FC Bayern:Vidal hat den Blues

FC Bayern: "Es ist nervig, wenn es gegen einzelne Spieler geht", sagte Thomas Müller. Die Teamkollegen halten zu Vidal.

"Es ist nervig, wenn es gegen einzelne Spieler geht", sagte Thomas Müller. Die Teamkollegen halten zu Vidal.

(Foto: AFP)
  • Für Arturo Vidal läuft es sportlich nicht optimal, hinzu kommen Gerüchte über durchzechte Nächte im Trainingslager.
  • Dabei könnte der FC Bayern in diesen unruhigen Tagen eine starke Spielerpersönlichkeit gebrauchen.
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Von Sebastian Fischer, Leverkusen

Am frühen Abend lachte Arturo Vidal noch, als wolle er die Welt von seiner guten Laune überzeugen. Es war ja viele Jahre her, dass er diesen Ort, an dem seine internationale Karriere begann, zuletzt betreten hatte. Vidal trabte am Samstag erstmals seit seinem Weggang im Sommer 2011 wieder durch die Leverkusener Arena, voller Tatendrang. Als er den Rasen später verließ, senkte er seine Irokesenfrisur enttäuscht zu Boden.

Dieses 0:0 des FC Bayern in Leverkusen war in der Summe aus Münchner Sicht eines zum Abhaken. Nur für Vidal, 28, war es ein besonderer Abend am Ende einer besonderen Woche, die keine besonders gute Woche gewesen war.

Vidal bestreitet sieben Zweikämpfe, vier verliert er

Ob Vidal im Trainingslager in Katar tatsächlich Nächte durchzechte, wie es die Sportbild berichtete? Nun, ein paar Drinks zu viel wären vielleicht gar nicht so aufsehenerregend. Ginge es hier nicht um jenen tätowierten Mann aus Santiago de Chile, der im Sommer für 37 Millionen Euro zum FC Bayern wechselte, kurz nachdem er in der Heimat seinen Ferrari bei einer Alkoholfahrt zerlegt hatte. Und der seit seiner Ankunft im Sommer mit seiner kriegerischen Interpretation des Spiels oft nicht so recht eingebunden wirkt in den disziplinierten Münchner Fußball - jedenfalls gemessen an seiner Ablöse.

"In der ersten Halbzeit hatten wir Probleme mit unseren Pässen. In der zweiten mit Thiago war es besser, er hat diese Qualität", sagte Guardiola. Und Vidal? Den hatte Guardiola erstmals in der Rückrunde von Beginn an im Mittelfeld aufgestellt, wohl um ihm die Gelegenheit zu geben, mal wieder sportlich auf sich aufmerksam zu machen. Und um den aggressiven Leverkusenern einen Zweikämpfer entgegenzustellen.

Doch Vidal bestritt nur sieben Duelle, vier verlor er. Und von 22 Pässen, die er spielte, waren die meisten ohne Raumgewinn. Nach 52 Minuten verließ er das Feld für Thiago, er hielt sich das Knie (der Klub gab aber Entwarnung). Thiago gewann dann acht von zehn Zweikämpfen und spielte zehn Pässe mehr als Vidal.

Der FC Bayern braucht in diesen Tagen, in denen ein wenig Unruhe von innen und ein wenig mehr von außen kommt, starke Spielerpersönlichkeiten, wie es Vidal zweifelsohne sein könnte. Doch er soll jener Münchner sein, den Guardiola wegen Übergewicht zur Rede gestellt haben soll; und es heißt, er habe seinen opulenten Gehaltszettel offen in der Kabine liegen gelassen. Hinzu kam die - energisch dementierte - Meldung über sein Verhalten im Trainingslager. "Es ist nervig, wenn es gegen einzelne Spieler geht", sagte Thomas Müller. Die Teamkollegen halten zu Vidal.

Leverkusen hatte er 2011 als herausragender Spieler nach Turin verlassen, einen Wechsel zu den Bayern soll Bayer damals verhindert haben. Am Samstag wurde man den Eindruck nicht los, dass Vidal auch heute noch besser nach Leverkusen passen würde, wo Roger Schmidt das Spiel als forciertes Chaos auslegt. Die gefeierten Bayer-Fußballer waren der junge Jonathan Tah und sein Innenverteidigerkollege Ömer Toprak, weil sie sich wagemutig in jeden Passweg schmissen, der sich vor ihnen öffnete. Die Fans, die ihn einst verehrten, pfiffen Vidal allerdings aus, als er vom Platz trottete. Ob sie ihn in München jemals so lieben lernen, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

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