll ich machen? Soll ich jetzt schon in den Urlaub fahren?", fragte Aigner nach der Partie gegen Hoffenheim. Ganz wollen sie sich in Frankfurt mit dem Sitzenbleiben aber nicht abfinden. "Es ist nichts verloren. Die Mannschaft macht Fortschritte - nur, dass sie keine Tore macht", hielt Trainer Niko Kovac treffend fest.

(tbr)

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Darmstädter Spieler

Hamburger SV - Darmstadt 98

Quelle: dpa

Die Darmstädter Spieler sind nicht leicht aus der Fassung zu bringen - zu beobachten vor dem Spiel gegen den Hamburger SV, als ein HSV-Fan die Scheibe ihres Mannschaftsbusses mit einer vollen Bierdose zertrümmerte. Die Darmstädter reagierten abgezockt: Sie verharrten auf ihren Plätzen wie die reinsten Sitzfußballer, bewahrten die Ruhe. Auf dem Platz gäbe es für so eine Lethargie eine Standpauke von Trainer Dirk Schuster, jetzt aber lobte er die Contenance seiner Spieler. "Ich bin absolut stolz auf die Mannschaft, wie sie mit diesen Sachen, die vorm Spiel passiert sind, umgegangen ist", sagte Schuster und über den Bierdosen-Werfer: "Ich will das gar nicht weiter kommentieren, um solchen Gipsköpfen nicht noch eine Plattform zu bieten."

(tbr)

© Süddeutsche.de/hum/trb/ebc/schma/feko
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